Alfons Spielhoff (* 3. Juli 1912 in Essen; † 9. Dezember 1987) war Dortmunder Kulturdezernent.

Überregional bekannt wurde er als einer der Initiatoren einer neuen Kulturpolitik in der Bundesrepublik der 1970er Jahre. Mit seiner Parole „Kulturpolitik ist Gesellschaftspolitik“ trat er für eine dezentrale Kulturarbeit in Vorstädten und soziokulturellen Szenen ein. Seine Initiative zur Aufgabe des Philharmonischen Orchesters und zur Umfunktionierung des neuen, repräsentativen Opernhauses führte in Dortmund zu heftigen Auseinandersetzungen und Demonstrationen.

Leben

Alfons Spielhoff wuchs auf in der bündischen Jugend, nach 1933 war er in der Hitlerjugend. Er studierte in Berlin Auslandswissenschaft, nach dem Diplom wurde ihm die Promotion wegen zweimaliger Gestapo-Haft verweigert. Als Soldat wurde er 1944 wegen Wehrkraftzersetzung verurteilt und in Toulon inhaftiert, konnte aber desertieren. Bis Sommer 1945 war er Kriegsgefangener in Frankreich.

1950 wurde Spielhoff über das Thema seiner Dissertation „Die Technik als Problem der Kulturwissenschaft“ promoviert. Seit 1951 engagierte sich Spielhoff in der SPD, der GEW, der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) sowie seit den 1960er Jahren auch in der Humanistischen Union. Von 1958 bis 1959 war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Friedensverbände und von 1962 bis 1974 Kulturdezernent der Stadt Dortmund.

Neue Kulturpolitik

Als Mitglied des Kulturausschusses des Deutschen Städtetages und des Tarifausschusses des Deutschen Bühnenvereins engagierte sich Spielhoff gegen die Konzentration der städtischen Kulturetats auf wenige repräsentative Bereiche, vor allem die Theater.[1] Durch die stetige Steigerung der Personalkosten in diesem Bereich befürchtete er eine Blockade aller anderen kulturellen Aktivitäten. Als Dortmunder Kulturdezernent trat er deshalb 1973 für eine Aufgabe des philharmonischen Orchesters und eine Reorganisation der verbleibenden Bereiche des Dortmunder Stadttheaters ein.[2] Viele seiner in diesem Kontext entwickelten Ideen wurden erst deutlich später und anderswo umgesetzt, etwa sein Vorschlag, die Theater nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen als GmbH zu führen, oder sein Vorschlag zur Gründung einer kommerziellen Sparte im Bereich der Unterhaltungsmusik und des Musicals. Spielhoffs Schließungspläne wurden vom Rat der Stadt Dortmund 1974 zurückgewiesen.[3]

Sein Engagement für die Soziokultur setzte Spielhoff auch überregional fort, unter anderem in der Kulturpolitischen Gesellschaft. In Dortmund setzte die systematische Förderung der freien Kulturszene und der Stadtteilkulturarbeit erst in den 80er Jahren ein.[4]

Ehrungen

In Dortmund ist der „Alfons-Spielhoff-Platz“ nach ihm benannt, an dem das freie Theater Fletch Bizzel liegt.

Veröffentlichungen

Sekundärliteratur

Quellen und Einzelnachweise

  1. Günter Strüder, Neue Kulturpolitik im Ruhrgebiet, S. 45
  2. Alfons Spielhoff, Stadt Dortmund, Kulturverwaltung, Exposé II zur Frage der Finanzierung von Kulturorchester, Musiktheater und Schauspiel, Diskussionsgrundlage für die SPD-Fraktion des Rates der Stadt Dortmund, Dortmund 1973
  3. vgl. Mathias Bigge, Kulturpolitik im Ruhrgebiet, S. 521
  4. Günter Strüder, Neue Kulturpolitik im Ruhrgebiet, S. 46ff.