Santa Chiara (italienischBasilica di Santa Chiara, auch Monastero di Santa Chiara) ist ein ehemaliger Klarissenkonvent in Neapel und umfasst die Kirche Santa Chiara, ein angrenzendes Kloster und ein Archäologisches Museum. Die Kirche ist Grablege von neapolitanischen Königen aus den beiden kapetingischen Dynastien Haus Anjou und Haus Bourbon-Sizilien.
Geschichte
Gotik und Barock
Das Kloster wurde 1310–1340 unter Robert von Anjou von Gagliardo Primario erbaut. Die ursprüngliche Kirche, ein zweistöckiger Saalbau mit Balkendecke und zahlreichen Seitenkapellen, wurde im provenzalisch-gotischen Stil errichtet. Auch Giotto und seine Werkstatt arbeiteten in der Kirche an einigen Fresken. Der Campanile wurde nach mehreren Einstürzen erst 1604 vollendet. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche von Domenico Antonio Vaccaro durch zahlreiche Um- und Anbauten durchgreifend barockisiert.
Zerstörung und Wiederaufbau
Bei den alliierten Luftangriffen auf Italien wurde die Basilika 1943 fast völlig zerstört.[1] Giottos einst berühmte Fresken sind nur noch in Rudimenten erhalten.
1953 erfolgte der Wiederaufbau in Anlehnung an den ursprünglichen gotischen Stil, ohne die Barockisierungen. Die Idee dieser sog. Ent-Restaurierung geht auf den italienischen Architekten, Maler, Restaurator und Architekturhistoriker Roberto Pane (1897–1987)[2] zurück, der als einer der wichtigsten Theoretiker der Denkmalpflege gilt. Die im Stil der Gotik restaurierte neue Kirche basiert somit quasi auf einer Erfindung des 20. Jahrhunderts.[3]
Die Basilika nach den Luftangriffen 1943
Grundriss des Gebäudekomplexes
Ausstattung
Die Kirche hat weder Querhaus noch Chor, eine Wand mit Fenstern schließt den Raum ab. Vier Mitglieder der Anjou sind in Grabmälern an der Altarwand bestattet. Darunter befindet sich auch das ursprünglich vierstöckige Grabmonument von Robert von Anjou, das als größtes Königsgrab in Neapel zwischen 1343 und 1345 von den florentiner Bildhauern Bertini geschaffen wurde. Die meisten der Grabmonumente schuf Tino di Camaino.
Kreuzgang
Eine besondere Sehenswürdigkeit ist der Kreuzgang (Chiostro delle Maioliche), der als einer der schönsten in Kampanien angesehen wird. Er wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts angelegt und 1739–1740 als Innenhof mit zentralem Wegekreuz umgebaut. Er wurde dabei mit einem Brunnenhaus, Begrenzungsmauern, Stützen und Bänken ausgestattet, die vollkommen mit ornamentalen und figürlichen Majolikabildern bedeckt sind. Die Fliesen wurden von Donato und Giuseppe Massa geschaffen, Schüler des Francesco del Grue, der 1716 als Kriegsgefangener im Castello Nuovo eingekerkert war.
Christoph Höcker: Golf von Neapel und Kampanien. DuMont-Kunstreiseführer, DuMont Buchverlag, Köln 1999. Erweiterte und aktualisierte Auflagen: 2000; 2004; 2006; 2008 (völlig überarbeitete Neuauflage); 2011.
Tanja Michalsky: Memoria und Repräsentation. Die Grabmäler des Königshauses Anjou in Italien (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte. Bd. 157). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-35473-8.