Cymbidium

Lows Kahnorchis (Cymbidium lowianum)

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Epidendroideae
Tribus: Cymbidieae
Untertribus: Cyrtopodiinae
Gattung: Cymbidium
Wissenschaftlicher Name
Cymbidium
Sw.

Die Pflanzengattung Cymbidium gehört zur Familie der Orchideen (Orchidaceae). Die 55 bis 77 Arten stammen ursprünglich aus Asien und Nordost-Australien. Der botanische Gattungsname Cymbidium leitet sich von dem altgriechischen Wort κυμβος kymbós für „Nachen, Kahn“ ab und beschreibt die elegant geschwungene, kräftige Blütenlippe.[1] Im deutschen Sprachraum werden diese Orchideen deshalb auch „Kahnlippe“,[2] „Kahnorchis“ und „Kahnorchidee“ genannt.[3]

Cymbidium-Sorten sind vor allem als Zierpflanzen bekannt und beliebt, besonders die unzähligen, großblumigen Hybriden erfreuen sich weltweiter Bekanntheit und wachsender Nachfrage. Millionen von Topfpflanzen werden jährlich in Supermärkten, Baumärkten und Gartencentern und als Schnittblumen in Floristikgeschäften verkauft, aber meist werden sie als Schnittblumen gehandelt. Reine Arten gelten zum Teil als begehrte Sammlerobjekte. In China werden sie seit mindestens 500 v. Chr. kultiviert und gezüchtet.

Illustration aus Curtis's Botanical Magazine, Volume 90, Series 3, Nr. 20, 1864, Tafel 5457 von Cymbidium tigrinum

Beschreibung

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Vegetative Merkmale

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Cymbidien-Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen mit oder ohne Pseudobulben, die Triebe entspringen sehr kurzen Rhizomen. Die Bulben sind eiförmig, ellipsoid oder spindelförmig und oft von den Blattbasen umschlossen.[4][5]

Die wenigen bis vielen Laubblätter sind zweizeilig angeordnet. Die einfachen Blattspreiten sind linealisch oder lanzettlich, seltener schmal-elliptisch. An der Blattbasis ist bei den meisten Arten ein Trenngewebe vorhanden.[4][5]

Generative Merkmale

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Blüte im Detail von Cymbidium ensifolium
Illustration aus A hand-book to the flora of Ceylon, 1898, Tafel XC von Cymbidium haematodes

Die Blütenstandsschäfte erscheinen an der Basis der Pseudobulben, seltener aus den Blattachseln. Die Blüten stehen selten einzeln, sondern meist zu vielen in aufrechten oder überhängenden Blütenständen. Die Deckblätter sind haltbar.

Die zwittrigen Blüten sind zygomorph, dreizählig und mittelgroß oder groß. Die Sepalen und Petalen sind freistehend und verschieden lang. Die Lippe ist ebenfalls freistehend oder an ihrer Basis um drei bis sechs Millimeter mit der Säule verwachsen, dreilappig und die Seitenlappen stehen oft aufrecht. Die Mittellobe ist meist zurückgebogen, die hintere Platte weist zwei Längslamellen auf, die von der Basis der Lippe bis zum Zentrum der Mittellobe verlaufen, manchmal sind die Lamellen zur Spitze hin aufgeblasen, oder in der Mitte gebrochen. Die Blütensäule ist ziemlich lang, oft leicht bogenförmig und eng geflügelt. Die wachsartigen Pollinien setzen sich entweder aus zwei gleichen Säckchen oder vier – dann in zwei ungleichen Paaren – zusammen, an ihrer Basis sind sie an einem kurzen Stielchen miteinander verwachsen.[4][5]

Die Kapselfrüchte sind eiförmig und weisen an ihrer Oberfläche mehrere Längsfurchen auf.[6]

Ökologie

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Cymbidien-Arten wachsen als autotrophe oder mykotrophe Pflanzen.

Zu den zahlreichen Bestäuber-Insekten gehören unter anderem Honigbienen, Wespen, Holzbienen und Hummeln.[7] Von der Befruchtung bis zur reifen Kapselfrucht kann es bis zu neun Monate dauern.[8] Bei einigen wenigen Arten, wie zum Beispiel Cymbidium lowii, konnte ein besonderes Phänomen beobachtet werden, das auch bei anderen Orchideengattungen wie Phalaenopsis und Vanda auftritt: Nach erfolgreicher Befruchtung verwelken die Blütenhüllblätter nicht und fallen auch nicht ab, sie bilden sich lediglich etwas zurück, vergrünen und verbleiben bis zur vollständigen Reife der Samen. Es wird vermutet, dass diese Blütenmetamorphose mittels zusätzlicher Photosynthese das Reifen der Samen begünstigen soll.[8][9]

Habitus im Habitat von Cymbidium canaliculatum

Vorkommen

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Die Gattung Cymbidium ist von Asien bis ins nördliche Australien verbreitet: China, Nepal, Nord-Indien, Japan, Malaysia, Borneo, Sri Lanka, Neuguinea und die Salomon-Inseln.[8] Die Cymbidium-Arten gedeihen in den Tropen und Subtropen bis in die alpine Höhenstufe. Die Cymbidium-Arten leben überwiegend terrestrisch oder epiphytisch, seltener lithophytisch[8], wobei die Anzahl epiphytischer Arten im waldreichen Tiefland überwiegt.[10]

Botanische Geschichte

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Erstbeschreibung

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Die Gattung Cymbidium wurde 1799 durch den schwedischen Botaniker Olof Peter Swartz in seinem Werk Nova Acta Regiae Societatis Scientiarum Upsaliensis, Series 2, 6, S. 70 aufgestellt.[11]

Kulturgeschichte

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Die Gattung Cymbidium gehört zu den ältesten kultivierten Orchideen der Menschheitsgeschichte. Bereits der chinesische Dichter, Philosoph und Gelehrte Konfuzius (551–478 v. Chr.) pries den Duft und die Schönheit von Cymbidien. Er nannte die Orchidee lánhuā (chinesisch 蘭花 „anmutige Blume“), das für lán verwendete Schriftzeichen steht in der chinesischen Kalligrafie für Anmut, Eleganz und Reinheit. Während der Song-Dynastie (960–1279) galten Cymbidien in der Zen-Malerei als besonders begehrtes Motiv. Die älteste Monografie über Orchideen in Gärten und Parks wurde von Zhao Shigeng unter dem Titel Jinzhang lanpu (chinesisch 金漳蘭譜 „Abhandlungen über Orchideen in Chin-Chang“) um 1233 verfasst. In seinem Werk beschreibt Zhao die botanischen Details sowie die korrekte Kultur von über 22 Orchideenarten, vornehmlich der Gattungen Calanthe, Phaius und eben Cymbidium.[8]

In Asien werden bestimmte Arten, zum Beispiel Cymbidium ensifolium, zu medizinischen Zwecken verwendet: In China werden die Pseudobulben gegen Magenschmerzen und Venenleiden eingesetzt. In Kambodscha, Laos und Vietnam werden die Blüten zum Auswaschen der Augen genutzt, die Blätter zur Förderung der Urinausscheidung und die Wurzeln werden bei Atemwegsproblemen verwendet.[12]

Im südasiatischen Bhutan werden die Pseudobulben und Blüten von Cymbidium hookerianum gesammelt und entweder verzehrt oder auf dem Markt verkauft. Sie gelten dort als Delikatesse und werden von den Einheimischen „Olachoto“ genannt.[13][14]

Cymbidium war die erste Orchideengattung, bei der die Vermehrung durch die sogenannte Pflanzliche Gewebekultur im Jahr 1960 erfolgreich gelang.[15]

Die Sorte Cymbidium erythraeum ‘Paradise’

Moderne

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Es werden unzählige, namenlose Cymbidium-Hybriden in Supermärkten, Baumärkten und Gartencentern und als Schnittblumen in Floristikgeschäften verkauft. Dabei wurden die Hybriden vor allem auf Großblumigkeit, Blühfreudigkeit und Robustheit gezüchtet. Topfpflanzen werden überwiegend im Freiland (z. B. auf Balkon und Terrasse) gehalten, da sie frische, bewegte Luft brauchen. Manche Arten sind sogar frosthart. Reine Arten, wie z. B. Cymbidium lowii und Cymbidium aloifolium, gelten als Raritäten und sind überwiegend bei Sammlern sehr gefragt.

Systematik

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Cymbidium aliciae
Cymbidium aloifolium
Cymbidium chloranthum
Cymbidium erythrostylum
Cymbidium goeringii
Cymbidium hookerianum
Cymbidium iridioides
Cymbidium kanran
Cymbidium lancifolium
Cymbidium madidum
Cymbidium suave
Cymbidium tracyanum

Taxonomie

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Die Gattung Cymbidium wurde 1799 durch den schwedischen Botaniker Olof Peter Swartz in seinem Werk Nova Acta Regiae Societatis Scientiarum Upsaliensis, Series 2, 6, S. 70 aufgestellt.[11] Lectotypusart ist Cymbidium aloifolium (L.) Sw. (L.) Sw.[11]

Arten und ihre Verbreitung

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Je nach Autor gibt es 55 bis 77[16] Arten:

Cymbidium ‘Doris’ ist eine Hybride aus Cymbidium insigne und Cymbidium tracyanum

Naturhybriden

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Es gibt etwa 16 Naturhybriden:

Kulturhybriden

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Cymbidium-Hybride.

Gattungshybriden

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Mehrgattungshybriden

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Wirtschaftsfaktor

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Im 21. Jahrhundert werden Millionen von Cymbidium-Schnittblumen weltweit vermarktet, Hauptabnehmer sind Länder mit gemäßigtem Klima. Hauptproduktionsländer sind Singapur, Thailand, Neuseeland und die Niederlande. In Neuseeland findet die Blumenernte von Mai bis August statt, in Thailand von Oktober bis März. Hauptimportländer sind Italien, Deutschland, Holland, Frankreich und England. Aus Indien stammt die derzeit größte In-vitro-Produktion von Cymbidium-Hybriden, ebenso der Handel mit sogenannten Alt-Bulben-Teilungen.[20]

Krankheiten und Schädlinge

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Besonders bekannt ist das Cymbidium-Mosaikvirus (CymMV), auch Cymbidium-Schwarzstreifen-Virus oder schlicht Orchideen-Mosaikvirus genannt, eine Virose, bei der die Blätter fleckig und schwarz werden und der Stängel der Pflanze von innen heraus verfault. Das Virus ist besonders bei asiatischen Orchideenfarmern gefürchtet, da eine Infektion mit hohen Verlustzahlen einhergeht und der wirtschaftliche Schaden groß ist.[9]

Gefährdung und Artenschutz

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Die Arten Cymbidium defoliatum und Cymbidium nanulum werden von der Roten Liste der IUCN als „gefährdet“ eingestuft.[21]

Quellen

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Datenblatt Cymbidium des Australian National Botanic Gardens, Canberra des CANBR = Centre for Australian National Biodiversity Research and Australian National Herbarium, Canberra.
  2. Günther Hofmeister, Albert Springer: Orchideen im Zimmer und im Garten: Ein Leitfaden für den Orchideenfreund. Im Auftrag der Deutschen Orchideengesellschaft. Paul Parey, Hamburg 1953, S. 37.
  3. a b Datenblatt der Kymbidien des Potsdamer Botanischen Gartens (deutsch); zuletzt aufgerufen am 3. Oktober 2017.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Zhongjian Liu, Xinqi Chen, Phillip J. Cribb: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 25: Orchidaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2009, ISBN 978-1-930723-90-0. Cymbidium Swartz., S. 260-268 – textgleich online wie gedrucktes Werk.
  5. a b c Jisaboru Ohwi: Flora of Japan. Smithonian Institute, Washington DC. 1965, Seite 354–355. (eingescannt; englisch.)
  6. H. Lecomte: Flore générale de l'Indo-Chine. In: Boulevard Saint-Germain, Band 6. Masson et Cie, Paris 1908–1942, S. 411. (eingescannt; französisch)
  7. Robert L. Dressler: Phylogeny And Classification Of The Orchid Family. Cambridge University Press, London 1993, ISBN 0521450586. S. 166.
  8. a b c d e Eng-Soon Teoh: Orchids of Asia. S. 36–38, 96–97.
  9. a b Tiiu Kull, J. Arditti, Sek Man Wong: Orchid Biology. S. 43–52, 252–253.
  10. David P. Banks: Tropical Orchids. S. 22.
  11. a b c Cymbidium bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 20. September 2021.
  12. Christophe Wiart: Medicinal Plants of China, Korea, and Japan: Bioresources for Tomorrow's Drugs and Cosmetics. CRC Press, Boca Raidon (FL) 2012, ISBN 1439899118. S. 101.
  13. Thomas Caspari: Nahi Gewog. In: Bhutan-German Sustainable RNR Developement Project April/May 2002, S. 1 f. (PDF (Memento des Originals vom 19. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/thomas-caspari.de; englisch).
  14. Laxmi Thapa: The research project on edible wild plants of Bhutan and the associated traditional knowledge. In: Journal of the Faculty of Agriculture, Volume 45, Issue 1, Februar 2009, S. 43, 45. Shinshu-University, Nagano, Japan. (PDF (Memento des Originals vom 24. Februar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/soar-ir.shinshu-u.ac.jp; englisch)
  15. Joseph Arditti: Micropropagation of Orchids, Band 1, Wiley & Son, London 2009, ISBN 1444300407. S. 349.
  16. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc Cymbidium. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 20. September 2021..
  17. James Herbert Veitch: Hortus Veitchii. S. 169–170.
  18. Datenblatt × Thompsonara Anon. bei POWO = Plants of the World Online.
  19. Datenblatt × Kalakauara G.F.Carr & J.M.H.Shaw bei POWO = Plants of the World Online.
  20. V. B. Singh, K. Akali Sema, Pauline Alila, Y. Y. Kikon, C. S. Maiti: Horticulture for Sustainable Income and Environmental Protection: Advances in horticultural practices fruits and ornamentals (= Horticulture for Sustainable Income and Environmental Protection, Horticulture for Sustainable Income and Environmental Protection., Band 1). Concept Publishing Company, New Delhi 2006, ISBN 8180692213. S. 342–343.
  21. Cymbidium in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2017. Abgerufen am 2017-10-03.
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Commons: Cymbidium – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien