Alpen-Kuhschelle

Alpen-Kuhschelle (Pulsatilla alpina)

Systematik
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Unterfamilie: Ranunculoideae
Tribus: Anemoneae
Gattung: Kuhschellen (Pulsatilla)
Art: Alpen-Kuhschelle
Wissenschaftlicher Name
Pulsatilla alpina
(L.) Delarbre

Die Alpen-Kuhschelle oder Alpen-Küchenschelle (Pulsatilla alpina), auch Alpen-Anemone genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Kuhschellen (Pulsatilla) innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).

Beschreibung

Illustration aus Plantarum indigenarum et exoticarum icones ad vivum coloratae, oder Sammlung nach der Natur gemalter Abbildungen inn- und ausländischer Pflanzen, für Liebhaber und Beflissene der Botanik
Fruchtstände mit den Achänen und den haltbaren Griffeln
Die haltbaren Griffel im Detail

Vegetative Merkmale

Die Alpen-Kuhschelle ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 50 Zentimetern erreicht. Die oberirdischen Pflanzenteile sind dicht behaart.

Die Grundblätter sind am Beginn der Blütezeit noch wenig entwickelt, später sind diese langgestielt und doppelt dreiteilig. In der oberen Stängelhälfte zeigen sich drei hochblattartige Stängelblätter; die an ihrer Basis nicht verwachsen sind.

Generative Merkmale

Die Blütezeit erstreckt sich je nach Standort von Mai bis Juli. Die Blüten stehen einzeln und endständig. Die zwittrigen Blüten haben bei der Großen Alpen-Kuhschelle (Pulsatilla alpina subsp. alpina) und der Gelben Alpen-Kuhschelle (Pulsatilla alpina subsp. apiifolia) Durchmesser von 4 bis 6 Zentimetern, bei der Kleinen Alpen-Kuhschelle (Pulsatilla alpina subsp. austriaca) von nur 2 bis 4 Zentimetern. Die Blütenhülle besteht meist aus sechs ovalen, weißen oder gelben Blütenhüllblättern, die außen oft blau überlaufen sind.

Da sich die fedrig-behaarten Griffel im Zuge der Fruchtreife auf bis zu 5 Zentimeter verlängern, zeigt der Fruchtstand der Pflanze ein auffallend haarschopfartiges Erscheinungsbild – in der Schweiz „Haarmannli“ genannt.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16 für die Unterarten Pulsatilla alpina subsp. alpina, Pulsatilla alpina subsp. austriaca und Pulsatilla alpina subsp. apiifolia.[1]

Pulsatilla alpina subsp. apiifolia
Pulsatilla alpina subsp. austriaca
Fruchtstand von Pulsatilla alpina subsp. cantabrica

Systematik und Vorkommen

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Anemone alpina durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 539. Die Neukombination zu Pulsatilla alpina (L.) Delarbre wurde 1800 durch Antoine Delarbre in Flore d'Auvergne; ou, Recueil des plantes de cette ci-devant province. Clermont-Ferrand. 2. Auflage, Seite 552 veröffentlicht.

Die Art Pulsatilla alpina umfasst mehrere Unterarten, von denen in Mitteleuropa mindestens drei vorkommen:

Standorte

Häufige Standorte in Mitteleuropa sind magere Weiden und steinige Rasen. Die Große Alpen-Kuhschelle kommt auf kalkigem Untergrund und in Pflanzengesellschaften der Verbände caricion ferrugineae und Seserion vor, während die Kleine Alpen-Kuhschelle und die Gelbe Alpen-Kuhschelle meist auf kalkarmen Böden gedeihen. Die Kleine Kuhschelle ist eine Charakterart des Pulsatillo-Nardetum aus dem Verband Nardion. Die Gelbe Alpen-Kuhschelle kommt in Hochlagen im Aveno-Nardetum aus dem Verband Nardion vor.[1]

Trivialnamen

Auf die haarigen Fruchtköpfchen beziehen sich originelle Volksnamen: Grantiger Jager, Haarige Männle, Hexenbesen, Strublbuabn, Tschawau (Obersteiermark), Wilde Männle.

Für die Alpen-Kuhschelle sind oder waren, zum Teil nur regional, auch die Bezeichnungen Bärenplumpen (Graubünden bei Rheinwald), Barentatze (Kärnten), Bergmännli (Bern), graues Bergmännle, Bertram (Bayern, Pinzgau), Bitzwurz, Bocksbart (Graubünden), Brockenblume oder Brockenanemone (Harz), Fotzabäsa (St. Gallen in Obertoggenburg), Graumannle (Schweiz), Haarige Mann (Bern), Haarmanteli (Berner Oberland), Kuhschelle (Graubünden), Petersbart (Bayern), Rugerl (Tirol, Pinzgau), Ruggei (Tirol, Pinzgau), Ruggeiblüh (Tirol, Pinzgau), Schaudermann (St. Gallen bei Sargans), Schneeblumen (Schweiz, Schlesien), Schneehändel, Schneehonden (Schlesien), Schneerosen (Kärnten), weiße Schotenblume, Sidahuat (St. Gallen im Oberrheintal), Strubobuobo (Bregenzerwald), Strubbelbuaba (Montafon), Teufelsbart (Algän, Schlesien) und Wildmannskraut gebräuchlich.[5]

Artenschutz

Die Art Anemone alpina ist, wie alle Arten der Gattung Pulsatilla, in Deutschland aufgrund der Bundesartenschutzverordnung eine besonders geschützte Art. In der Schweiz besteht kein nationaler Schutzstatus.[3] In Österreich ist sie beispielsweise in Oberösterreich vollkommen und insgesamt geschützt[6], in der Steiermark teilweise geschützt[7].

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 404.
  2. a b Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 527–528.
  3. a b c Pulsatilla alpina (L.) Delarbre In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 2. Mai 2021.
  4. a b c Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas florae europaeae. Band 8: Nymphaeaceae to Ranunculaceae., S. 87–89, Helsinki 1989, ISBN 951-9108-07-6.
  5. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 27, eingescannt.
  6. Landesregierung Oberösterreich (Herausgeberin): Geschützte Pflanzen in Oberösterreich. 3. Auflage, April 2017.
  7. Amt der Steiermärkischen Landesregierung (Herausgeber): Geschützte Pflanzen in der Steiermark. Graz, 2019.