Eine Kennzeichnung von Leitungen und Kabeln mit aufgedruckten Buchstaben- und Zahlenkürzeln dient der leichten Erkennung der Bauart und des Verwendungszwecks der elektrischen Leitung oder des Kabels in der Elektroinstallation.

Es gibt unterschiedliche Arten der Kennzeichnung: Die Kennzeichnung nach nationalen Normen, in den verschiedenen Ländern wurden unterschiedliche Kennzeichnungsschemata verwendet, und eine europaweit harmonisierte Kennzeichnung. Die harmonisierte Kennzeichnung sollte eigentlich die nationalen Normen zügig ablösen, jedoch sind bei manchen Leitungstypen weiterhin nationale Kennzeichnungen üblich.

Begriffsdefinition Kabel/Leitung

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Die Begriffe Kabel und Leitung werden häufig synonym verwendet.

Je nach Einsatzgebiet und Fachrichtung wird jedoch zwischen Kabeln und Leitungen nach verschiedenen Kriterien unterschieden:

Im Einzelfall richtet sich die Verwendung der Begriffe Kabel und Leitung nach der anzuwendenden Produktnorm.

Kennzeichnung von harmonisierten Kabeln und Leitungen nach DIN VDE 0292 und HD 361 S2/S3

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Zur einheitlichen Kennzeichnung von elektrischen Starkstromkabeln und isolierten Starkstromleitungen wurde 1976 von CENELEC ein innerhalb Europa harmonisiertes Kurzzeichensystem entwickelt und im Harmonisierungsdokument HD 361 S2/S3 festgelegt.[2]

An der Kennzeichnung lässt sich der Aufbau und mögliche Verwendung wie zum Beispiel die maximal zulässige Spannung ablesen.

Beispiel

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Beispiel für eine harmonisierte Kennzeichnung: H 07 RR – F 3 G 1,5

Typenkurzzeichen

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Kennzeichnung der Bestimmung

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Bemessungsspannung

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Die erste Spannung (U0) ist der maximal zulässige Effektivwert zwischen Außenleiter und Erde,
die zweite Spannung (U) ist der maximal zulässige Effektivwert zwischen zwei Außenleitern derselben Leitung.
Die Bemessungsspannung für Gleichspannung ist somit um Faktor Wurzel 2 (ca. 1,4) größer. H 07 entspricht es somit etwa 635 VDC / 1060 VDC.

Isolierwerkstoff

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Aufbauelemente (optional)

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Mantelwerkstoff

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wie bei Isolierwerkstoff, zusätzlich:

Aufbauart (optional)

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Leiterwerkstoff

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Leiterart

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Folgt in der Bezeichnung nach dem Bindestrich

Aderzahl

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Schutzleiter

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Aderquerschnitt

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Häufig verwendete Leitungstypen

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Gummischlauchleitungen

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Gummischlauchleitung H07RN-F 5G6 abgesetzt und vorbereitet mit Aderendhülsen für den Anschluss einer CEE Steckverbindung

Kunststoffschlauchleitung

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Normen

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Auf europäischer Ebene ist das System für die Kurzzeichen von isolierten Leitungen in HD 361 S3:1999 + A1: 2006 festgelegt. In Deutschland ist die HD 361 S3 in der DIN VDE 0292:2007-05 System für Typkurzzeichen von isolierten Leitungen umgesetzt.

Kennzeichnung gemäß deutschen Normen

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Der erste Buchstabe der Kennzeichnung ist ein „N“, was bedeutet, dass es sich um eine Normenleitung handelt. Durch Anfügen weiterer Buchstaben ergibt sich das Bauartkurzzeichen. Die Reihenfolge der Kurzzeichen gibt den Aufbau des Kabels von innen, ausgehend vom Leiter (Ader), nach außen an.

Beispiel

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Leitung NYM-J 3x1,5

Beispiel für eine Leitungsbezeichnung nach nationaler Norm: NYM-J 3x1,5

Typenkurzzeichen

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Die einzelnen Kurzzeichen bedeuten:

1. Block für Leitungen

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1. Block für Kabel

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2. Block: Leiterquerschnitt

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Genormte Querschnitte sind (Angabe in mm²):

0,50 • 0,75 • 1,0 • 1,5 • 2,5 • 4 • 6 • 10 • 16 • 25 • 35 • 50 • 70 • 95 • 120 • 150 • 185 • 240 • 300 • 400 • 500

Zusätzlich werden in der Nachrichtentechnik Adern von 0,6 mm und 0,8 mm verwendet, wobei diese Angaben angenäherte Werte der Leiterdurchmesser, somit also keine Querschnitte darstellen.

3. Block: Leiteraufbau

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4. Block: Schutzleiter

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Häufig verwendete Leitungstypen

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Stegleitung

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Stegleitung NYIF-J 5x1,5 mm²

Installationsleitung für Telekommunikation

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J: Installationskabel
Y: Leiterisolierung aus PVC
St: Elektrostatischer Schirm (Metallband, auch kunststoffkaschiert)
Y: Mantel/Schutzhülle aus PVC
2x2x0,6: 2 Paare in Sternviererverseilung mit Leiterdurchmesser 0,6 mm

Gummischlauchleitungen

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Kabel

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PVC-Erdkabel mit Aluminiumleitern NAYY

Mantelleitung

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Kurzschlussfeste Aderleitung

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Geeignet für den Einsatz als Verbindung zwischen Verteilerstromkreisen und nachgeschalteten Überstromschutzeinrichtung. Gemäß DIN VDE 0100-520:2013-06 Abschnitt 521.11 wird dafür eine erdschluss- und kurzschlusssichere Verlegung verlangt, die mit NSGAFÖU Leitungen mit flammwidriger Isolierung nach VDE 0250-602 bis zu einer Länge von 3 m erfüllt werden kann.

Normen

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In Deutschland sind die Kurzzeichen für harmonisierte Leitungen genormt in

Kennzeichnung gemäß österreichischen Normen

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In Österreich werden traditionelle Zeichen und harmonisierte Zeichen verwendet.

Typenkurzzeichen

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Beispiele

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Normen

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Die nationalen österreichischen Kurzzeichen sind aus ÖVE K20, K23, K24, K25 und K26 zu entnehmen.

Kombinierte Leitungen

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In der Automatisierungstechnik sind auch kombinierte Leitungen bekannt. Sie werden beispielsweise für die Ansteuerung von Servomotoren bzw. das Auslesen von deren Gebersystemen benutzt.

Beispiel

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(4x(2x1,5)C+2x0,75)C

Diese Leitung enthält vier mit einem Schirmgeflecht geschirmte Aderpaare mit einem Querschnitt von 1,5 mm², ein ungeschirmtes Aderpaar mit einem Querschnitt von 0,75 mm² sowie ein Schirmgeflecht als Gesamtschirm.

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Einzelnachweise

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  1. Deutsches Kupferinstitut@1@2Vorlage:Toter Link/www.kupfer-institut.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgefragt am 28. November 2011
  2. a b c Technischer Anhang und Stichwortverzeichnis, Seite 16.009. In: TKD-Kabel.de
  3. In HD 361 S3 und VDE 0292 nicht enthalten
  4. H05RN-F, Flexible Gummi-Leitung, HAR 300/500V, Kl. 5, ölbeständig, flammwidrig - www.lappkabel.de. Abgerufen am 7. März 2018.
  5. | Wellenwiderstand (Impedanz) von Telefon-Doppeladern, Hinweis zu Cat 3 (Memento des Originals vom 1. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bedienungsanleitung.elektronotdienst-nuernberg.de, abgerufen am 19. Juli 2020] Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 1. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bedienungsanleitung.elektronotdienst-nuernberg.de
  6. H.-J. Slischka: Schäden an halogenfreier Mantelleitung NHXMH, Erforderliche Maßnahmen zum Personen- und Brandschutz, Elektropraktiker, Berlin 67 (2013), abgerufen am 5. April 2022 (pdf)