D Scharia, au Scharīʿa gschriibe, isch s religiööse Gsetz vom Islam. (Scharīʿa (شريعة ‎ / šarīʿa im Sinn vom «Wääg zur Wasserkwelle»; au: „religiööses Gsetz“, „Ritus“; abgläitet us em Wärb شرع‎ / šaraʿa /‚dr Wääg zäige, vorschriibe (au Gsetz)‘)[1]).

Definizioon

0 Länder mit ere muslimische Bevölkerigsmeerhäit oder Mitgliider vo dr OIC, wo d Scharia kä Rolle im Rächtssüsteem spiilt.
0 Länder mit eme sekulare Rächtssüsteem, wo d Scharia im Brivaträcht (z. B. Hüroot, Schäidig, Erbrächt, Sorgrächt) aagwändet wird.
0 Länder, wo d Scharia s Rächtssüsteem bildet.
0 Länder, wo d Aawändig vo dr Scharia vo Region zu Region andersch isch.
Z Afghanistan schloot e Talibaan e Frau, wil si gege die lokali Interbretazioon vo dr Scharia verstoosse het

Dr Begriff Scharia bezäichnet s islamische Rächt und umfasst alli Gsetz, wo in ere islamische Gsellschaft müesse beachtet und erfüllt wärde. „D Scharia basiert uf em Koran und uf dr Überliiferig vom normsetzende Reede und Handle vom Mohammed, wo sich vo dr Middi vom 7. Joorhundert uusebildet het.“[2] D Scharia isch aber kä fixierti Gsetzsammlig (wie öbbe dütschi Gsetzteggst im Bürgerlige Gsetzbuech oder im Stroofgsetzbuech), sondern e Methode und Methodologii zum Rächt schöpfe.[3] Es reglet die kultische und rituelle Vorschrifte العبادات ‎ / al-ʿibādāt /‚gottesdienstligi Handlige‘ vom Mensch und au sini Beziejige zu sine Mitmensche al-muʿāmalāt / المعاملات ‎ /‚gegesitigi Beziejige‘. S Gsetz basst uf, dass die religiööse Pflichte vo Jedem Gott gegenüber erfüllt wärde und au alli Beziejige vom Äinzelne zu sine Mitmensche – Vermöögensrächt, Familierächt und Erbrächt, Stroofrächt under anderem – immer däm Gsetz entspräche. Um Glaubensfrooge im ängere Sinn kümmeret sich d Scharia nit. Dr Mensch muess s islamische Rächt mit sine Bestimmige und Widersprüch aanee, ooni z kritisiere. Mä daf nume in dene Fäll noch dr Bedütig und innere Logik vo de göttlige Gsetz forsche, wenn Gott sälber e Wääg drzue zäigt. Die religiöösi Wärtig vo alle Lääbensverheltniss isch also d Grundtendänz vo dr Scharia.[4]

Under Fiqh verstoot mä hingege d Gesetzeswüsseschaft im Islam, wo d Scharia zum Thema het. Es entspricht dr iuris prudentia (Rächtswüsseschaft) vo de Röömer und gältet für alli Beziejige vom religiööse, bürgerlige und staatlige Lääbe im Islam. Die religiööse Gsetz wärde in de Büecher vom Fiqh daargstellt und sidkutiert. E „Familierächt“, „Erbrächt“, „Stroofrächt“ usw. im öiropäische Sinn kennt s islamische Rächtssüsteem nit. Si wärde in de Fiqh-Büecher vo de Rächtsschuele behandlet, mänggisch mit dütlig kontrowärse Rächtsuffassige.

Dr Underschiid zwüsche Scharia und Fiqh isch wääsentlig. D Scharia chunnt vo Gott und wird im Koran und dr Sunna offebaar und isch in iire Grundzüüg und as Wärtornig für immer und überall gültig. S Rächtssüsteam Fiqh hingeege isch us dr Scharia abgläitet und vo Mensche gmacht und doorum veränderlig und bietet Spiilruum für Kontrowärse. Fiqh isch kä Rächtssüsteem, wo für immer festgläit isch und sich nid cha verändere und überall gültig isch. Islamwüsseschaftler, Arabiste und Ethnologe (zum Bischbil d Gudrun Krämer[5], dr Thomas Bauer[6] oder d Ingrid Thurner[7]) bedoone immer wider, ass Mäinigsunderschii nid im Widerspruch zur Scharia stöön.

Litratuur

Weblingg

 Commons: Scharia – Sammlig vo Multimediadateie

Fuessnoote

  1. Im Tafsir, dr arabische Bibleübersetzig vom Saadia Gaon us em 10. Joorhundert, wird dr Begriff Scharia bzw. d Bluralform Schara’i’ an e hufe Stelle brucht, zum dr hebräisch Begriff Tora z übersetze, an andere wird die arabisch Entsprächig Taurat verwändet. Im Sinn vo Gsetz chunnt Scharia zum Bischbil in Exodus 13,9 vor: (scharīʿatu ’llāh für ‚s Gsetz vo Gott‘) und in Deuteronomium 4,44: (wa-hādhihi ’sch-scharīʿatu ’llatī..: „Und das isch s Gsetz, wo…“)
  2. Tilman Nagel: Kann es einen säkularisierten Islam geben? in: Reinhard C. Meier-Walser und Rainer Glagow (Hrsg.):Die islamische Herausforderung – eine kritische Bestandsaufnahme von Konfliktpotenzialen, aktuelle Analysen 26, Münche, 2001, Hanns-Seidel-Stiftung e. V., Akademie für Politik und Zeitgeschehen, ISBN 3-88795-241-3, S. 9–21, Online Archivlink (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF; 742 kB)
  3. Peter Heine: Ein System großer Flexibilität – Der Begriff „Scharia“ provoziert ständige Missverständnisse. Herder Korrespondenz 65, 12/2011, S. 613–617.
  4. A. J. Wensinck und J. H. Kramers (Hrsg.): Handwörterbuch des Islam. Brill, Leiden 1941, S. 674.
  5. Gudrun Krämer: Demokratie im Islam. Der Kampf für Toleranz und Freiheit in der arabischen Welt. Münche: C. H. Beck 2011, ISBN 978-3-406-62126-0.
  6. Thomas Bauer: Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams. Berlin: Verlag der Religionen im Insel Verlag 2011, ISBN 978-3-458-71033-2.
  7. Ingrid Thurner: 1001 Wege der Rechtsfindung. In: Wiener Zeitung (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), 16. Februar 2013.
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