Vickers F.B.5. Gunbus
Vickers F.B.5. Gunbus
Typ Jagdflugzeug
Entwurfsland

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Hersteller Vickers
Erstflug 17. Juli 1914
Indienststellung 5. Februar 1915
Stückzahl ca. 230

Die britische Vickers F.B.5 „Gunbus“ war das erste Flugzeug im Ersten Weltkrieg, das als reines Jagdflugzeug konzipiert war.

Entwicklung

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Die F.B.5 (Fighting Biplane 5) war ein zweisitziger bewaffneter Doppeldecker mit Druckpropeller und Gitterrumpf. Der mit einem 7,7-mm-Lewis-MG ausgestattete Bordschütze wurde vor dem Piloten platziert und verfügte nach vorn über einen nahezu unbegrenzten Sicht- und Wirkungsbereich.

Vorläufer

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Die Entstehung der F.B.5 ging zurück auf den im November 1912 von der Admiralität an den Rüstungskonzern Vickers erteilten Auftrag, ein mit Maschinengewehr bewaffnetes Kampfflugzeug zu entwickeln. Daraufhin entstand der Vickers Type 18 Destroyer[1], ein Doppeldecker mit Gitterrumpf und einem im Heck der Gondel angebrachten 60–80 PS (44–59 kW) starkem Wolseley-Umlaufmotor, der einen Druckpropeller antrieb. Die Steuerung erfolgte noch ohne Querruder durch Verwindung der deutlich gestaffelten Tragflächen. Das Flugzeug wurde im Februar 1913 auf der Londoner Olympia Aero Show[2] der Öffentlichkeit vorgestellt und erregte durch sein drehbar auf einem Pfosten im Bug gesetztes schweres Maxim-Maschinengewehr großes Aufsehen. Allerdings ging das zu schwach motorisierte und durch das Gewicht des MGs zu buglastige Ausstellungsexemplar bereits beim Erstflug zu Bruch.[3]

Auf den ersten Prototyp folgte der überarbeitete Type 18A mit dem stärkeren und zuverlässigeren 100 PS (74 kW) Gnome-Monosoupape Umlaufmotor, der am 26. November 1913 in Brooklands seinen Erstflug absolvierte. Das als E.F.B.2 (Das „E“ stand für „Experimental“) bezeichnete Flugzeug besaß ungestaffelte Tragflächen, deren obere etwas länger als die untere war. An den Seiten der Gondel waren Zelluloidfenster angebracht.

Die im Dezember 1913 als Typ 18B folgende E.F.B.3 erhielt wieder Tragflächen gleicher Spannweite; Querruder ersetzten die Flügelverwindung. Die Admiralität bestellte sechs Exemplare mit der Bezeichnung Vickers Type 30.

Der MG-Sockel und das schwere, wassergekühlte MG mit Gurtzuführung und die Unterbringung der Munitionskästen im Cockpit hatten sich inzwischen als unhandlich erwiesen und schränkten den Wirkungsbereich der Waffe stark ein, daher erprobte Vickers mit der E.F.B.4 die Verwendung des mit einer einfachen Munitionstrommel versorgten leichten Lewis-Maschinengewehrs, welches auf einem Drehzapfen angebracht war und vom Beobachter im Cockpit stehend bedient werden musste.

Noch vor der Auslieferung wurde die Konstruktion des Typs 18B im Auftrag des Kriegsministeriums zur E.F.B.5 weiterentwickelt, die vorläufig noch das halbkreisförmige Höhenleitwerk beibehielt. Dieses Vorserienflugzeug wurde im Mai 1914 auf der Olympia Aero Show gezeigt und absolvierte im Juli 1914 seinen Erstflug.

Produktion

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Der als militärischer Berater für Vickers abgestellte Major Wood ahnte, dass der Krieg unmittelbar bevorstand und der Gunbus daher bald in beträchtlicher Zahl bestellt werden würde. Überzeugt vom Gefechtswert des Flugzeugs, das soeben in Farnborough erprobt wurde, riet Wood der Firma Vickers daher dringend, mit der Herstellung von fünfzig Serienflugzeugen Vickers F.B.5 zu beginnen, ohne auf eine Bestellung zu warten. Zur Vereinfachung der Produktion wurde das Höhenleitwerk rechteckig geformt, und nach der Erprobung verschiedener Lafetten und Gondelkonfigurationen entschieden, bei der Serienfertigung den typischen stumpfen Bug zu verwenden.

Tatsächlich erhielt Vickers am 14. August 1914 drei Aufträge über 46 Flugzeuge für das RFC und zwei weitere über vier RNAS-Flugzeuge.

Ende 1914 lieferte das Werk in Crayford die ersten Vickers Gunbus aus. Die Produktionszahlen sind nicht eindeutig geklärt; insgesamt dürften bis 1918 bis zu 230 F.B.5/9 produziert worden sein[4], davon 119 in England.

In Frankreich produzierte die Darracq S.A. in Suresnes als Lizenznehmer 99 F.B.5 und F.B.9.

Zwölf F.B.5 mit den Nummern V.1-V.12 wurden 1917–18 von der Firma A/S Nielson & Winthers in Kopenhagen gebaut, wofür die dänische Tøjhusvoerkstedet im März 1916 entsprechende Lizenzen erworben hatte.

Eine Belieferung aus der italienischen Produktionsstätte Vickers-Terni in La Spezia kam nicht zu Stande, da die italienische Regierung dafür keine Exportlizenzen genehmigen wollte. Auch die Überlegung, eine F.B.10 mit italienischen 100 PS (74 kW) Isotta-Fraschini-Motoren zu bauen, wurde nicht umgesetzt.

Varianten

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Nachbauten

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Ein F.B.5 Gunbus wurde 1966 von der Vintage Aircraft and Flying Association in Brooklands zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Royal Aeronautical Society nachgebaut. Der zugehörige 100 PS (74 kW) Gnome-Monosoupape-Umlaufmotor wurde aus den Teilen von zwei eingelagert erhaltenen Exemplaren zusammengesetzt.

Einsatz

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An der Front erwies sich die aus Stahlrohrrahmen gefertigte Vickers Gunbus als gut zu beherrschendes, stabiles und solide gebautes Flugzeug; allerdings erwies sich sein in England in Lizenz gefertigter Gnome-Monosoupape Motor als wenig zuverlässig. Im April 1915 berichtete Lieutenant-Colonel H. R. M. Brooke-Popham von einem Piloten, der wegen Motorpannen bei 30 Einsatzflügen 22-mal notlanden musste.[5]

Die F.B.5 wurden zumeist einzeln oder in kleiner Zahl auf die Fronteinheiten verteilt, um Begleitschutz bei deren Einsätzen zu fliegen:

Viele F.E.5/9 dienten noch bis 1918 als Schulflugzeuge.

Einsatzländer

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Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Frankreich Frankreich
Danemark Dänemark

Bilder

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Technische Daten

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Kenngröße F.B.5 F.B.9
Besatzung 2 (Pilot und Beobachter)
Länge 8,28 m 8,69 m
Spannweite 11,13 m 10,29 m
Höhe 3,51 m 3,51 m
Flügelfläche 35,5 m² 31,6 m²
Leermasse 553 kg 467 kg
Startmasse 930 kg 826 kg
Antrieb 100 PS (74 kW)

9-Zylinder-Umlaufmotor Gnome Monosoupape

Höchstgeschwindigkeit 113 km/h 133 km/h
Steigt auf 1500 m in 16 min
Reichweite 400 km
Flugdauer 4:30 h
Dienstgipfelhöhe 2743 m 3352 m
Bewaffnung ein 7,7-mm-Lewis MG, optional kleine Bomben oder Handgranaten

Quellen

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Siehe auch

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Literatur

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Commons: Vickers Gunbus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. "Zerstörer"
  2. historicwings.com
  3. J. M. Bruce: War Planes of the First World War. Volume 3: Fighters. Macdonald, London 1969, ISBN 0-356-01490-8, S. 72
  4. Produktionszahl (abgerufen am 5. Mai 2024)
  5. J. M. Bruce: The Aeroplanes of the Royal Flying Corps (Military Wing). Putnam, London 1982, ISBN 0-370-30084-X.
  6. Gutmann, Jon / Dempsey, Harry. Pusher Aces of World War 1. Osprey Publishing, 2009. ISBN 1-84603-417-5. S. 18.