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Philosemitismus

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Material

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Stichwort Anthropologisierung des Holocaust

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Sowohl das Buch von Grass als auch das Buch von Friedrich – mit allen bestehenden Unterschieden stehen für eine sich zunehmend durchsetzende Tendenz in der öffentlichen Darbietung der Geschichte des Zweiten Weltkrieges in Deutschland, die ich als eine Tendenz der Enthistorisierung zugunsten einer Anthropologisierung von Leid charakterisieren würde. Das ganz ohne Zweifel auch von Deutschen erfahrene Leid wird dabei jedoch gänzlich entkontextualisiert. All das, was gemeinhin mit Geschichte in Verbindung gebracht wird, geht dabei verloren. Auf Kosten der in der historischen Darstellung sich auszuweisenden impliziten Bewertung der bedauerten Ereignisse wird geradezu das Gegenteil evoziert: Die Leid bedingenden, sie erst hervorbringenden Umstände werden verdrängt. Was bleibt ist die Fokussierung auf die bloße Leiderfahrung des Menschen als Menschen. Diese ist selbstverständlich allerorts und jederzeit zu bedauern. Worauf es aber ankommt ist der politische und moralische Kontext der jeweils literarisch, historiographisch oder künstlerisch niederschlagenden Urteilskraft. Dieser wird allerdings durch einen alt-neuen Leiddiskurs ersetzt, während seine Einklage und die dabei abverlangte moralische Urteilskraft mit dem gelangweilten Gestus des inflatoniert Bekannten abgewunken wird. Bestenfalls wird der historische Kontext rhetorisch des guten Tons wegen erwähnt. Alt-neu ist dieser Diskurs im übrigen deshalb, weil er in Deutschland schon immer anzutreffen war, mochte er sich in Gestalt eines ohnehin unglaubwürdigen ultramoralischen Diskurses der Selbstbezichtigung verdeckt haben, dem schon immer etwas kontraphobisches anhaftete. Aber das war nie das Gegenteil des kollektiven Bewusstseins, nur seine nach außen gekehrte bußfertige Seite.
Und der Holocaust wird sich seiner singulären Natur wegen auch bei allen verausgabten Bemühungen nicht »plausibelisieren« lassen. Schließlich ist es u.a. das immer wieder eine tiefe Beunruhigung auslösende Charakteristikum des Holocaust, dass im Unterschied zu allen versuchten Anthropologisierungen eben nicht Menschen Menschen Leid zugefügt haben, sondern ganz bestimmte Menschen, vornehmlich Deutsche, andere bestimmte Menschen, vornehmlich Juden, ihrer bloßen Herkunft wegen der Vernichtung anheim gegeben haben. Das ist das eine. Das andere ist die dabei erfolgte fundamentale Erschütterung von anthropologischen Grundannahmen menschlichen Verhaltens: Im Zentrum auch und gerade das utilitaristisch gehaltene Prinzip der Selbsterhaltung. Um hier philosophisch zu werden, ein Phänomen, das ich einmal in universalisierender Absicht als »Zivilisationsbruch« charakterisiert habe.

Diskurs "post"kommunistische Erinnerungskultur

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Die Autorin sucht das Trümmerfeld der Geschichte nach den revolutionären Wünschen ab, die darunter begraben liegen. Aber es gibt keinen unbeschadeten Zugriff auf die vergessenen Träume. Der Weg zu den vergangenen Hoffnungen führt über deren Enttäuschung, über das doppelte Scheitern der russischen Revolution, das unbewältigt immer noch anhält. Die bergende Arbeit an der Geschichte ist somit eine Arbeit der Trauer, eine Trauerarbeit, die das Buch einfordert und zugleich bereits einlöst. Es birgt eine vergangene Zukunft, die Gegenwart hätte sein können und Zukunft sein kann: „gestern morgen“.[15]

Geschichtspolitik / "Erinnerungskultur"

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Anhand zahlreicher Beispiele aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts – Faschismen, Shoah, Kolonialismus – erläutert der Text die Verbindungen zwischen den verschiedenen Segmenten der kollektiven Erinnerung, der Geschichtsschreibung und der Erinnerungspolitiken.
Die „Erinnerung“ wird oft als Synonym von Geschichte verwendet und hat die Neigung, Geschichte zu absorbieren, indem sie selbst zu einer Art metahistorischer Kategorie mutiert. Die Erinnerung fasst die Vergangenheit in einem viel großmaschigeren Netz, als es die traditionellerweise „Geschichtswissenschaft“ genannte Disziplin vermag, und sie verknüpft die Vergangenheit mit einer viel größeren Dosis an Subjektivität des „Erlebten“. Kurz, die Erinnerung erscheint als eine weniger trockene und „menschlichere“ Geschichtswissenschaft.

Linke - Islamismus und Judenhass

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