Als Alternate Reality Game (Kurzform: ARG) (etwa: Spiel mit wechselnden Realitäten) bezeichnet man ein auf verschiedene Medien zurückgreifendes Spiel, bei dem die Grenze zwischen fiktiven Ereignissen und realen Erlebnissen bewusst verwischt wird.

Häufig wird es im Sinne von viralem Marketing zur Bewerbung eines neuen Produktes oder einer neuen Dienstleistung verwendet, ohne dieses direkt anzupreisen und ohne das Spiel als Werbeveranstaltung erkennen zu lassen.

Spielmöglichkeiten

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Die Spieler greifen auf verschiedene Quellen im Internet zurück, wobei es nicht selten geschieht, dass die Ereignisse in der Spielewelt bis hinaus in die reale Welt der Spieler hineinreichen und die Spieler so zu gemeinschaftlichem Handeln bewegen. Die Geschichte eines ARGs kann dabei durch eine Vielzahl verschiedener Medien vorangetrieben werden. Unter anderem kommen dafür folgende Medien in Frage:

Ein ARG trägt nicht nur dazu bei, dass die Spieler die Geschichte und die fiktiven Charaktere kennenlernen, sondern es führt auch dazu, dass sich die Spieler zusammenschließen und sich gegenseitig austauschen. Schließlich gibt es Rätsel, die man nicht allein, sondern nur gemeinsam und durch die gemeinschaftliche Zusammenarbeit der Mitspieler lösen kann.

Alternate Reality Games sind normalerweise durch ein großes Spiel-Universum in Form einer Vielzahl von Webseiten gekennzeichnet, die alle von sich behaupten, durch und durch wirklich zu sein. In der Tat ist es manches Mal auch schwierig zu unterscheiden, ob es sich bei einer Webseite um eine fiktive oder eine wirkliche Webseite handelt. Diese Webseiten bilden somit die Grundmauern des Spiele-Universums. Sie werden normalerweise zum Vorantreiben der Geschichte verwendet, wobei die bereits oben aufgeführten Medien häufig noch zusätzlich zum Einsatz kommen. Dadurch entsteht eine Situation, bei der die Wirklichkeit des Spiels mit der wirklichen Realität aufeinanderstößt.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil eines Alternate Reality Games ist, dass es das Konzept von This is not a Game für sich nutzt. Um die fiktive mit der realen Welt so gut wie möglich zu verschmelzen, bewirbt sich ein ARG normalerweise nicht als solches und es wird auch nur sehr selten zu lesen sein, dass es sich wirklich um ein Spiel handelt. Dadurch wird das Geheimnis der Leute hinter all dem Ganzen im Verborgenen gehalten und der eigentliche Nervenkitzel des Spieles bleibt im Vordergrund gewahrt. Die Spieler tasten sich also von Webseite zu Webseite durch die Geschichte.

Begriffe und Fachjargon

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Politische Vereinnahmung

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Die Übernahme von Spielprinzipien von ARGs und LARP in die politische Agitation extremistischer Bewegungen wie QAnon findet seit den Anschlägen von Christchurch 2019 und dem Sturm auf das Kapitol 2021 verstärkte Beachtung.[1] Ähnlich wie Netzwerke wie Reconquista Germanica ermöglicht das Verschwimmen der Grenzen von Realität und Spiel die niedrigschwellige Übernahme politischer Ansichten und die Erhöhung der Handlungsbereitschaft der Agitierten.[2]

Bereits 2009 hatte der Politikberater Peter Mandaville bezugnehmend auf den Islamismus die Frage gestellt, ob man noch mit einem geschlossenen Weltbild oder vielmehr mit jungen Muslimen konfrontiert sei, die sich dem Rollenspiel einer „großen Erzählung“ widmeten, die gleichermaßen Anleihen aus der Popkultur wie aus religiösen Lehren nehme. Dies könne den Zeitraum, bis ein Individuum zur Gewaltanwendung bereit sei, deutlich verringern, da keine ideologische Radikalisierung im klassischen Sinne mehr erforderlich sei.[3]

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Forschung

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Journalismus

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Einzelnachweise

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  1. Spiegel-Redaktion: The Growing Threat of Online-Bred Right-Wing Extremist. In: Spiegel Online. 28. März 2019, abgerufen am 15. März 2021 (englisch).
  2. Arne Vogelgesang: This Is Not A Game. Eine kurze Geschichte von Q als Mindfuck-Spiel. Beitrag zum Remote Chaos Communication Congress. In: media.ccc.de. Chaos Computer Club, 29. Dezember 2020, abgerufen am 15. März 2021.
  3. Senat der Vereinigten Staaten (Hrsg.): The Roots of Violent Islamist Extremism and Efforts to Counter it. Hearing before the Committee on Homeland Security and Governmental Affairs. Washington D.C. 10. Juli 2008, S. 12 (fas.org [PDF]).