Sitztanz ist ein im Sitzen ausgeführter Tanz, der zur Unterhaltung dienen, eine rituelle oder therapeutische Funktion haben kann. Alle Sitzpositionen wie Schneidersitz, auf dem Boden knien oder Sitzen auf einem Stuhl sind möglich. Die Ortsgebundenheit, die nur Bewegungen des Oberkörpers erlaubt, lässt sich durch Gestik (eine besondere Sprache mit den Händen) und Mimik (zum Beispiel Augenbewegungen) ausgleichen.

Traditioneller Sitztanz

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Sitztanz auf den Fidschi-Inseln
ʻOtuhaka. Sitztanz auf Tonga

Sitztänze kommen traditionell in vielen Kulturen vor, verbreitet sind sie im südpazifischen Raum. Es gibt Sitztänze auch in Schwarzafrika und im islamischen Nordafrika.

Sitztänze sind einzeln, als Paartanz oder in Gruppen möglich. Bei Gruppentänzen sitzen die Teilnehmer in einer Reihe, im Kreis oder in einer rechteckigen Formation auf der Erde und vollführen gleichzeitig verschiedenste rhythmische Bewegungen mit Armen, Händen und Oberkörper. Häufig wird dazu gesungen. Die Tanzenden können sich wie beim Vakamalolo-Gruppentanz[1] auf Fidschi während der Aufführung um 90 Grad drehen, sodass sie den Zuschauern zu- oder abgewandt sitzen. Beispiele für Sitztänze sind:

Pazifische Inseln

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Indonesien

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Indien

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Afrika

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Therapeutischer Sitztanz

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Seit den 1980er Jahren wird Sitztanz in Deutschland als Methode in der pädagogischen, physio- und psychotherapeutischen Arbeit angewendet. Begonnen wurde in der Arbeit mit Senioren, doch der Sitztanz kann auch bei psychisch Kranken, Koronalerkrankungen, Diabetes, Rheuma, Halbseitenlähmung, Demenz und weiteren Erkrankungen eingesetzt werden. Die Tänzer sitzen dabei meist im Kreis auf Stühlen, so kann der Körper weitgehend in seiner Gesamtheit eingesetzt werden. Handgeräte wie Tücher, Bälle, Instrumente und Wedel kommen bei einigen Tänzen zum Einsatz; Gesang, Livemusik oder Tonträger dienen der Tanzbegleitung. Diese Methode kann unter anderem seit 1991 durch einen bundesweit zertifizierten Ausbildungslehrgang zum Sitztanzleiter beim Malteser Hilfsdienst (Fachverband beim Deutschen Bundesverband Tanz) erlernt werden. Der Bundesverband Seniorentanz bietet seit 1993 ebenfalls eine Ausbildung zum Tanzleiter für Sitztänze an.

Einzelnachweise

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  1. CANTERBURY FIJIAN PARISH CONCERT:FIJIAN SITTING DANCE..VAKAMALOLO. Youtube-Video
  2. hula noho. In: Hawaiian Dictionaries.
  3. Hans Zacharias (Hrsg.): Der Tanz der Naturvölker. Kapitel 1 in: Geschichte des Tanzes. Musiker Geschichten. Von der Musik. (Bücher der Musik. Bd. 6) Reinhard Welz Vermittlerverlag, Mannheim 2005, S. 27, ISBN 978-3938622346
  4. PAC0039-19: Women decorated with Hibiscus perform traditional Yapese sitting dance, on Map Island. Yap, Micronesia. (Memento des Originals vom 28. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arcticphoto.co.uk Foto
  5. Fatele Nui-'Ti na Mauri'. Youtube-Video
  6. Dieter Christensen, Gerd Koch: Die Musik der Ellice-Inseln. (Neue Folge 5. Abteilung Südsee II.) Museum für Völkerkunde, Berlin 1964, S. 16f
  7. Eberhard Rebling: Die Tanzkunst Indonesiens. (Heinrichshofen-Bücher) Florian Noetzel, Wilhelmshaven 1989, S. 123f
  8. Margaret J. Kartomi: Meuseukat (II). (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/arrow.monash.edu.au Monash University, Melbourne
  9. Rateeb Meuseukat. Youtube-Video
  10. Margaret J. Kartomi: The development of the Acehnese sitting song-dances and frame-drum dances as part of religious conversion and continuing piety. In: Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde. 166, Nr. 1, Leiden 2010, S. 83–106
  11. Aceh’s Saman Dance to Join Batik as Part Of World’s Intangible Heritage: Official. (Memento des Originals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/jakartaglobe.beritasatu.com Jakarta Globe, 20. Oktober 2010
  12. Rajasthani Folk Dance – Teratali by Kamad Chandri & Party. Youtube-Video
  13. Minette Mans: Centering on African Practice in Musical Arts Education. African Minds, 2006, S. 36, ISBN 978-1920051495
  14. Vusabantu Ngema: Symbolism and Implications in the Zulu dance forms: Notions of composition, performance and appreciation of dance among the Zulu. University of Zululand, KwaDlangezwa 2007, S. 20. [Abgerufen am 5. Dezember 2018 (englisch)].
  15. Gerhard Kubik: Zum Verstehen afrikanischer Musik. LIT Verlag, Wien 2004, Abb. 5; ders.: Makisi nyau mapiko. Maskentradition im bantu-sprachigen Afrika. Trickster Verlag, München 1993, S. 48f
  16. Viviane Lièvre: Die Tänze des Maghreb. Marokko – Algerien – Tunesien. (Übersetzt von Renate Behrens. Französische Originalausgabe: Éditions Karthala, Paris 1987) Otto Lembeck, Frankfurt am Main 2008, S. 115–118, 143–145, ISBN 978-3-87476-563-3