Andrei Alexandrowitsch Schdanow (1937)

Andrei Alexandrowitsch Schdanow (russisch Андрей Александрович Жданов, in DDR-Transliteration Shdanow, wiss. Transliteration Andrej Aleksandrovič Ždanov; * 14.jul. / 26. Februar 1896greg. in Mariupol, Gouvernement Jekaterinoslaw, Russisches Kaiserreich (heute Oblast Donezk, Ukraine); † 31. August 1948 in Moskau) war ein sowjetischer Politiker und enger Mitarbeiter Stalins.

Leben

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Schdanow verlor früh seinen Vater, einen Volksschulinspektor, weshalb seine Schulausbildung Lücken aufwies. Er besuchte die 3. bis 7. Klasse der Realschule in Twer, verbrachte ein halbes Jahr an der Moskauer Landwirtschaftsschule und vier Monate an der Unteroffiziersschule in Tiflis, wo man ihm eine „nicht abgeschlossene Mittelschulbildung“ bescheinigte.

Bereits 1915 schloss er sich dem bolschewistischen Flügel der SDAPR an. 1916 wurde er zum Kriegsdienst in die russische Armee eingezogen. 1917 war Schdanow als Stabsfeldwebel im 136. Infanterieregiment an der revolutionären Bewegung aktiv beteiligt. Schdanows Führungsqualitäten und sein Talent als Agitator brachten ihm den Posten eines Vorsitzenden im revolutionären Soldatenrat ein. Von Januar 1918 an wirkte er als Kreislandwirtschaftssekretär in Schadrinsk. Von 1918 bis 1920 war er Politagitator in der Roten Armee und gleichzeitig Redakteur der Zeitung Twerskaja Prawda. Seit 1925 war er Kandidat und seit 1930 Mitglied des ZK der WKP (B), ab 1935 Kandidat und ab 1939 Mitglied des Politbüros.

Als Nachfolger des ermordeten Kirow war Schdanow von 1934 bis 1944 Gebiets- und Stadtsekretär der Parteiorganisation Leningrads. In dieser Zeit war er als radikaler und erbarmungsloser „Säuberer“ bekannt. Im Juni 1940 wurde er in das zuvor okkupierte Estland entsandt, um eine sowjetfreundliche Regierung zu installieren und das Land der Sowjetunion anzugliedern. Während des Zweiten Weltkrieges und der 900 Tage dauernden Leningrader Blockade durch die deutsche Wehrmacht war er Generaloberst im Kriegssowjet der Stadt. Von 1944 bis 1947 war Schdanow Vorsitzender der Alliierten Kontrollkommission für Finnland.

Nach 1945 bekämpfte er als Führer einer nach ihm benannten repressiven Kulturpolitik, der so genannten Schdanowschtschina, Schriftsteller wie Achmatowa, Pasternak und Soschtschenko, Regisseure wie Eisenstein und Komponisten wie Prokofjew und Schostakowitsch. Von ihm stammt in diesem Zusammenhang der Ausdruck „Speichellecker des Westens“ (низкопоклонство перед Западом).

Am 25. September 1947 hielt er als Vertreter der sowjetischen Delegation auf der Gründungsversammlung des Kominform seine berühmt gewordene Zwei-Lager-Theorie-Rede als Gegenrede zu den von US-Präsident Truman am 12. März 1947 in der so genannten Truman-Doktrin dargelegten Ideen. Beide Reden gelten als wichtige Meilensteine in der Entwicklung weg von der Anti-Hitler-Koalition hin zum Kalten Krieg.

Bis zu seinem Tod galt er als möglicher Nachfolger Stalins.[1] 1948 erkrankte er und starb am 31. August 1948 überraschend an einem Herzinfarkt. Kunstfehler bei seiner Behandlung trugen zwei Jahre nach seinem Tod zu der antisemitischen Kampagne gegen eine angebliche Ärzteverschwörung im Kreml bei, obwohl kein jüdischer Arzt beteiligt war.[2] Schdanow wurde in einem Einzelgrab an der Kremlmauer beerdigt. Außer ihm wurden im Laufe des Bestehens der Sowjetunion lediglich elf weitere Personen auf diese Weise geehrt, wobei Schdanow zusammen mit Suslow, Budjonny, Frunse und Dserschinski zur kleinen Gruppe jener in Einzelgräbern bestatteten Personen gehört, die weder Staatsoberhäupter der Sowjetunion noch Generalsekretäre der KPdSU waren.

Schdanows Sohn Juri war von 1949 bis 1952 mit Stalins Tochter Swetlana Allilujewa verheiratet.

Schdanows Geburtsort Mariupol in der Ukrainischen SSR wurde 1948 zu seinen Ehren in Schdanow umbenannt und behielt diesen Namen bis 1989.

Die Staatliche Universität Leningrads trug von 1948 bis 1989 den Namen Schdanows.

Werke

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Literatur

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Commons: Andrei Schdanow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Wolfgang Benz, Hermann Graml, Gert Robel et al.: Das Zwanzigste Jahrhundert: Europa nach dem Zweiten Weltkrieg, 1945-1982 (= Fischer Weltgeschichte, Bd. 25. Fischer, Frankfurt am Main 1983, S. 233.)
  2. Matthias Vetter: Verschwörung der Kremlärzte. In: Wolfgang Benz (Hrsg.) Handbuch des Antisemitismus, Bd. 4: Ereignisse, Dekrete, Kontroversen. de Gruyter Saur, Berlin/New York 2011, ISBN 978-3-598-24076-8, S. 416 (abgerufen über De Gruyter Online).
  3. A. Zhdanov u. a.: Problems of Soviet literature. Reports and speeches at the first Writers' Congress. Co-operative Publ. Soc. of Foreign Workers in the U.S.S.R, Moscow; Leningrad 1935.
  4. Aus: Bolschewik. 1948, Nr. 13/14.
Personendaten
NAME Schdanow, Andrei Alexandrowitsch
ALTERNATIVNAMEN Rakowsky, Herlin (Geburtsname); Shdanow, Andrei Alexandrowitsch; Ždanov, Andrej Aleksandrovič; Жданов, Андрей Александрович (russisch)
KURZBESCHREIBUNG sowjetischer Politiker und enger Mitarbeiter Stalins
GEBURTSDATUM 26. Februar 1896
GEBURTSORT Mariupol, Gouvernement Jekaterinoslaw, Russisches Kaiserreich (heute Oblast Donezk, Ukraine)
STERBEDATUM 31. August 1948
STERBEORT Moskau