Alfred Bester (* 18. Dezember 1913 in Manhattan, New York; † 30. September 1987 in Doylestown, Pennsylvania) war ein US-amerikanischer Science-Fiction-Autor. 1953 gewann er für seinen Roman The Demolished Man den ersten Hugo Award.

Leben

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Bester wuchs als Sohn jüdischer, aber nur wenig religiöser Eltern auf. 1926 hatte er erstmals Kontakt zur Science-Fiction, als er an Zeitungsständen Ausgaben von Hugo Gernsbacks Amazing Stories las. Sein Leseinteresse an der SF blieb bestehen, von den Geschichten der folgenden Pulp-Ära allerdings zeigte er sich eher gelangweilt.[1]

Alfred Bester studierte an der University of Pennsylvania Naturwissenschaften und Kunstgeschichte[2]. 1935 schloss er mit einem Bachelor of Arts ab, 1936 heiratete er. Der Übergang ins Berufsleben allerdings misslang ihm aus persönlicher Orientierungslosigkeit, er studierte erneut, mehrere Jahre Jura an der Columbia University und begann dann mit dem Verfassen von SF-Texten. Seine erste Story reichte er als Beitrag eines Kurzgeschichtenwettbewerbs bei Thrilling Wonder Stories ein, nach einer Überarbeitung durch die Herausgeber Mort Weisinger und Jack Schiff wurde sie dort angenommen und im April[2] 1939 als The Broken Axiom veröffentlicht.[1]

Von Autoren wie Henry Kuttner, Manly Wade Wellman, Edmond Hamilton und Otto Binder, die er zu dieser Zeit kennenlernte, lernte er einige Grundtechniken des Schreibens. Bis 1942 erschienen 13 weitere Geschichten, nach eigener Aussage qualitativ eher „Fingerübungen“. Unter ihnen ist die im September 1941 in Astounding veröffentlichte Endzeitgeschichte Adam And No Eve, die bekannteste und meist als beste eingestufte[2]. In ihr erkennt der letzte noch lebende Mensch, dass sein Leib allein neues Leben auf die tote Erde bringen kann, indem er ins Meer kriecht und dieses so „befruchtet“. Weisinger und Schiff wechselten 1942 dann das Genre und wandten sich den Comics zu, Bester vollzog diesen mit und verfasste nach einer Einführung durch Bill Finger Manuskripte für Comics wie Superman, Captain Marvel oder Green Lantern. Ab 1946 schrieb er dann für Hörspielserien wie Charlie Chan, Nero Wolfe oder Hercule Poirot, ab 1950 auch für das Fernsehen.[1]

Aufgrund der starken produktionstechnischen Beschränkungen in diesen Serien war Bester allerdings frustriert. Auf Bitten von Horace L. Gold hin wandte er sich dann erstmals seit 1942 wieder der Science-Fiction zu[2]. Nach einem kurzen Gastspiel bei John W. CampbellsAstounding“ schrieb er bis 1959 nicht nur über ein Dutzend Kurzgeschichten, sondern vor allem auch jene beiden Romane, die heute als seine Hauptwerke gelten: The Demolished Man von 1952 und The Stars My Destination von 1957.[1]

The Demolished Man ist eine Polizeigeschichte, in der Telepathie eine verbreitete und erfolgreiche Methode zur Verbrechensbekämpfung ist. Ein wichtiger Aspekt der Geschichte ist ein Jingle mit enormer Ohrwurm-Qualität, die der Protagonist in seinem Kopf hat, um seine Gedanken vor zufälligen Abtastungen zu schützen und so den Gesetzeshütern zu entgehen. Der Roman – den Bester um Science-Fiction-Elemente bereinigt auch als Kriminalroman unter dem Titel Who He? veröffentlichte – wurde der erste Träger des Hugo Award.[1]

The Stars My Destination (in England und Deutschland veröffentlicht als Tiger! Tiger!) ist die Geschichte um Gully Foyle, Matrose eines Raumschiffes, der nach einer Havarie von einem vorbeikommenden Schiff nicht gerettet wird, trotzdem überlebt und daraufhin Rache für seine unterbliebene Rettung sucht. Die Geschichte orientiert sich an Alexandre DumasDer Graf von Monte Christo, gibt ihm unter anderem aber durch in der damaligen Science-Fiction seltene avantgardistische typographische Elemente ein eigenes Gepräge.[1]

Nach diesen Erfolgen ging Besters Produktivität aber allmählich wieder zurück, statt Belletristik schrieb er hauptsächlich Kolumnen und Rezensionen, unter anderem für The Magazine of Fantasy & Science Fiction sowie die Zeitschrift Holiday, für die er ab 1967 auch herausgebend tätig war und die er erst 1970 nach ihrem Verkauf verließ.[1]

Erst 1974 dann erschien ein neuer Roman von Bester, The Computer Connection, der allerdings – nicht zuletzt von ihm selbst – als eher missraten bewertet wurde. In den folgenden beiden Jahren erschien neben zwei Kurzgeschichtensammlungen auch seine autobiographische Skizze My Affair With Science Fiction. 1980 dann erschien mit Golem100 erneut ein Roman. Er gilt zwar allgemein als nicht von gleichem Rang wie seine klassischen Romane der 1950er Jahre, wird aber als besser eingeschätzt als seine anderen Romane, darunter auch der 1982 bereits folgende The Deceivers.[1]

Regelmäßig veröffentlichte er auch Kurzgeschichtensammlungen. Besters Kurzgeschichten begründeten seinen Ruhm als Autor und Erzählungen wie The Men Who Murdered Mohammed (über erfolglose Versuche, die Geschichte durch Zeitreisen zu ändern) oder Fondly Fahrenheit (über einen scheinbar irren Roboter, der in Wirklichkeit die verdrehte Psyche seines Besitzers widerspiegelt) sind wichtige Teile seines Werkes.

Das unvollendete Manuskript Psychoshop fand sich in Besters Nachlass und wurde zu Roger Zelazny gegeben, um es fertig zu schreiben. Nach dessen Tod wiederum wurde der vollendete Text in Zelaznys Nachlass entdeckt und 1998 als Ko-Produktion veröffentlicht.

Auszeichnungen

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0000 Prometheus Award „Hall of Fame“ für The Stars My Destination

Der Asteroid (230765) Alfbester wurde 2003 nach Alfred Bester benannt.[3] In der Science-Fiction-Fernsehserie Babylon 5 gibt es eine von Walter Koenig verkörperte Figur namens Alfred Bester.[4]

Bibliografie

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Romane

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Sammlungen

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The Great Short Fiction of Alfred Bester

Deutsche Zusammenstellungen:

Kurzgeschichten

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1939
1940
1941
1942
1950
1951
1952
1953
1954
1958
1959
1963
1964
1972
1973
1974
1976
1977
1979
1986
1987
1989
1997
2000

Sachliteratur

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h Uwe Anton: Der letzte Renaissance-Mensch auf den Spuren des Grafen von Monte Christo - Zu Leben und Werk von Alfred Bester, Nachwort in: Alfred Bester: Tiger! Tiger!, 1992, ISBN 3453313046, S. 238–251
  2. a b c d Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn, Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Lexikon der Science Fiction Literatur, Band 1, ISBN 3-453-01063-9, S. 184
  3. 230765 Alfbester (2003 XN15). In: JPL Small-Body Database Browser. Jet Propulsion Laboratory, abgerufen am 28. Juni 2020 (englisch).
  4. Alfred Bester. In: The Babylon Project. Abgerufen am 28. Juni 2020 (englisch).
Personendaten
NAME Bester, Alfred
ALTERNATIVNAMEN Powell, Sonny (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Science-Fiction-Autor
GEBURTSDATUM 18. Dezember 1913
GEBURTSORT New York City
STERBEDATUM 30. September 1987
STERBEORT Doylestown, Pennsylvania