Angelo Nessi (* 11. April 1873 in Locarno; † 2. Dezember 1932 ebenda) war ein Schweizer Journalist und Librettist.

Leben

Angelo Nessi war der Sohn des Arztes Pietro Nessi und dessen Ehefrau Teresa Franzoni. Er besuchte die Schule in Locarno, die Gymnasien in Lugano und Mailand und promovierte an der Universität Pisa in Sprach- und Literaturwissenschaft und an der Universität Genua in Philosophie.

Nessi lebte zwischen Locarno und Mailand und verkehrte dort zwischen 1910 und 1929 in den Kreisen der Scapigliatura, einer Künstlervereinigung, die eine Erneuerung der Kunst forderte, und, in Anlehnung an die Pariser Bohème, den bürgerlichen Lebensstil ablehnte. Die Bewegung stand in der Literatur auch im Dialog mit der Musik und der bildenden Kunst, hierbei sprach man von le tre arti sorelle (den drei schwesterlichen Künsten).

1898 wurde er Redaktor der Corriere del Ticino, später wurde er Korrespondent verschiedener italienischer Zeitungen. Seit 1907 arbeitete er mit Pagine Libere zusammen, hierbei handelte es sich um eine in Lugano gegründete Zeitschrift der italienischen Sozialisten.

1910 heiratete er Lidia Gilardi aus Montagnola.

Schriftstellerisches und musikalisches Wirken

Von 1899 bis 1901 arbeitete er an der Piccola Rivista Ticinese mit, die von Francesco Chiesa herausgegeben wurde, dazu schrieb er Rezensionen und Gedichte für Pagine Libere von Alberto Oliviero Olivetti (1874–1931).

Sein Interesse galt auch den Tessiner Dialekten, so schrieb er über den Ort Bosco, in dem Gurinerdeutsch gesprochen wird:[1]

«Chiacchierano in un discorso particolare da far arrossire Dante e piangere Goethe, sebbene il linguaggio pretenda allacciarsi alle due grandi lingue.»

„Sie schwatzen in einer besonderen Sprache, die Dante zum Erröten und Goethe zum Weinen bringen würde, obschon die Sprache den Anspruch erhebt, an die beiden grossen Sprachen anzuknüpfen.“

Die Begegnung mit dem Komponisten Ruggero Leoncavallo, der sich 1904 in Brissago niedergelassen hatte, führte ihn zur Tätigkeit als Librettist und Theaterkritiker vor allem in Mailand. Er begann seine Tätigkeit als Librettist, indem er einige Komödien im Dialekt schuf, so unter anderm 1904 Tecoppa Vegetariano und 1909 El Tunnel.

In Zusammenarbeit mit Gustavo Macchi schrieb er 1910 die zwei Operetten Malbruk und La Foscarina. Er schrieb die Verse für die Operetten L’acqua cheta und L’Ascensione von Augusto Novelli (1867–1927), das Libretto der lyrischen Komödie La moglie candida von Ermanno Leban (1874–1946) und Livio Loro sowie il vaudeville, vertont von Emilio Rocchi. 1927 schuf er als Auftragsarbeit Il Miracolo della Camelia anlässlich des Kamelienfestes in Locarno, das von Yvan Darclée vertont wurde.

In zwanzig Jahren schuf er etwa sechzig Opernlibretti, Operetten und Theaterjournale. Er bearbeitete für den Verlag Società Editrice Sonzogno auch deutsche, französische und spanische Operetten, unter anderem 1921 La mazurca blu von Franz Lehár sowie 1922 Il capo degli zigani und 1923 La contessa delle danze (1924) von Emmerich Kálmán.

Nessi beschäftigte sich auch mit Übersetzungstätigkeiten und übersetzte ins Italienische: Tartarin von Tarascon von Alphonse Daudet (1932) sowie Die Abenteuer des berühmten Helden Baron von Münchhausen von Rudolf Erich Raspe.

Sein bekanntestes Werk als Schriftsteller ist der Roman Cip von 1904.

Von 1930 bis 1932 stellte er im Auftrag der Tessiner Regierung eine Antologia degli scrittori ticinesi, eine Anthologie der Tessiner Schriftsteller zusammen, die jedoch erst 1997 vollständig publiziert wurde, weil die Regierung die Arbeit, kurz vor seinem Tod, für ungenügend hielt. Erst auf Initiative von Renato Martinoni (* 1952) und Clara Caverzasio Tanzi (* 1959) wurden die Arbeiten wieder aufgenommen.[2]

Ehrungen

Werke

Schriften (Auswahl)

Partituren (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Robert B. Christ: Schweizer Dialekte. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-0348-6716-0, S. 62 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Margherita Noseda: «Scrittori ticinesi» di Angelo Nessi. (PDF) Abgerufen am 28. Juni 2019.