Die Archaische Periode ist eine archäologische Epoche in der Vorgeschichte Nordamerikas und bis Mittelamerika reichend, die an die paläoindianische Periode anschließt. Der Begriff und seine Abgrenzung sind umstritten,[1] als Beginn wird in der Regel für Mesoamerika 8000 v. Chr. und in Nordamerika etwa 6000 v. Chr., als Ende je nach betrachteter Region etwa 2000 v. Chr. für Mesoamerika und einzelne Kulturen Nordamerikas,[2] 1000 v. Chr. für das östliche Nordamerika[3] und diverse Zeitpunkte zwischen 1500 v. Chr. und etwa dem Jahr 500 für Kulturen des westlichen Nordamerikas[4] angenommen. In mehreren Kulturarealen wie dem Großen Becken, in Kalifornien und auf dem Columbia-Plateau endete sie nicht vor dem Kontakt mit europäischstämmigen Weißen.[4]

In der Archaischen Periode leben die Menschen weiterhin als Jäger und Sammler, jedoch nimmt die Bedeutung von wildwachsenden Pflanzen gegenüber der Jagd zu. Als Technologien standen Steinwerkzeuge und Flechtwerk zur Verfügung. Im Laufe der Epoche entwickeln die Menschen neue Kulturtechniken wie den Bau von Brunnen, am Ende der archaischen Periode liegen erste Anfänge des Ackerbaus, der Keramik und generell der Sesshaftwerdung.

Begriffsgeschichte

Der Begriff archaic wurde erstmals 1932 von dem Archäologen William A. Ritchie verwendet. Er bezeichnete damit eine Jäger-und-Sammler-Kultur, die er im heutigen US-Bundesstaat New York ausgrub. Gordon R. Willey und Philip Phillips benutzten den Begriff dann in ihrer Periodisierung der nordamerikanischen Geschichte in ihrem Werk Method and Theory in American Archaeology (1958) etwa in der heutigen Bedeutung. In den 1960er Jahren wurde der klare Aufbau einer kulturellen Entwicklung in Frage gestellt und die archaische Periode als gleitender Übergang betrachtet.

Seit etwa den 1990er Jahren wurde erkannt, dass der Umbruch von Jäger-und-Sammler-Kulturen zu Ackerbauern in jeder Kultur anders, und wesentlich langsamer verlief als bisher angenommen. Das Sammeln wildwachsender Pflanzen spielte auch in Kulturen eine wesentliche Rolle, die bereits den Bewässerungsfeldbau und die Anlage von Terrassenfeldern kannten. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob der Begriff somit noch geeignet ist:

„Wir haben uns von der Charakterisierung der Archaischen Phase Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts so weit entfernt, dass das Konzept irreführend, wenn nicht einfach bedeutungslos geworden ist.“[5]

Dennoch bleibt der Begriff in Verwendung, seine Definition hat aber an Aussagekraft verloren. Zur Klarstellung wird in der jüngeren Forschung zwischen der archäologischen Periode, die in englischer Sprache mit Großbuchstaben als Archaic period bezeichnet wird, und archaic (mit Minuskel) als Lebensweise der Jäger- und Sammlerkulturen auch in späteren Epochen unterschieden.[4]

Kulturen

Während die vorangegangenen Paläo-Indianer noch überall im Verbreitungsgebiet nahezu identische Ernährungsformen und Werkzeuge aufwiesen, differenzieren sich die Lebensweisen in der archaischen Periode stark nach den Regionen Nordamerikas und den jeweiligen Lebensräumen.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Guy Gibbon: Archaic. In: Ders.: Archaeology of Prehistoric Native America. Garland Publishing, New York 1998, ISBN 0-8153-0725-X, S. 26.
  2. Wolfgang Haberland: Amerikanische Archäologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1991, ISBN 3-534-07839-X, S. 158
  3. National Park Service, Southeast Archeological Center
  4. a b c d e f g h Maxine E. McBrinn: Everything Old is New Again – Recent Approaches to Research on the Archaic Period in the Western United States. In: Journal of Archaeological Research, Bd. 18, Nr. 3 (2010), S. 289–329, doi:10.1007/s10814-010-9039-5
  5. Kenneth E. Sasserman: The new Archaic – it ain't what it used to be. In: SAA Archaeological Record, Bd. 8, Ausg. 5 (November 2008), S. 6.
  6. Brian M. Fagan: Ancient North America. Thames and Hudson Ltd, London/New York 1991, ISBN 0-500-27606-4, S. 124 f.
  7. Brian M. Fagan: Ancient North America. Thames and Hudson Ltd, London/New York 1991, ISBN 0-500-27606-4, S. 247 ff.
  8. Wolfgang Haberland: Amerikanische Archäologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1991, ISBN 3-534-07839-X, S. 132
  9. Jon Gibson: The Ancient Mounds of Poverty Point. University of Florida Press, Gainesville u. a. 2000, ISBN 0-8130-1833-1, S. 270 f.
  10. George R. Milner: The Moundbuilders – Ancient Peoples of Eastern North America. Thames & Hudson, New York 2005, ISBN 0-500-28468-7, S. 45