August Vilmar studierte Theologie in Marburg. Während seines Studiums wurde er 1818 Mitglied der Alten Marburger Burschenschaft Germania. Er sorgte im Juni 1819 für Aufsehen als er anlässlich einer Feier Marburger und Gießener Burschenschafter zum Gedenken an die Schlacht bei Belle-Alliance ein Hoch auf den politischen Mörder Karl Ludwig Sand ausbrachte. Die kurhessischen Behörden reagierten mit Untersuchungen, die aber ergebnislos eingestellt wurden.[1]
Nach dem Studium wurde er Gymnasiallehrer in Hersfeld und war von 1833 bis 1850 Direktor des kurfürstlichen Gymnasiums in Marburg (heute das Gymnasium Philippinum) und kurhessischer Staatsrat. 1850 wurde Vilmar stellvertretender Generalsuperintendent in der niederhessischen Kirchenleitung in Kassel. Kurfürst Friedrich Wilhelm I. versetzte ihn 1855 als Professor der Theologie nach Marburg. Er wurde auch als Literaturhistoriker bekannt. Vilmar war 1831/1832 Mitglied der kurhessischen Ständeversammlung für den Wahlkreis Hersfeld und von 1852 bis 1854 Mitglied der 1. Kammer des Kurfürstentums Hessen. Eine langjährige Freundschaft verband ihn mit dem konservativen Politiker und Juristen Ludwig Hassenpflug.
August Vilmar war zweimal verheiratet: zunächst mit Karoline Wittekind, später mit Therese Frederking.
August Vilmar wurde, wie auch sein jüngerer Bruder Wilhelm, zu einem der Anführer der sogenannten „Renitenten“ gegen die schließlich unter preußischer Regierung 1873/1874 vorgenommene Unierung der Evangelischen Landeskirche in Kurhessen, aus der heraus sich schließlich die Renitente Kirche ungeänderter Augsburgischer Konfession in Hessen verselbständigte.
Aus Anlass von Vilmars 100. Geburtstag wurde an dem Haus in Marburg, in dem er 13 Jahre lang gewohnt hatte, eine Gedächtnisplakette angebracht. In Heringen (Werra) sowie in Homberg (Efze) wurde jeweils eine Straße nach ihm benannt und das Gymnasium in Homberg hieß bis 1964 August-Vilmar-Schule (seitdem Theodor-Heuss-Schule).
Predigten und geistliche Reden. Elwert, Marburg 1876. (Digitalisat)
Collegium Biblicum.Praktische Erklärung der heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments aus dem handschriftl. Nachlass der akademischen Vorlesungen. (6 Bände) Bertelsmann, Gütersloh 1891.
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 6: T–Z. Winter, Heidelberg 2005, ISBN 3-8253-5063-0, S. 134–136.
Ewald Grothe (Hrsg.): Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlungen 1830–1866. (=Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 13 = Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 43). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2016, ISBN 978-3-942225-33-5, Nr. KSV-475.
Peter Hauptmann: August Vilmars Vermächtnis, in: Lutherische Beiträge, 5. Jg., Nr. 4/2000, S. 277–299.
Wilhelm Hopf: August Vilmar. Ein Lebens- und Zeitbild. 2 Bde. Marburg 1913.
Rudolf Keller: August Vilmar und seine Schüler. In: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung 58 (2007), S. 29–46.
Herbert Kemler: Gott mehr gehorchen als den Menschen. Christlicher Glaube zwischen Restauration und Revolution – dargestellt an der kurhessischen Renitenz. (Kirchengeschichtliche Monographien, Bd. 13). Brunnen-Verl., Gießen u. a. 2005 ISBN 3-7655-9490-3.
Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 390.
Philipp Losch: Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlung 1830–1866. Elwert, Marburg 1909, S. 57.
Karl Ramge: Vilmars Bedeutung für die Kirche der Gegenwart. (Kleine Handbücherei für das deutsche Haus, Heft 5), Lichtweg Verlag, Essen 1941.
Uwe Rieske-Braun: Vilmar, August Friedrich Christian. In: Theologische Realenzyklopädie 35 (2003), S. 99–102 (mit weiterer Literatur).