Ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift Fulnek

Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Fulnek (tschechisch Augustiniánský klášter ve Fulneku; lateinisch Monasterium Sanctissimae Trinitatis Canonicorum Regularium S. Augustini in Fulnek) in Fulnek wurde im Jahre 1389 gegründet. Die bereits bestehende, den hll. Philippus und Jakobus geweihte Pfarrkirche, wurde mit dem Patrozinium Heilige Dreifaltigkeit umgewidmet. Das Stift gehörte zum Bistum Olmütz im Olmützer Kreis in Mähren. Das Areal des ehemaligen Klosters steht unter Denkmalschutz.[1]

Geschichte

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Das Chorherrenstift Fulnek wurde mit Zustimmung des Olmützer Bischofs Nikolaus von Riesenburg am 29. September 1389 von Beneš (III.) von Krawarn auf Mährisch Krumau für das Seelenheil seines Vaters Drslav von Krawarn, seiner Mutter Elisabeth/Eliška, geborene von Sternberg und seines Onkels Jan/Ješek (I.) von Krawarn gestiftet. Es sollte einen Propst und acht Kanonikern umfassen. Zwei Jahre später erweiterten der Bruder des Gründers, Latzek/Lacek (I.) von Krawarn auf Helfenstein (1348–1416) und dessen Sohn Jan († 1394) die Stiftung um vier weitere Kanoniker, so dass die Kommunität einschließlich des Propstes aus dreizehn Chorherren bestand. Da dem Propst auch die Seelsorge in der Stadt Fulnek oblag, deren Zugehörigkeit bis 1480 mehrmals zwischen Mähren und dem přemyslidischen Herzogtum Troppau wechselte, mussten die Pröpste vom Bischof auch als Pfarrer von Fulnek bestätigt werden.

Beim Überfall auf Fulnek durch die Hussiten 1426/27 erlitt auch das Chorherrenstift große Schäden. Während der Hussitenkriege sank die Anzahl der Kanoniker beträchtlich, ebenso die klösterliche Disziplin. Ein Aufschwung konnte erst Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts unter dem Propst Cyrillus verzeichnet werden. Damals wurde die Stiftskirche instand gesetzt und das Konventsgebäude mit Kreuzgang errichtet. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es zu einem Verfall der Sitten, auch weil sich einige Kanoniker infolge der Reformation dem Luthertum zuwandten. Erst unter dem Propst Peter Littmann (1571–1586) konnten die Missstände beseitigt werden. Die nachfolgenden kriegerischen Ereignisse brachten Stadt und Stift in große Bedrängnis. Vor dem Langen Türkenkrieg zog die Kaiserliche Armee 1594 aus Schlesien durch das Fulneker Gebiet, wo Heerlager aufgeschlagen wurden. Im Dreißigjährigen Krieg folgten Plünderungen und Zerstörungen sowie Stadtbrände durch schwedische Truppen. Danach wurden die Kloster- und Wirtschaftsgebäude sowie die Stiftskirche instand gesetzt, und auch die klösterliche Disziplin besserte sich; die Anzahl der Kanoniker erreichte die vorgegebene Höchstzahl. Wohl deshalb erteilte Papst Clemens X. 1672 dem Propst Paul Burgmann die Pontifikalien. Am 28. August 1695 vernichtete ein Feuer Teile der Stadt sowie die Klostergebäude und die Stiftskirche der Heiligen Dreifaltigkeit. Sie wurde unter Propst Johann Kasimir Barwig, der 1747–1760 amtierte, neu errichtet.

Am 21. September 1784 wurde das Chorherrenstift Fulnek durch die Josephinischen Reformen aufgehoben. Zu diesem Zeitpunkt lebten im Stift zwölf Kanoniker. Sie wurden in den vormals stiftseigenen Dörfern Petersdorf, Altdorf, Bielau, Tyrn und Luck als Pfarrseelsorger eingesetzt. Das gesamte Klostergut wurde dem Religionsfonds zugewiesen, der daraus ein Staatsgut mit dem Verwaltungssitz in Luck bildete. Dort wurden eine Pfarrei eingerichtet und der Pfarrhof und die Schule in den Herrschaftsgebäuden untergebracht.

Pröpste

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Fara bývalý augustiniánský klášter (Pfarrhaus des ehemaligen Augustinerklosters). In: pamatkovykatalog.cz. Národní památkový ústav; (tschechisch).

Koordinaten: 49° 42′ 42,5″ N, 17° 54′ 15″ O.