Augustin Keller

Augustin Keller (* 10. November 1805 in Sarmenstorf; † 8. Januar 1883 in Lenzburg) war ein Schweizer Politiker aus dem Kanton Aargau und einer der Mitbegründer der christkatholischen Kirche. Er gilt als Auslöser des Aargauer Klosterstreits und war damit für die Aufhebung aller Aargauer Klöster im Jahr 1841 verantwortlich.

Biografie

Der aus einer Kleinbauernfamilie stammende Keller besuchte 1822 bis 1825 die Kantonsschule Aarau und studierte anschliessend in München und Breslau Philologie, Pädagogik, Geschichte, Philosophie und Nationalliteratur. Während seines Studiums wurde er 1827 Mitglied der Alten Breslauer Burschenschaft Arminia. Ab 1831 wirkte Keller als Lehrer am Gymnasium in Luzern und war von 1834 bis 1856 Direktor des Aargauischen Lehrerseminars (zuerst in Aarau, später in Wettingen). In dieser Funktion erwarb er sich grosse Verdienste beim Aufbau des Bildungswesens im Kanton Aargau. Von 1856 bis 1858 war er Präsident der Aargauischen Naturforschenden Gesellschaft.

Weitaus bekannter war er jedoch als liberal-radikaler Politiker und als scharfer Kritiker der römisch-katholischen Kirche (obwohl er selbst Katholik war). 1835 wurde er in den Grossen Rat des Kantons Aargau gewählt, dem er bis 1856 angehörte. Nach einem bürgerkriegsähnlichen Konflikt zwischen Regierungstruppen und katholischen Aufständischen im Januar 1841 bezeichnete Keller in einer Rede im Grossen Rat die Klöster als fortschrittsfeindlich und machte sie für den Aufruhr verantwortlich. Daraufhin liess die Aargauer Regierung alle Klöster im Kanton aufheben. Der Aargauer Klosterstreit löste eine internationale Krise aus und mündete schliesslich im Sonderbundskrieg von 1847, dem ein Jahr darauf die Gründung des Schweizerischen Bundesstaates folgte.

Von 1848 bis 1881 war Keller auf nationaler Ebene politisch aktiv und gehörte fast ununterbrochen dem Nationalrat oder dem Ständerat an. 1857/58 war er Nationalrats- und 1871/72 Ständeratspräsident. Von 1856 bis 1881 war er zudem Regierungsrat des Kantons Aargau (nachdem er bereits 1848 für kurze Zeit dieses Amt innegehabt hatte). Er setzte sich für die vollständige Gleichberechtigung der Juden ein.

Keller verurteilte 1870 als Präsident des katholischen Kirchenrates des Aargaus das Unfehlbarkeitsdogma von Papst Pius IX. und forderte während des Kulturkampfes die Bildung einer unabhängigen schweizerischen Nationalkirche. Er war einer der Mitbegründer der neuen Christkatholischen Kirche und wurde 1875 zum ersten Präsidenten des Synodalrates gewählt.

Augustin Keller war mit Josephine Pfeiffer (* 1805) verheiratet, der Tochter von Michael Traugott Pfeiffer. Ab 1847 war er Ehrenbürger von Olsberg, ab 1869 von Aarau und ab 1872 von Epiquerez.

Schriften (Auswahl)

Gegenschriften

Literatur