Staatsbank der DDR
Ehemaliger Sitz der Staatsbank der DDR in der Französischen Straße in Berlin-Mitte
Ehemaliger Sitz der Staatsbank der DDR in der Französischen Straße in Berlin-Mitte
Hauptsitz Ost-Berlin
Gründung 1. Januar 1968
Auflösung/Fusion 1990
Präsident Margarete Wittkowski (1967–1974)
Horst Kaminsky (1974–1990)
Land Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Währung Mark
ISO 4217 DDM
Vorgänger

Deutsche Notenbank (1945–1967)

Nachfolger

Staatsbank Berlin (1990–1994), Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW, ab 1994)

Liste der Zentralbanken

Die Staatsbank der DDR war die Zentralbank der Deutschen Demokratischen Republik. Sie ging am 1. Januar 1968 durch Umbenennung aus der Deutschen Notenbank hervor und übernahm zum Großteil die gleichen Aufgaben. Die Staatsbank Berlin wurde per Gesetz der DDR-Volkskammer vom 29. Juni 1990 und Gültigkeit ab 1. Juli 1990 zum Rechtsnachfolger der Staatsbank der DDR. Sie trat ab dem 30. Juni 1990 in die bestehenden Verträge der Staatsbank der DDR gegenüber Dritten ein.[1] Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde die Bank von der Treuhandanstalt abgewickelt und Teile von anderen Banken übernommen (siehe auch Deutsche Kreditbank).

Geschichte

Gründung

Die Staatsbank der DDR wurde zum 1. Januar 1968 als direkte Nachfolgerin der Deutschen Notenbank gegründet. Sie war als Organ des Ministerrates die Zentral- und Emissionsbank der DDR mit Geschäftsbetrieb.

Die gesetzliche Grundlage bildete das Gesetz über die Staatsbank der DDR vom 1. Dezember 1967. Wie ihre Vorgängerin verwirklichte die Staatsbank ihre Aufgaben abhängig von staatlichen Vorgaben, „in Durchführung der Gesetze und Beschlüsse der Volkskammer, der Erlasse und Beschlüsse des Staatsrates und der Verordnungen und Beschlüsse des Ministerrates“. Parallel zu Gründung wurde die Bezeichnung der Währung der DDR in „Mark der Deutschen Demokratischen Republik“ geändert.

Zum 1. Juli 1974 übernahm die Staatsbank die Aufgaben der Industrie- und Handelsbank. Damit wurde der Ausbau des Geschäftsbetriebes zum Zwecke der Finanzierung (Kontenführung) und Finanzkontrolle aller Wirtschaftsbereiche und des Handels mit Ausnahme der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft erforderlich. Aufgaben des Bereiches Wertpapier- und Depotgeschäfte und Reisezahlungsverkehr kamen ebenfalls hinzu.[2]

Abwicklung nach der Wiedervereinigung

Am 19. März 1990, vor der Wiedervereinigung, gründeten Staatsbank und Deutsche Bank das Tochterunternehmen Deutsche Kreditbank, die erste private Bank der DDR. Die Deutsche Bank hielt 49 % der Anteile an dem neu gegründeten Unternehmen. Die Staatsbank brachte 100 Filialen aus ihrem bestehenden Geschäft ein.[3]

Zum 1. Juli 1990 trat der Staatsvertrag vom 18. Mai 1990 zwischen DDR und Bundesrepublik Deutschland in Kraft; in ihm war eine Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vereinbart. Die DDR-Bürger konnten einen Teil ihres in Mark der DDR gehaltenen Bankguthabens 1:1 und einen Teil 2:1 in D-Mark umtauschen. Ab dem Inkrafttreten der Währungsunion hatte die Deutsche Bundesbank die Notenbankfunktion auch in der DDR; die Staatsbank Berlin erledigte Abwicklungsaufgaben.[4][5] Die Eigenmittel der Staatsbank der DDR betrugen zum 30. Juni 1990 1.866 Mio. M/DDR, davon 250 Mio. M/DDR Kapital und 1.616 Mio. M/DDR Reservefonds.[6]

Die Treuhandanstalt verkaufte die verbliebenen Filialen der Staatsbank nebst Immobilien an westdeutsche Banken. Vermögen und Geschäfte der Staatsbank Berlin selbst gingen 1994 auf die Kreditanstalt für Wiederaufbau über.[7]

Aufgaben

Staatsbank der DDR – Geldsack mit Siegelzange
Umtauschbescheinigung der Staatsbank der DDR Berlin Bhf Friedrichstraße 20DM in 20M der DDR - 1987

Institutionelle Eingliederung

Präsidenten (inkl. Präsidenten des Vorgängers Deutsche Notenbank)

Staatsbankgebäude

Gebäudekomplex der ehemaligen Filiale der Staatsbank der DDR in Weimar 1968–1990 (2023)

Das denkmalgeschützte neoklassizistische Gebäude von 1889 vom Architekten Ernst Ludwig Heim am heutigen Bebelplatz, in dem die Staatsbank residierte, war bis 1945 Hauptsitz der Dresdner Bank. Diese hatte sich erfolglos um eine Rückübertragung bemüht und baute ihre neue Hauptstadt-Repräsentanz schließlich am Pariser Platz. Neue Eigentümerin des Areals wurde eine Tochtergesellschaft der Commerzbank. Jetzt ist es der Sitz des Bankhaus Löbbecke – ein Tochterunternehmen von M.M.Warburg & CO (Hamburg) und deren Hauptstadtrepräsentanz.

Das Gebäude fungierte nach 1990 zeitweise als Berliner Hauptniederlassung der Dresdner Bank, aber auch als Filmkulisse (Lola rennt). Ab 2004 wurde es als Teil des Immobilienprojekts „OpernCarrée“ durch den Hotelier Sir Rocco Forte zum Luxushotel „Hotel de Rome“ denkmalgerecht umgebaut, als Teil der Hotelkette The Rocco Forte Collection. Das Haus eröffnete am 12. Oktober 2006.

Einzelnachweise

  1. Gesetz der DDR über die Staatsbank Berlin vom 29. Juni 1990.
  2. Bundesarchiv Staatsbank der DDR Sign. DN 10
  3. Einen Schritt weiter, DER SPIEGEL 17/1990.
  4. Bundesarchiv Staatsbank der DDR Sign. DN 10
  5. Gesetz über die Staatsbank Berlin (SBkBG) Ausfertigungsdatum: 29. Juni 1990.
  6. Deutscher Bundestag Drucksache 12/4437 vom 1. März 1993.
  7. KredAnstWiAÜV Verordnung zur Übertragung des Vermögens der Staatsbank Berlin auf die Kreditanstalt für Wiederaufbau, Ausfertigungsdatum: 13. September 1994.
  8. Henning Huschka: Ersatzgeld und geldähnliche Belege in der DDR, H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, 2013, S. 246 bis 257.
  9. Gesetz über die Staatsbank der DDR vom 19. Dezember 1974.
  10. Vierte Durchführungsbestimmung zum Devisengesetz der DDR, Einkünfte von Devisenausländern, Devisenausländerkonten vom 19. Dezember 1973 (GBl. I 586).
  11. Bestimmungen der DDR zu Eigentumsfragen und Enteignungen, Ergänzende Ausgabe vom Mai 1984 zur Ausgabe vom August 1971, Herausgeber: Gesamtdeutsches Institut Bundesanstalt für Gesamtdeutsche Aufgaben, Seite 19 und 20.
  12. § 12 Abs. 2, des Gesetzes über die Staatsbank der Deutschen Demokratischen Republik vom 19. Dezember 1974 im Gesetzblatt der DDR, Teil I Nr. 62 vom 20. Dezember 1974, S. 580ff., Digitalisat.