Bendeleben
Wappen von Bendeleben
Koordinaten: 51° 22′ N, 11° 0′ OKoordinaten: 51° 22′ 21″ N, 11° 0′ 23″ O
Höhe: 160 m ü. NN
Fläche: 22,42 km²
Einwohner: 681 (31. Dez. 2011)
Bevölkerungsdichte: 30 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 2012
Postleitzahl: 99707
Vorwahl: 034671
Karte
Lage des Ortsteils in Kyffhäuserland

Bendeleben ist ein Ortsteil der Gemeinde Kyffhäuserland im thüringischen Kyffhäuserkreis, unweit der Kreisstadt Sondershausen an der Verbindungsstraße nach Bad Frankenhausen gelegen.

Geografie

Lage

Bendeleben liegt südwestlich des Kyffhäusergebirges. In der Nachbarschaft liegen (im Uhrzeigersinn im Nordwesten beginnend): Badra, Steinthaleben, Barbarossahöhle, Rottleben, Göllingen und ein Standortübungsplatz der Bundeswehr im Westen. Durch Bendeleben fließt die vor 600 Jahren künstlich angelegte Kleine Wipper[1], in die der von Westen kommende Siedenbach mündet.

Klima

Der Jahresniederschlag beträgt 512 mm. Die Niederschlagsmengen sind extrem niedrig. Sie liegen im unteren Zwanzigstel der in Deutschland erfassten Werte. An 4 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juni; dann fallen 2,6 mal mehr Niederschläge als im Februar. Die Niederschläge variieren mäßig. An 62 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.

Geschichte

Eine Siedlung aus der Jungsteinzeit existierte am heutigen westlichen Ortsrand. Aus der Bronzezeit wurde ein Hockergrab in der Gemarkung freigelegt. Seit etwa 500 vor Chr. weisen Bodenfunde auf die Besiedlung durch Germanen hin. Diese kannten die Eisengewinnung und -bearbeitung. Im Markgrafenholz befand sich wohl eine sagenumwobene Kultstätte. Ein dortiger Ringwall ist ein geschütztes Bodendenkmal.

Urkundlich erwähnt wurde Bendeleben um 870: Das Kloster Fulda erhielt Besitz im Ort. Die Endsilbe -leben im Ortsnamen deutet auf eine Siedlung der in den ersten Jahrhunderten n. Chr. eingewanderten germanischen Warnen oder Angeln hin. Ab dem 12. Jahrhundert wurde ein Adelsgeschlecht von Bendeleben genannt. Dieses altritterliche thüringische Dienstmannengeschlecht der Landgrafen von Thüringen hatte seinen Stammsitz auf einer Burg Bendeleben. 1249 kam der Ort an die Markgrafen von Meißen. Um 1337 wurde das Rittergut Bendeleben erstmals urkundlich erwähnt. Im Mai 1525 schloss sich Balthasar von Bendeleben den aufständischen Bauern um Thomas Müntzer an. 1539 wurde die Reformation eingeführt. 1573 kam der Magister Johannes Clajus als Pfarrer nach Bendeleben. An Stelle eines Vorgängerbaus aus dem 12./13. Jahrhundert wurde 1588 die Kirche St. Pankratii gebaut, 1623 war auch der Kirchturm vollendet.

Im Dreißigjährigen Krieg hatte auch Bendeleben schwer unter Landsknechten, Hunger und Pest zu leiden. Bendeleben war 1686/1687 von der Hexenverfolgung betroffen. Margaretha, Witwe von Hermann Weiße, geriet in einen Hexenprozess. Trotz Folter konnte von ihr kein Geständnis erpresst werden und sie wurde freigelassen.[2]

1763 erwarb Johann Jacob von Uckermann („der Zweite“) Gut und Burg. Er ließ den baufälligen Rittersitz abtragen und ein Schloss an seiner Stelle errichten, baugleich dazu ein Inspektorenhaus, zusammen eine symmetrische Anlage. Gleichzeitig entstanden Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie weitere Bauten im barocken Stil. 1770 folgte die Neugestaltung des Lustgartens und der Bau einer Orangerie. Aus dem Hirschgarten wurde ein großer Schlosspark im englischen Stil.

Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam die ehemalige Exklave Bendeleben des kursächsischen Amts Weißensee im Jahr 1816 zur Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen. 1827 erbte der Major und Wissenschaftler Johann Jacob Uckermann („der Dritte“) den Besitz, richtete eine Sternwarte im Schlossturm ein; 1831 schaffte er die Frondienste ab. 1835 kam der Pfarrer und Geograph Johann Günther Friedrich Cannabich nach Bendeleben. 1849 erwarb der Kaufmann Wilhelm Krause aus Braunschweig Rittergut und Schloss. Er wurde 1852 in den Adelsstand erhoben. 1853 begann er erfolgreich mit dem Abbau von Braunkohle in der Luisengrube, das Vorkommen war 1878 erschöpft. 1860/1861 ließ von Krause das Neue Schloss erbauen. Ab 1865 förderte der „Kunstgärtner“ Heinemann den Obst- und Gemüseanbau im Ort.

Nach seiner Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft 1920 widmete sich der Diplomat und Gutsherr Wilhelm Baron von Krause ab 1920 voll seinem Besitz in Bendeleben. Unter ihm und seiner Frau Franziska von Krause geb. von Schmidthals, verw. Fürstin von Lieven wurde das Schloss gründlich umgestaltet und modernisiert, im Park ein Sportplatz und Badehaus errichtet. Das Rittergut wurde zu einem landwirtschaftlichen Musterbetrieb mit Ausstrahlung auf die Region. Gutsverwalter war von 1927 an Max Hansen, ein erfolgreicher Tier- und Pflanzenzüchter. In den 1920er und Anfang der 1930er Jahre war an der Pflanzenzüchtung auch Alexandra von Oelsen (ab 1933 Alexandra von Arnim) beteiligt, die Tochter von Franziska von Krause. Behördlich anerkannt wurden die gezüchteten Futtermittelsorten Bendelebener Luzerne (1935) und Esparsette als Bendelebener D4 (1944).

Am 11. April 1945 erfolgte die Besetzung von Bendeleben durch US-amerikanische Truppen. Nach deren Ablösung durch die Rote Armee Anfang Juli 1945 wurde die Familie von Krause entschädigungslos enteignet und hatte innerhalb 24 Stunden Schloss und Ort zu verlassen. Wilhelm von Krause wurde verhaftet, zusammen mit anderen Gutsbesitzern in das Gefängnis Sondershausen verbracht und später wieder freigelassen. Von Krauses gingen nach Grainau in Oberbayern. Den Gutsadministrator Max Hansen verbrachte man in das sowjetische Speziallager Buchenwald, wo er im Dezember 1945 starb und in einem Massengrab beerdigt wurde. Das Schloss mit seinem wertvollen Inventar wurde ausgeplündert. Von den Gemälden verschwand auch eine historische Darstellung von König Jerome von Westphalen bei Inspektion eines Manövers seiner Truppen 1809 bei Bendeleben. Bei der Bodenreform 1946 wurden 300 Hektar Land an landarme Bauern aufgeteilt, der Rest wurde Volkseigenes Saatzuchtgut. 1951 baute man eine Saatzuchtstation. Anfang der 1950er Jahre wurde die „LPG Friedrich Engels“ gegründet. 1970 baute man das Schloss als Alters- und Pflegeheim um. Viele Gebäude verfielen während der DDR-Zeit. Die Mauer um den Schlosspark wurde streckenweise als Steinbruch für den Wegebau verwendet.

1990 wandelte sich die LPG zur Genossenschaft (e. G.). 1991 wurden das VEG und die Saatzuchtstation abgewickelt. Im gleichen Jahr pachteten Alexandra Gräfin von Arnim (die Adoptivtochter von Wilhelm von Krause) und deren Sohn Thomas Graf von Arnim das Gut mit 360 Hektar Ackerland. Beide kümmerten sich um die Wiederherstellung der barocken Gutsanlagen von Bendeleben. Alexandra von Arnim verstarb 1999 in Bayern. 1999 begann unter finanzieller Beteiligung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz die Restaurierung der Orangerie (2010 abgeschlossen) und des früheren Lustgartens. Man merkt dem „Barockdorf Bendeleben“ an, wie viele Initiativen von Bürgerschaft, Gemeinde, verschiedenen Institutionen und nicht zuletzt vom Ehepaar Thomas und Sabine von Arnim wirksam geworden sind. 2001 wurden mehrjährige Sanierungsarbeiten am Neuen Schloss beendet, das im Besitz der Arbeiterwohlfahrt als Senioren- und Pflegeheim dient. Die Agrargenossenschaft ist jetzt Bestandteil der „Landgut GmbH Bendeleben/Badra“.

Am 31. Dezember 2012 schloss sich die Gemeinde Bendeleben mit weiteren Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Kyffhäuser zur Gemeinde Kyffhäuserland zusammen.[3] Bendeleben war Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Kyffhäuser und ist auch der Sitz der neuen Gemeinde.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl der Gemeinde Bendeleben (31. Dezember):

  • 1994: 825
  • 1995: 797
  • 1996: 811
  • 1997: 809
  • 1998: 811
  • 1999: 792
  • 2000: 811
  • 2001: 804
  • 2002: 795
  • 2003: 776
  • 2004: 772
  • 2005: 747
  • 2006: 741
  • 2007: 726
  • 2008: 711
  • 2009: 694
  • 2010: 698
  • 2011: 681
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Schlosspark

Freiherr Johann Jacob von Uckermann und seine Gattin Christiane legten ab 1765 einen englischen Landschaftspark an. In dem 21 Hektar großen Park befinden sich neben wertvollen Gehölzen und Bäumen, darunter eine mächtige 300 Jahre alte Blutbuche, sieben Fischteiche und ein Römisches Bad. Umgeben ist der Park von einer historischen Sandsteinmauer.

Wirtschaft

Das von Arnimsche Gut und die „Landgut GmbH Bendeleben/Badra“ bestimmen die Wirtschaft in Bendeleben.

Touristik

Durch Bendeleben führen folgende Wanderwege: Geo-Pfad Kyffhäuser, Cannabich-Weg, Windleite-Weg, der Hauptwanderweg Eisenach-Wernigerode und der Barbarossaweg.

Besichtigungswert sind die obengenannten Bauwerke, der Schlosspark, die Kleine Wipper (Meisterleistung der mittelalterlichen Wasserbaukunst) mit Aquädukt über den Siedenbach und der Naturgarten (westlich des Ortes). In der Nähe des Segelteiches befinden sich sechs Erdfälle. In der Umgebung gibt es noch einen frühgeschichtlichen Ringwall (wohl germanische Kultstätte) im Markgrafenholz, die Flurbezeichnung Schachtloch (Braunkohlenabbau im 19. Jahrhundert) und das 1975 gesprengte Erbbegräbnis der Familie von Krause auf dem Gartenberg.

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Einzelnachweise

  1. Michael Brust, Manfred Kupetz: Die Kleine Wipper. In: Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. Neue Folge, Heft 1. Nordhausen 1994. S. 31
  2. Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum (= Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland. Band 2). Hamburg 2003, S. 253.
  3. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2012
  4. «Bendeleben». In: Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen (Hrsg.): Kulturelle Entdeckungen. Landkreis Eichsfeld, Kyffhäuserkreis, Landkreis Nordhausen, Unstrut-Hainich-Kreis. Band 1 (Thüringen). Schnell & Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2249-3, S. 41–44, 191–192.

Literatur