Der Adler war den römischen Legionsadlern (Aquila) nachempfunden und bestand aus einem 1,85 kg schweren Adler aus vergoldeter Bronze auf einer blauen Stange. Unter dem Adler war ein Schild angebracht, auf dem die Nummer des Regiments stand oder bei der Kaiserlichen GardeGarde impériale.
Geschichte
Nachdem Napoleon Bonaparte sich 1804 zum Kaiser der Franzosen gekrönt hatte, übernahm er Traditionen des antiken römischen Militärs, wie die Aquila, den Reichsadler, an der Spitze der Truppenfahnen. Ihr Verlust bedeutete für die Einheit eine besondere Schmach, da die Adler von Napoléon persönlich gestiftet wurden.
Am 18. Februar 1808 erging durch Napoleon folgender Befehl:
„Der Regiments-Adler der Gegenstand der Verehrung, der Liebe, Aufopferung der Soldaten, denn es ist der ihrer Ehre, muss da seine Stelle haben, wo sich die meisten Bataillone befinden. Er soll einem Träger anvertraut werden, der die Feldzüge von Ulm, Austerlitz, Jena, Friedland mitgemacht hat und durch sein Ehrenamt den Grad, das Vorrecht und den Sold eines Premier-Lieutenants erwirbt. Mit der Bezeichnung des zweiten und dritten Adlerträgers mit dem Rang eines Sergeanten und Sold eines Feldwebels werden zwei alte, tüchtige Soldaten Ersterem zur Seite gestellt, die wegen mangelnder wissenschaftlicher Bildung nicht zum Offizier heraufrücken konnten.“
Gewöhnlich war der Adlerträger auch im Besitz des Kreuzes der Ehrenlegion, mit dem eine jährliche Pension von 250 Francs verbunden war.
In Schlachten von gegnerischen Truppen erbeutete Aigles de drapeau
Gefecht bei Krems Adler ohne Kennung (nach Bodart 2 Adler 4. Infanterieregiment und 4. Dragonerregiment[4])
20. November 1806
Gefecht bei Lateln 2. Escadron des 1e Dragoner-Regiments
1807 in Ostpreußen
Die Prittwitz-Husaren erobern den Aigle de drapeau des 55. französischen Linien-Infanterie-Regiments
7. Februar 1807
Am ersten Tag der Schlacht bei Eylau erbeutete das 1. Petersburger Dragoner Regiment den Adler des 18e régiment d’infanterie.
8. Februar
Am zweiten Tag der Schlacht von Eylau erbeutete eine russische Reiterabteilung unter General Friedrich Nikolaus Georg von Korff (1773–1823) den Adler des 10. leichten Infanterie-Regiments. Am selben Tag erbeutete das preußische Towarczys-Regiment den Adler des 51e régiment d’infanterie. Nach der Schlacht wurden noch vier weitere Adler auf dem Schlachtfeld gefunden und nach St. Petersburg geschickt.[5]
Bei dem Überfall bei Hall durch die Tiroler unter Major Martin Teimer von Wildau und durch die Kapitulation bei Innsbruck (11. April) verloren die Franzosen einen Adler.[6]
In der Schlacht bei Wagram nahm Oberleutnant Mathias Dittmayer von Rußfelden vom Infanterie-Regiment Argenteau den Adler des 106e régiment d’infanterie.[8]
18. September 1809
Im Laufe der Gefechte bei Peterswalde wird von den Österreichern ein Adler erobert[9]
Außerhalb Europa
24. Februar 1809
bei der Kapitulation von Martinique wurde der Adler des 82. Linien-Infanterie-Regiments und der des 2. Bataillons des 26. Linien-Infanterie-Regiments übergeben
6. Februar 1810
bei der Kapitulation von Guadeloupe wurde der Adler des 66. Linien-Infanterie-Regiments übergeben
1809–1812 auf der Iberischen Halbinsel
19. Juli 1808
Bei der Kapitulation von Bailen wurden die Adler des 2. Bataillons der 1. Regiments der Pariser Garde und des 2. Bataillons des 2. Regiments der Pariser Garde übergeben[10]
18. Oktober 1809
Im Gefecht von Tamames erbeuteten die siegreichen Spanier den ersten französischen Adler im Kampf im Spanischen Unabhängigkeitskrieg.
20. August 1810
Als die Portugiesen unter Francisco da Silveira Pinto da Fonseca Teixeira (1763–1821) die Grenzfestung Puebla de Sanabria angriffen und die französische Garnison kapitulierte, musste die von General Jean Mathieu Seras befehligte Division ihren Adler herausgeben.
Im Gefecht bei Foz de Arunce verliert des 39. Linien-Infanterie-Regiment seinen Adler
15. März 1811
Als Marschall André Masséna und seine Truppen aus Portugal vertrieben wurden, gingen in den Gefechten bei Foz d’Aronce dem 27e régiment d’infanterie und dem 69e régiment d’infanterie ihre Adler verloren. Sie wurden von den Engländern im Flüsschen la Ceyra gefunden.
27. August 1811
In einem Rückzugsgefecht im Königreich Leon nahmen die Spanier unter General Francisco Javier Abadía den Adler des 6e régiment d’infanterie in der Division Dorsenne.[11]
Nach der Besetzung Madrids durch die Engländer fielen diesen bei der Übergabe des Forts El Retiro mit den dort befindlichen Vorräten aller Art auch die Adler zweier französischer Linien-Regimenter in die Hände.[13]
Am Pass von Maya ging der Adler des 28. Linien-Infanterie-Regiments verloren[15]
31. Oktober 1813
Bei der Kapitulation von Pamplona wurde der Adler des 51. Linien-Infanterie-Regiments übergeben
14. Februar 1814
Bei der Kapitulation von Lerida wurde der Adler des 42. Linien-Infanterie-Regiments übergeben
Russlandfeldzug 1812
Nicht klar ist die Anzahl der im Russlandfeldzug 1812 verlorenen Adler, da viele auf dem Rückweg auch versteckt wurden. Regnault hat aber die Verluste in einigen Schlachten verzeichnet.
18. Oktober 1812
In der Schlacht bei Tarutino verlieren die Franzosen den Adler des 1. Kürassier-Regiments
5. und 8. November 1812
Auf dem Rückzug von Wjasma der Adler des 28. Dragoner-Regiments
Als General Jacques-Pierre-Louis Puthod im Gefecht bei Plagwitz unweit Löwenberg in Schlesien kapitulierte, mussten das 147e régiment d’infanterie und das 149e régiment d’infanterie ihre Adler herausgeben, einen davon an das russische 28. Jäger-Bataillon.
30. August 1813
In der Schlacht bei Kulm erbeutete die österreichische Infanterie die beiden Adler des 13. leichten Infanterie-Regiments und des 60e régiment d’infanterie.
17. September 1813
Im Gefecht bei Arbesau nahmen die Österreicher einen weiteren Adler.
16. Oktober 1813
In der Völkerschlacht bei Leipzig erbeutete das Mecklenburg-Strelitzische Husaren-Regiment bei Möckern den Adler der Artillerie der Marins de la Garde impériale. In der Schlacht ging eine unbekannte Zahl von Adlern verloren, nach Regnault: der Adler des 145. Linien-Infanterie-Regiments bei Wetteritz,
19. Oktober 1813
Bei Sturm auf Leipzig wird der Adler des 143e régiment d’infanterie erobert[17]
02. Dezember 1813
Als die preußische Truppen bei Neuss über den Rhein setzten und die Stadt befreiten, erbeutete das 14. Infanterie-Regiment den Adler des 150e régiment d’infanterie.
13. Januar 1814
Als das preußische IV. Armeekorps unter Tauentzien das noch französisch besetzte Wittenberg erstürmte, erbeutete es den Adler des 123e régiment d’infanterie.
Während der ersten Restauration vom April 1814 bis zum Februar 1815 wurden die Adler zerstört. In seiner Herrschaft der Hundert Tage ließ Napoléon neue Adler anfertigen, die qualitativ aber nicht an die ersten heranreichten. Zwei von diesen gingen dann auch bei Waterloo verloren. Die übrigen wurden dann in der erneuten Restauration zerstört, so dass heute nur noch wenige Adler erhalten sind.
Die britische Armee hat Truppenteile, die diese Adler erobert haben, besonders ausgezeichnet. So tragen noch heute die Traditionsnachfolger dieser Regimenter ein besonderes Abzeichen.
Nach Georg Alt befanden sich 1816 in der Garnisonkirche in Berlin zudem folgende Adler:
Adler des 10e régiment d’infanterie
Adler mit Fahne der Nationalgarde des Departements de la Marne
Adler mit Fahne der Nationalgarde des Departements de la Moselle
Adler ohne Nummer erobert bei Möckern
Fiktiv
In der Serie Die Scharfschützen erwirbt der Hauptcharakter Leutnant Sharpe besonderen Ruhm durch die Eroberung eines Aigle de drapeau.
Literatur
Jaromir Hirtenfeld (Hg.): Die französischen Adler. In: Militair-Zeitung, Wien, Jg. 13 (1860), Nr. 64 vom 11. August 1860, S. 507–508 (S. 507).
Georg Alt: Das Königlich Preußische stehende Heer, Band 1, S.43f Liste eroberter Adler während der Befreiungskriege
Jean Regnault, Les aigles impériales et le drapeau tricolore: 1804-1815, Anhang 1, Les Aigles perdues 1804-1815
Fußnoten
↑Zur Wiedereinführung 1854 siehe Liliane und Fred Funcken: Historische Uniformen. 19. Jahrhundert. 1850–1900: Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Österreich, Russland. Infanterie, Kavallerie, technische Truppen, Artillerie. Prisma-Verlag, Gütersloh [1985], ISBN 3-570-11461-9, S. 32 f.
↑Die französischen Adler. In: Militair-Zeitung, Wien, Jg. 13 (1860), Nr. 64 vom 11. August 1860, S. 507–508; dort die im Folgenden wiedergegebenen Verluste und weitere.
↑Nach Regnault gingen Verloren: Die Adler der Infanterie-Regimenter 10./18./44./51. sowie am 14. Februar bei Bichersdorf der Adler eines Dragoner-Regiments
↑Nach Regnault: 3. Bataillon des 2. Linien-Infanterie-Regiments
↑nach Regnault: Vermutlich, Nach Edward Fraser, War Drama of the Eagles, Kapitel 9, wurde der Adler vom 28. Britischen Infanterie-Regiment gefunden; er befand sich danach in der Chapel Royal in Whitehall, wo er später verschwand
↑nach Regnault das 140. Linien-Infanterie-Regiment
↑Friedrich Rudolph : von Rothenburg, Schlachten, Belagerungen und Gefechte in Deutschland und den angrenzenden Ländern. Seit dem 1. Januar 1814 bis zum 10. September 1815, S.71