Dilatanz ist die grundlegende Eigenschaft eines körnigen, granularen Materials, z. B. eines Schüttgutes oder Granulates, sein Volumen unter der Einwirkung von Scherkräften durch Auflockerung zu vergrößern. Dilatanz ist für bestimmte Zwecke notwendig.

Für die Dilatanz von Gasen und Flüssigkeiten, siehe Dilatanz (Fluid).

Entdeckung

Die Dilatanz wurde 1885 von Osborne Reynolds entdeckt.[1] Er erkannte, dass sich verdichtete körnige Materie unter Scherkräften nur dann verformen kann, wenn die Körner sich untereinander aufschieben, wodurch sich das Volumen vergrößert und die Dichte verkleinert.

Dilatanzwinkel

Der Materialkennwert für die Dilatanz ist der Dilatanzwinkel (Dilatationswinkel), der die mit der Scherverformung einhergehende Auflockerung und Volumenvergrößerung des Materials beschreibt. Er ist definiert als das Verhältnis von Volumendehnung zur Scherdehnung und wird in Grad angegeben. Der Dilatanzwinkel steigt mit zunehmendem Reibungswinkel und wird auch von der Kornform beeinflusst: scharfkantige und plattige Körner haben einen größeren Dilatanzwinkel als runde und gedrungene.

Beispiele

Kontraktanz und kritische Dichte

Sind körnige Materialien sehr locker gelagert, so vergrößert sich ihre Dichte mit zunehmendem Scherweg (Kontraktanz).

Die Dichte strebt bei großen Scherwegen gegen eine bestimmte kritische Dichte, welche mit steigendem effektiven hydrostatischen Druck zunimmt.
Dies gilt sowohl für dilatantes Verhalten, bei dem sich die momentane Dichte des Materials der kritischen Dichte von oben nähert, als auch für kontraktantes Verhalten, bei dem die kritische Dichte von unten angenähert wird.

Einzelnachweise

  1. Osborne Reynolds: On the dilatancy of media composed of rigid particles in contact, with experimental illustrations. In: Philosophical Magazine/5. Serie. Nr. 20, 1885, ISSN 1478-6443, S. 469–481.