Die Stadt Bad Nenndorf setzt sich aus der Kernstadt Bad Nenndorf und den Ortsteilen Waltringhausen mit der Bückethaler Landwehr, Horsten mit der Horster Mühle und Riepen zusammen. Sie ist Teil der Samtgemeinde Nenndorf.
Die Einwohnerzahl betrug am 31. Dezember 2012 10876 Personen und ist zum Vorjahr um 176 gestiegen. Diese verteilen sich auf Bad Nenndorf mit 8709, Waltringhausen mit 1332, Horsten mit 214 und Riepen mit 621 Einwohnern.
Das vermutlich am Anfang des 9. Jahrhunderts entstandene Dorf am Nordwestrand des Deisters wurde erstmals im Jahr 936 als Nyanthorpe („Neues Dorf“) in den Urkunden des Klosters Corvey erwähnt.
Im Jahr 1136 wurde die erste Kirche errichtet und 1150 wurde der Ort Niendorpe genannt. Nachdem südwestlich des Ortes eine kleine Siedlung entstanden war, unterschied man künftig Groß Nenndorf und Klein Nenndorf. Eine weitere Siedlung im heutigen Stadtgebiet namens Densinghausen wurde im Dreißigjährigen Krieg ausgelöscht. Seit der Teilung der Grafschaft Schaumburg 1647 gehörte Nenndorf zu Hessen-Kassel.
Die Heilkraft der 1546 erstmals auf dem „Dübelsdreck“ beurkundeten Schwefelquelle, zwischen Groß und Klein Nenndorf gelegen, wurde später von der Landbevölkerung zu Heilzwecken genutzt.[2] Nach einem ärztlichen Gutachten der Universität Rinteln wurde sie auf Befehl des hessischen Landgrafen Friedrich II. eingefasst. Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel überzeugte sich 1786 persönlich von dem Wert der Schwefelquelle und gründete 1787 nach einem Gesamtplan des Hofarchitekten Simon Louis du Ry den Gutsbezirk Nendorff mit den Badeeinrichtungen und dem Kurpark. Erster Brunnenarzt wurde der Rintelner Medizinprofessor Ludwig Philipp Schröter, der das neue Bad durch Veröffentlichungen bekannt machte.
Die Schwefelquelle gehörte zu den stärksten Europas und wurde mit großem Erfolg bei Rheuma, Gicht und Hautleiden eingesetzt. Schon bald gehörte Nenndorf zu den führenden deutschen Heilbädern. 1806 ließ der Landgraf eine Sommerresidenz im klassizistischen Stil, das Schlösschen (Lodge), erbauen, in dem er und seine Nachfolger bei zahlreichen Aufenthalten in Nenndorf residierten. Im Jahr 1866 wurde Bad Nenndorf Königlich-Preußisches Staatsbad und konnte durch finanzielle Unterstützung aus Berlin weiter expandieren.
1787 wurde am Kurort erstmals Glücksspiel konzessioniert. Gespielt wurde vornehmlich Pharo, zunächst in den Räumen einer Apotheke, in der auch Kaffee und Kakao ausgeschenkt wurde. Um 1840 wurde in einem Raum des Arkadengebäudes ein Spielsaal eingerichtet, der bald danach in die Galerie verlegt wurde. Der Pächter Biermann (ab 1848), ehemals Angestellter bei François Blanc, bezahlte 200 Louis d’or Pacht und 1000 Taler für die Verschönerung des Ortes. Der Vertrag sollte sechs Jahre laufen. Das Spiel wurde im ehemaligen Theatersaal aufgenommen, in dem einmal wöchentlich getanzt wurde. Angeboten wurde außer Pharo auch das aufkommende Trente et quarante. Als Mindesteinsatz waren 10 Silbergroschen festgesetzt. Der Spielbetrieb war 1849–52 zunächst aufgrund des Verbots der Paulskirchenversammlung und danach wegen Unregelmäßigkeiten unterbrochen. Mitinhaber wurde daraufhin Leutnant Schönewolf.[3] Als der Kurfürst Friedrich Wilhelm I. sich 1863 im Ort aufhielt, schloss er die Spielbank.[4]
Sehr günstig wirkte sich auch die geografische Lage auf die Entwicklung des Ortes aus. Am nördlichen Rand des deutschen Mittelgebirges liegt Bad Nenndorf auf einer seit Jahrhunderten genutzten Rhein-Elbe-Verbindung, dem Hellweg, und so bekam der Ort Anschluss an das Eisenbahnnetz (1847 in Haste und 1872 in Nenndorf), den Mittellandkanal (in Haste 1916) und die Autobahn (1939).
1866 wurde das gesamte Kurfürstentum Hessen von Preußen annektiert und in die neue preußischen Provinz Hessen-Nassau eingegliedert.
Schon in der kurhessischen Zeit bestanden Vorschriften zur Sicherung des Eigentums gegen Unglücksfälle von Seiten der Elemente. Nach einer Verordnung der kurfürstlichen Regierungskommission in Rinteln vom 22. Mai 1858 war jeder Bewohner der Grafschaft Schaumburg verpflichtet, beim Ausbruch eines Brandes an dessen Bekämpfung mitzuwirken. Bürgermeister und Ortsvorstände waren angewiesen, Einwohner zur Abgabe der herkömmlichen Feuerzeichen zu bestimmen, mehrere Feuerreiter und Feuerläufer einzuteilen und in Orten, in denen Spritzen vorhanden waren, für deren ordnungsmäßige Besetzung zu sorgen. Auf Grund dieser Anordnungen kam durch Zusammenarbeit zwischen dem Staatsbad und der beiden Gemeinden Groß- und Klein-Nenndorf die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr zustande.
Am 6. Juni 1880 fanden die ersten Besprechungen über Maßnahmen eines wirksamen Feuerschutzes statt. Den Vertretern des Staatsbades und der beiden Nenndorfer Gemeinden standen hierbei sicher noch die ungenügenden Hilfsmaßnahmen beim Brand des Großen Logierhauses am 20. Juli 1874 vor Augen. Trotz großer Anstrengungen war das Gebäude bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Hinzu kam, dass im Jahre 1873 im Bantorfer Bergwerk wasserführende Klüfte angehauen waren und deshalb die Nenndorfer Wasserstände ständig niedriger wurden. Zwischen Groß-Nenndorf und der Landwehr waren, bis auf zwei, alle Brunnen versiegt. Bei den Verhandlungen am 6. Juni 1880 wurde vereinbart, die nicht ausreichenden Löschgeräte durch das Staatsbad zu vervollständigen und die Löschmannschaften von den beiden Gemeinden zu stellen.
Zum ersten Wehrführer wurde der Bademeister Martin Heinrich Heckmann bestimmt, der sogleich mit der Aufstellung und Ausbildung der Feuerwehr begann. Wie aus der Chronik nachzulesen ist, hatte Heckmann die Feuerwehr in straffer Zucht und Ordnung nach militärischen Grundsätzen geführt.[5]
1929 entstand die Gemeinde Bad Nenndorf durch Zusammenschluss der Orte Groß Nenndorf und Klein Nenndorf mit dem Gutsbezirk Bad Nenndorf. Nach einer Verwaltungsreform innerhalb Preußens wurde Bad Nenndorf 1932 der Provinz Hannover zugeteilt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der Kreis dann unter britische Besatzung und wurde 1946 Bestandteil des Landes Niedersachsen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von der Britischen Rheinarmee von 1945 bis 1947 im Badehaus von Bad Nenndorf, dem Wincklerbad, und angrenzenden Gebäuden das Internierungslager Bad Nenndorf betrieben. Bei dem Internierungslager handelte es sich um ein streng abgeschirmtes Geheimgefängnis des britischen militärischen Geheimdienstes, in dem insgesamt 372 Männer sowie 44 Frauen inhaftiert und verhört wurden. Darunter waren neben zuerst hohen und höchsten Funktionären der NSDAP, Diplomaten, Offizieren der Abwehr und aller Wehrmachtteile später auch „kleine Fische“, wie Grenzgänger, die der Spionage für die Sowjetunion bezichtigt wurden, und Kommunisten.[7] Im Frühjahr 1947 sickerte durch, dass in der Einrichtung katastrophale Zustände herrschten, so dass sie nach deutschen und britischen Interventionen geschlossen wurde.
Von 2006 bis 2015 führte die Neonaziszene jährlich jeweils im August in Bad Nenndorf Trauermärsche zum Wincklerbad durch. Tenor dabei war das Gedenken an die „Opfer des alliierten Folterlagers im Wincklerbad“. Bürger in Bad Nenndorf gründeten aus Besorgnis, dass sich Bad Nenndorf zu einem rechtsextremen Treffpunkt entwickelte, das Bündnis Bad Nenndorf ist bunt. Die Vereinigung organisierte zu den jährlichen Demonstrationen der rechten Szene jeweils Gegendemonstrationen.[8][9] Da zum Schutz der Versammlungen tausende Polizeibeamte eingesetzt wurden, herrschte am Veranstaltungstag im Ort Ausnahmezustand. 2016 konnte erstmals in zehn Jahren kein Marsch mehr organisiert werden, weshalb die Gegenveranstaltung zu einer Feier umfunktioniert wurde.[10]
Am 1. Januar 2000 wurden Bad Nenndorf die Stadtrechte verliehen.[11]
Im Januar 2005 wurden große Teile des Staatsbads vom Land Niedersachsen an die Stadt Bad Nenndorf übergeben. Mit rückläufigen Kurgastzahlen sieht das Staatsbad einer ungewissen Zukunft entgegen. Davon unberührt expandiert die Stadt weiter als beliebter Wohnort in einer schönen Landschaft mit günstigen Verkehrsanbindungen.
Die St.-Godehardi-Kirchengemeinde gehört zum evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Grafschaft Schaumburg. Zu ihr gehören die Orte Bad Nenndorf, Horsten, Waltringhausen sowie in der Gemeinde Suthfeld die Dörfer Riehe und Kreuzriehe.
Der Rat der Stadt Bad Nenndorf besteht aus 29 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für die Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 11.001 und 12.000 Einwohnern.[13] Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Das „Kultur-Forum“ und unterstützend „Kultur-Forum & friends“ engagieren herausragende Künstler und sorgen für zahlreiche Live-Konzerte unterschiedlicher Musikrichtungen.
Ferdy Doernberg (ein international tätiger Musiker, Singer/Songwriter & Produzent wohnhaft Bad Nenndorf)
Bad Nenndorf besitzt einen 34 ha großen sehenswerten Kurpark mit historischen Bauten und einem über 200 Jahre alten Baumbestand. Einmalig in Deutschland ist die kleine Süntelbuchenallee am westlichen Rand des Kurparks, die aus knapp 100 seltenen Süntelbuchen besteht. Unter Einbeziehung des Kurparks und dessen alten Baumbestands soll die Niedersächsische Landesgartenschau im Jahr 2026 in Bad Nenndorf stattfinden.[19]
In Bad Nenndorf gibt es zwei repräsentative Alleen, die Rodenberger Allee und die Buchenallee. Beide Alleen wurden im Zusammenhang mit dem Ausbau des „Schwefelbades Nendorf“ Ende des 18. Jahrhunderts angelegt.
Busverbindungen bestehen in Richtung Haste, Lauenau, Rinteln, und Stadthagen. Außerdem wird von März bis Oktober Bad Nenndorf einmal wöchentlich vom Bus „Westliche Heilbäder“ Berlin – Horn-Bad Meinberg angefahren.
Innerhalb des Stadtgebietes, mit einem Schlenker in den Hohnhorster Ortsteil Ohndorf, betreibt der Bürgerbusverein ein Liniennetz mit 26 Haltestellen.
Bundesgeschäftsstelle der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Sitz des DLRG-Präsidiums. An diese angeschlossen ist das Bildungswerk der DLRG und ein zugehöriges Tagungshotel.
Evangelischer Kindergarten, 7 Samtgemeinde-Kindergärten und ein Waldkindergarten
Evangelische Kirchengemeinde (St. Godehardi) mit Gemeindehaus („Haus der Begegnung“).
Katholische Kirchengemeinde (St. Maria vom Hl. Rosenkranz).
Neuapostolische Gemeinde
Jugendzentrum im Mehrgenerationenhaus (ehemals Vereinsheim).
THW-Übungsgelände des Landesverbandes Bremen, Niedersachsen.
Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel (1743–1821) war 1787 Gründer des Bades.
Jérôme Bonaparte (1784–1860), König von Westphalen (1807–1813), weilte während seiner Regierungszeit des Öfteren in Bad Nenndorf zur Kur. Er führte das Schlammbaden ein und erweiterte die Kureinrichtungen (Bau des Schlammbades 1809).[20]
Victor von Podbielski (1844–1916), preußischer Landwirtschaftsminister zu Beginn des 20. Jahrhunderts, war verantwortlich für große Investitionen des preußischen Staates in Bad Nenndorf, unter anderem den Bau der Esplanade und die Erweiterung des Kurparks. Zu seinen Ehren errichteten die dankbaren Einwohner im Jahr 1906 ein Denkmal.
Axel Winckler (1852–1934), führender deutscher Balneologe und Dirigierender Brunnenarzt in Bad Nenndorf von 1898 bis 1934, war verantwortlich für erhebliche Erweiterungen der Kuranlagen und Verbesserungen der Kuranwendungen.
Arrien Evers (1904–2001), führender deutscher Balneologe, Nenndorfer Dirigierender Brunnenarzt, Gründer (1936) und langjähriger Leiter des Balneologischen Instituts des Staatsbades Nenndorf.
Die ostpreußische Dichterin Agnes Miegel (1879–1964) lebte von 1948 bis 1964 in Bad Nenndorf. Ihr ehemaliges Wohnhaus ist heute Sitz der Agnes-Miegel-Gesellschaft. Seit 1954 ist sie Ehrenbürgerin der Stadt.
Ernst Blumenberg (1888–1973), jüdischer Arzt von 1929 bis 1937 und machte sich vor allem um die Nenndorfer Arbeiterschaft verdient; Gedenktafel am Haus an der Hauptstraße seit 1989[21]
Martin Doernberg (1920–2013), evangelischer Pastor der nahe gelegenen Kirchengemeinden Bantorf und Hohenbostel (1970–1985), Geiger und Komponist, lebte seit den 1960er Jahren in Bad Nenndorf.
Dieter Hecking (* 1964), ehemaliger Fußballprofi und Bundesliga-Trainer bzw. -Manager
Ute Brüdermann: Das Schaumburger Land. Ein Reiseführer zu Kunst und Kultur. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2016, S. 88–95.
Karljo Kreter, in Zusammenarbeit mit der Dr.-Blumenberg-Initiative: Bad Nenndorf im Dritten Reich. Lebenswege der Nenndorfer jüdischen Glaubens.Selbstverlag, Hannover / Bad Nenndorf 1987.
100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bad Nenndorf. (Festschrift) Bad Nenndorf 1980.
↑Lohner, Henry; Nur wer tot ist, geht kein Risiko mehr ein. Books on Demand, Norderstedt 2012; ISBN 978-3-8448-0977-0; S. 79–80
↑Willi Kaese: Chronik des Bades Nenndorf, Staatliche Badeverwaltung Bad Nenndorf (Hrsg.), 1937, S. 68 f.
↑Ausführlich: Matthias Blazek: Feuerwehrwesen im Landkreis Schaumburg im 19. Jahrhundert. 2. aktualisierte und ergänzte Auflage, Adelheidsdorf 2002, S. 32 ff.
↑Utz Anhalt, Steffen Holz: Das verbotene Dorf. Das Verhörzentrum Wincklerbad der britischen Besatzungsmacht in Bad Nenndorf 1945–1947. Offizin, Hannover 2011, ISBN 978-3-930345-90-8.
↑Angelika Henkel, Stefan Schölermann: Bad Nenndorf wehrt sich gegen Rechts. ndr.de, 2. Juli 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Dezember 2016; abgerufen am 25. Juli 2013.
↑Geschichte. In: nenndorf.de. Stadt Bad Nenndorf, abgerufen am 14. Oktober 2017.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.192.
↑Siegfried Lohr: Planungen und Bauten des Kasseler Baumeisters Julius Eugen Ruhl 1796–1871. Ein Beitrag zur Baugeschichte Kassels und Kurhessens im 19. Jahrhundert. Masch. Diss. Darmstadt [1982], S. 221f.