Unter dem Namen Cyprus Confidential wurde am 14. November 2023 eine Recherche internationaler Medien veröffentlicht, die aufzeigen soll, wie russische Oligarchen über Briefkastengesellschaften auf Zypern Einfluss auf westliche Staaten und die Gemeinschaft nehmen und somit Sanktionen gegen Russland seit dem Überfall auf die Ukraine umgehen. Die Recherche wurde vom Internationalen Netzwerk investigativer Journalisten (ICIJ) und dem ZDF angestoßen.
Die rund 3,6 Millionen in den Jahren 1995 bis 2022 überwiegend auf englisch, griechisch und russisch abgefassten Dokumente[1] stammen von den sechs zyprischen Finanzdienstleistern DJC Accountants, Connectedsky, Cypcodirect, Meritservus, Meritkapital sowie Kallias & Associates und dem lettischen Unternehmen Dataset SIA,[2] das Dokumente aus dem Handelsregister Zyperns vertreibt. Sie wurden sowohl dem ZDF und paper trail media zugespielt als auch auf Distributed Denial of Secrets und dem Organized Crime and Corruption Reporting Project veröffentlicht, die diese mit dem ICIJ teilten.[3] 270 bei 69 Medien beheimatete Journalisten analysierten die Datensätze.
Insgesamt 67 russische Milliardäre waren Kunden dieser zyprischen Finanzdienstleister.[1] Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) half russischen Oligarchen dabei, Vermögen vor den Sanktionen in Sicherheit zu bringen. Dafür wurden Briefkastenfirmen auf Zypern gegründet, die das Vermögen verwalteten.[2]
Im Mittelpunkt der Recherche steht Zypern, das den Einfluss ermöglicht haben soll. Die Inselrepublik unterhält vielschichtige Beziehungen zu Russland.[4] Im Zypernkonflikt um die Besetzung Nordzyperns durch türkische Streitkräfte profitiert Zypern von der russisch-türkischen Rivalität. Die Regierung unter Präsident Glafkos Klerides bestellte das S-300-Flugabwehrraketensystem.[5] Des Weiteren profitiert die Insel von russischen Touristen und Investoren. Bis 2013 bot die zyprische Regierung über ein Programm im Gegenzug für Investitionen Visa an.[4] Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zögerte die Regierung Anastasiadis Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Die russische Bank VTB übertrug ihre Anteile an der zyprischen RCB Bank, um somit Sanktionen zu umgehen.[3][6]