Der Speyerer Auwald ist ein auf der Gemarkung der Stadt Speyer an Rhein und Berghäuser Altrhein gelegener Auwald. Er erstreckt sich zwischen der Gemarkungsgrenze zur Verbandsgemeinde Römerberg im Süden entlang dem Rheinhauptdeich zwischen diesem und zunächst dem Berghäuser Altrhein und nach dessen Einmündung in den Rhein zwischen Rheinhauptdeich und Rhein bis zum Neuen Hafen von Speyer.
Der Speyerer Auwald befindet sich zum Teil im Eigentum der Stadt, zum Teil im Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz und entlang des Rheins im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Wasser- und Schifffahrtsamt Mannheim. Stadt- und Landesforst einerseits und Bundesforst andererseits werden von zwei verschiedenen Forstämtern verwaltet.
Stromaufwärts im Bereich Dammwachthaus, der sich auf Römerberger Gemarkung erstreckt, befindet sich das Waldstück Hintere Hammelweid und die sogenannte Sick'sche Wiese, eine Stromtalwiese mit zahlreichen seltenen Arten. Besonders selten ist die am Rande der Sick'schen Wiese nachgewiesene Blaue Ödlandschrecke.[2] In einer Feuchtwiese am Dammwachthaus wurde der Große Feuerfalter nachgewiesen, eine geschützte Art nach Anhang II der FFH-Richtlinie.[3]
Der im Gegensatz zum Berghäuser Altrhein nicht mehr mit dem Rhein verbundene Altrheinarm Runkedebunk trennt innerhalb des Auwaldes die Insel Horn ab. Die Flurstücke östlich und westlich der Insel Horn und der schmale Streifen zwischen Rheinhauptdeich und Runkedebunk wird als Im Hechenich bezeichnet.
Nördlich des Rheinhauptdeiches oberhalb des Bereiches Im Hechenich, Runkedebunk, Insel Horn, befinden sich das Altgewässer Goldgrube, so genannt wegen der dortigen früheren Gewinnung von Rheingold und Löschsand[4], und die Senke Lausgrube, die sich öfter mit Druckwasser füllt. (752 kB)
Im Bereich Im Hechenich, Runkedebunk, Insel Horn und Goldgrube ließen sich Vorkommen von 15 streng geschützten Vogelarten sowie von 11 besonders geschützten oder gefährdeten Arten auffinden, davon sieben Arten, die im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie aufgeführt sind.[5]
Bechsteinfledermaus, besonders bemerkenswert fand der Gutachter aufgrund des Fanges eines trächtigen Weibchens und des geringen Aktionsradius der Art von 500 Meter den sicheren Nachweis eines Brutvorkommens,
Die Gewässer Goldgrube und Runkedebunk werden von Ringelnattern, eine sonders geschützte und gefährdete Art, besiedelt, der Rheinhauptdeich auf der Höhe der Insel Horn und die Sick'sche Wiese von Zauneidechsen.[8]
Im Bereich Runkedebunk, Goldgrube und Berghäuser Altrhein liegen Artnachweise für folgende nach der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie geschützte Arten vor:[9]
Nördlich wird das Flurstück Im Unteren Hechenich durch die Straße zur Rheinhäuser Fähre begrenzt. In diesem Bereich erreicht der Berghäuser Altrhein den Rhein. Im Endstück legt die Fähre an und während des Kalten Krieges war hier eine schwimmende Notbrücke für den Verteidigungsfall stationiert. Ein Teil des Geländes war als militärischer Sperrbezirk ausgewiesen und eingezäunt.
Es folgt das Flurstück Im Salmengrund. Der Name erinnert an die frühere bedeutende Lachsfischerei in Speyer.
Nördlich des Salmengrundes ganz im Rheinknick folgt das Flurstück Schänzel. Dann folgen die Flurstücke Ratswört und Rheinanlage, von Speyerern die Anlach genannt. Westlich zum Deich liegt dort die Herrenwiese, früher ein Ausflugsort für die Stadtbewohner, wo Freiluftkonzerte und Tanzveranstaltungen stattfanden. Im Osten der Flurstücke erstrecken sich zwei weitere Altgewässer.
Den nördlichen Abschluss des Speyerer Auwalds bildet das Flurstück An der Lußheimer Fahrt, deren Name an die Fähre nach Altlußheim[10] erinnert, und schließlich die spitz auslaufende Gemarkung Färchenwärtel. Der westliche Teil der Gemarkung An der Lußheimer Fahrt ist eine große Stromtalwiese. Die spitze Form des Färchenwärtel ergibt sich aus dem Einschnitt durch das erste von zwei Hafenbecken des Neuen Hafens von Speyer. Dort befindet sich die Schiffswerft Braun und ein Yachthafen.
Schilfröhrichte finden sich insbesondere im Bereich Goldgrube, der Schluten innerhalb der Insel Horn und im Altarm Runkedebunk.
Entlang des Berghäuser Altrheins auf der Insel Horn und am Nordrand der Insel Flotzgrün findet sich ein schmaler Streifen Weichholzauenwald vom Typ Silberweidenauenwald.
Im Bereich Gold- und Lausgrube wachsen Silberweiden-Gesellschaften.
Auf der Insel Horn findet sich ein forstlich überprägter Hartholzauenwald mit Esche und Bergahorn, aber auch naturnahe Komplexe des Stieleichen-Feldulmen-Auenwaldes (Querco-Ulmetum).
Auch die EU-Richtlinien sind in Landesrecht umgesetzt und ihre Umsetzung erfolgen durch Land und Stadt, aber ihre Ausgestaltung und Umsetzung werden letztlich durch das vorgängige EU-Recht bestimmt und es gibt auch Beschwerdeverfahren zur EU-Ebene.
Der Speyerer Auwald, gelegentlich in Speyer auch als Auwald Süd bezeichnet, ist insgesamt Teil des EU-VogelschutzgebietesDE 6716-402 „Berghäuser und Lingenfelder Altrhein“ (ohne Goldgrund und Lausgrund). Die Kurzcharakteristik lautet: Teilweise ausgebaggerte Altrheine, Weich- und Hartholzauen sowie ein System röhrichtbewachsener Gräben und seggenreicher Wiesen kennzeichnen den Auenkomplex zwischen Germersheim und Speyer.
Die Schutzwürdigkeit ergibt sich aus: Bestände der röhricht- und baumbrütenden Zielarten in beachtlichen Größen. Altwässer und große Schlammflächen u. a. für Laro-Limikolen, Enten, Gänse und andere Schwimmvögel unverzichtbares Rast- und Durchzugsgebiet.[11] Das Erhaltungsziel nach der „791-1-17 Landesverordnung über die Erhaltungsziele in den Natura 2000-Gebieten vom 18. Juli 2005“ lautet: Erhaltung oder Wiederherstellung einer strukturreichen Auenlandschaft mit einem natürlichen Mosaik aus Flachwasserzonen, Schlamm- und Kiesbänken, Röhricht, Weich- und Hartholzauenwäldern.[12]
Der Speyerer Auwald ist insgesamt Teil des FFH-GebietesDE 6716-301 Rheinniederung Germersheim-Speyer. Die Kurzcharakteristik lautet: Rheinauenlandschaft mit ausgedehnten Hartholz-Flussauenwäldern, Altarmen, Tongrubengewässern und Röhrichtbeständen. Die Schutzwürdigkeit ergibt sich aus: Rheinauen-Biotopkomplex mit überregional seltenen Pflanzengesellschaften und Tierartenvorkommen. Habitate für Wanderfische. Besondere Bedeutung als Durchzug- und Rastgebiet für Vögel. Fledermaushabitate. Altholzreiche Auwälder.[14]
Am 7. Dezember 1993 wurden vom Stadtrat Speyer u. a. folgende Zielsetzungen für den Stadtwald beschlossen:
Landespflegerische Maßnahmen und Ziele und andere, den Wald berührende Planungen sind zu berücksichtigen, insbesondere den Landschaftsplan zum Flächennutzungsplan der Stadt Speyer und den Pflege- und Entwicklungsplan für die Rheinniederung zwischen Speyer und Germersheim, sowie die Vorschriften zu Natura 2000-Gebieten (Vogelschutz- und FFH-Richtlinie). Dies beinhaltet auch die künftigen Managementpläne für die Natura 2000-Gebiete.
Zur Steigerung der Biotopvielfalt sollen kleinststandörtliche Unterschiede bei der Baumartwahl berücksichtigt werden.
Steigerung des Anteils an Überhältern, Altholzgruppen und Totholz; Verzicht auf Brennholznutzung bei den im jeweiligen Forstwirtschaftsplänen festzulegenden Waldgebieten.
Einhaltung der Zertifizierungsrichtlinien.
Für den Rheinauenwald wurde zusätzlich beschlossen:
Erhalt und Pflege naturnaher Silberweidenbestände. Erhöhung ihres Anteils in der Weichholzaue durch Umbau geeigneter Bestände bzw. durch Neuanlage.
Rückschnitt der Kopfweiden im 5-Jahresrhythmus
Umbau der Schwarznuss- und Bergahorm-Wirtschaftswälder mit naturgemäßen Arten einleiten bzw. fortsetzen (gebiets- und standorttypische Arten der natürlichen Waldgesellschaften).
Kulturpappel sparsam einsetzen, Verringerung ihres Anteils; auf Altsorten zurückgreifen, die genetisch den Schwarzpappeln näher stehen.
Im Rheinauewald soll zwischen Leinpfad und Altrheinarm die Pappel ausgezogen werden und ein Silberweiden-Flussauenwald entstehen.[15]
Durch Verordnung vom 5. August 1977 wurde aufgrund von § 16 Landespflegegesetz das Gebiet Goldgrube als geschützter Landschaftsbestandteil unter Schutz gestellt. Schutzziel ist die Erhaltung der Wasserfläche, des Ufers und des umgebenden Geländes wegen seiner landschaftlichen Eigenart und zur Erhaltung von Standorten seltener Pflanzengesellschaften.[17]
Blick auf das Waldstück Im Salmengrund, Speyerer Auwald, über den Rhein von Rheinhausen aus. Auf dem Rhein die Rheinhäuser Fähre
Im Auwald befindet sich die Anlegestelle für die Rheinhäuser Fähre, eine im Sommer betriebene Personenfähre für Wanderer und Fahrradfahrer, die Speyer mit Rheinhausen verbindet.
Bernhard Glaß: Die Entwicklung der Vogelbestände des Landschafts- und Naturschutzgebietes „Berghäuser Rheinaue“ bei Speyer in den Jahren zwischen 1957 und 1983. Bad Dürkheim 1985/86, Mitteilungen der Pollichia 73, Seiten 265–288
Bernhard Glaß: Korrekturen und Nachträge zu: „Die Entwicklung der Vogelbestände des Landschafts- und Naturschutzgebietes ‚Berghäuser Rheinaue‘ bei Speyer in den Jahren zwischen 1957 und 1983.“, Landau 1990, Fauna, Flora Rheinland-Pfalz 5 (4), Seiten 785–802
Bernhard Glaß: Die Pflanzengesellschaften der Verlandungszone am „Berghäuser Altrhein“ bei Speyer, Bad Dürkheim 1998, Mitteilungen der Pollichia 73, Seiten 35–61
Bernhard Glaß: Kritische Anmerkungen zur Wertholzerzeugung im Speyer Auenwald, Fauna, Flora Rheinland-Pfalz 10 (3), Seiten 1031–1077
Bernhard Glaß: Veränderungen der Wasservegetation (Lemnetea und Potamogetonetea) im Bereich des Berghäuser Altrheins bei Speyer in den Jahren zwischen 1957 und 1989. Fauna Flora Rheinland-Pfalz, Band 6, Heft 4, Seite 981–1033, Landau
Landesverordnung für das Landschaftsschutzgebiet Pfälzische Rheinauen, in Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz Nr. 27, November 1983
Carola Schnug-Bögerding: Landschaftsplan zum Flächennutzungsplan, Juni 2006, Bearbeitung im Auftrag der Stadt Speyer
↑L.A.U.B. Gesellschaft für Landschaftsanalyse und Umwelttechnik mbH: Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer – Landschaftspflegerischer Begleitplan –, 2006, als Antragsunterlage V ein Bestandteil der Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer, Seite 42
↑L.A.U.B. Gesellschaft für Landschaftsanalyse und Umwelttechnik mbH: Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer – Landschaftspflegerischer Begleitplan –, 2006, als Antragsunterlage V ein Bestandteil der Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer, Seite 41
↑L.A.U.B. Gesellschaft für Landschaftsanalyse und Umwelttechnik mbH: Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer – Landschaftspflegerischer Begleitplan –, 2006, als Antragsunterlage V ein Bestandteil der Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer, Seiten 35, 36, 37
↑L.A.U.B. Gesellschaft für Landschaftsanalyse und Umwelttechnik mbH: Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer – Landschaftspflegerischer Begleitplan –, 2006, als Antragsunterlage V ein Bestandteil der Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer, Seite 35
↑L.A.U.B. Gesellschaft für Landschaftsanalyse und Umwelttechnik mbH: Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer – Landschaftspflegerischer Begleitplan –, 2006, als Antragsunterlage V ein Bestandteil der Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer, Seiten 38, 39, 40
↑L.A.U.B. Gesellschaft für Landschaftsanalyse und Umwelttechnik mbH: Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer – Landschaftspflegerischer Begleitplan –, 2006, als Antragsunterlage V ein Bestandteil der Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer, Seite 41
↑L.A.U.B. Gesellschaft für Landschaftsanalyse und Umwelttechnik mbH: Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer – Landschaftspflegerischer Begleitplan –, 2006, als Antragsunterlage V ein Bestandteil der Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren Verlängerung der Start-/Landebahn am Verkehrslandeplatz Speyer, Seite 40, 41