Unter Asepsis (griechisch; „Keimfreiheit“, wörtlich „ohne Fäulnis“) wird in der Medizin der Zustand der Keimfreiheit verstanden. Mit Aseptik bzw. aseptischen Maßnahmen wird eine mikrobielle Kontamination von Materialien und Wunden verhindert. Abzugrenzen von dem Begriff der Asepsis ist die zuvor entwickelte Antisepsis, deren Maßnahmen keine vollständige Keimfreiheit erreichen können, da sie Mikroorganismen auf oder in lebendem Gewebe (z. B. Haut) bekämpfen.[1]

Aseptische Maßnahmen

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Maßnahmen zur Asepsis (aseptische Kautelen) als wichtige Voraussetzung zur Vermeidung nosokomialer Infektionen sind vor allem:

Geschichte

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Im 16. Jahrhundert empfahl Paracelsus, Wunden rein und sauber zu halten, da nicht die Verletzung, sondern etwas, das mit der Luft durch die Verletzung in den Körper dringt, krankmachend sei.[2] Die Einführung des Konzepts der Asepsis ist ein wesentliches Verdienst des deutschen Ernst von Bergmann (1836–1907) und seines Mitarbeiters[3] Curt Schimmelbusch.[4] Schimmelbuschs Methode der Asepsis beruhte dabei auf von Friedrich Loeffler zusammen mit Robert Koch und Georg Gaffky geschaffenen Grundlagen wie sie in Ueber die Verwerthbarkeit heißer Wasserdämpfe zu Desinfectionszwecken 1881 publiziert wurden.[5] In Deutschland war bis zum Jahr 1890 aus der Antisepsis die Asepsis geworden.[6] Weitere Pioniere der Asepsis in Deutschland waren unter anderem Ernst von Bergmanns Schüler Friedrich Fehleisen (1854–1924) und Dietrich Nasse sowie Gustav Adolf Neuber.[7]

Aseptische Entzündung

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Der Begriff „aseptisch“ wird auch zur Charakterisierung entzündlicher und anderer Erkrankungen verwendet, deren Ursache nicht auf einer Infektion beruht. Beispiele sind die aseptischen Knochennekrosen (Morbus Osgood-Schlatter), die Enthesiopathien wie die Epicondylitis humeri radialis (Tennisellenbogen) und die Periarthritis humeroscapularis oder auch die aseptische Meningitis, beispielsweise im Sinne einer Meningeosis neoplastica oder ausgelöst durch bestimmte Medikamente. Auch die Gicht (Arthritis urica) – eine Gelenkentzündung durch Ablagerung von Harnsäure-Kristallen – gehört zu den aseptischen Entzündungen.[8]

Aseptische Wunden

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Als aseptisch wird eine Wunde dann bezeichnet, wenn sie durch einen gezielten invasiven Eingriff entstanden ist und keine Entzündungszeichen aufweist. Wird von einer Person bei mehreren Patienten ein Verbandwechsel durchgeführt, so werden die Patienten mit aseptischen vor denen mit kontaminierten bzw. kolonisierten Wunden versorgt, zuletzt die Patienten mit infizierten (septischen) Wunden. Bei der Wundversorgung selbst ist jede Wunde aseptisch zu behandeln: mit sterilen Materialien und der No-Touch-Technik.[9]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Fritz H. Kayser, Erik Christian Böttger, Otto Haller, Peter Deplazes, Axel Roers: Taschenlehrbuch Medizinische Mikrobiologie. Georg Thieme Verlag, 2014, ISBN 978-3-13-151443-1, S. 82.
  2. Hermann Ecke, Uwe Stöhr, Klaus Krämer: Unfallchirurgie. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Mit einem Geleitwort von Rudolf Nissen. Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 204–216, hier: S. 206.
  3. Vgl. Curt Schimmelbusch: Die Durchführung der Asepsis in der Klinik des Herrn Geheimrath von Bergmann in Berlin. In: Arch. klin. Chir. 1891, S. 123 ff.
  4. Barbara I. Tshisuaka: Asepsis. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 111.
  5. Gundolf Keil: Robert Koch (1843–1910). Ein Essai. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 73–109, hier: S. 86.
  6. Friedrich Wilhelm Gierhake: Asepsis. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 33–42, hier: S. 41.
  7. Nicolai Guleke: Kriegschirurgie und Kriegschirurgen im Wandel der Zeiten. Vortrag gehalten am 19. Juni 1944 vor den Studierenden der Medizin an der Universität Jena. Gustav Fischer, Jena 1945, S. 12.
  8. U. T. Egle Sven, O. Hoffmann, K. A. Lehmann: Handbuch Chronischer Schmerz – Grundlagen, Pathogenese, Klinik und Therapie chronischer Schmerzsymptome aus bio-psycho-sozialer Sicht. 1. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2003, ISBN 3-7945-2045-9, S. 253 ff.
  9. Wundversorgung. In: Nicole Menche (Hrsg.): Pflege Heute. Elsevier, Urban & Fischer, München 2011, ISBN 978-3-437-28141-9, S. 635.