Bernard Andreae (* 27. Juli 1930 in Graz) ist ein deutscher Klassischer Archäologe. Andreae war von 1965 bis 1978 der erste Lehrstuhlinhaber für Klassische Archäologie an der Ruhr-Universität Bochum. Von 1978 bis 1984 lehrte er als Professor für Klassische Archäologie an der Universität Marburg und von 1984 bis 1995 war er Direktor der Abteilung Rom des Deutschen Archäologischen Instituts.

Leben und Wirken

Der Sohn des Nationalökonomen Wilhelm Andreae und der Schriftstellerin Illa Andreae besuchte das Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums in Gießen bis zum Abitur im September 1949. Anschließend studierte er von 1949 bis 1955 an der Philipps-Universität Marburg und der Universität La Sapienza in Rom Klassische Archäologie, Altphilologie, Alte Geschichte und Kunstgeschichte. Am 26. Juli 1954 wurde er in Marburg bei Friedrich Matz mit einer Dissertation über römische Schlacht-Sarkophage promoviert. Danach hatte er von 1955 bis 1956 das Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts inne. Von 1956 bis 1959 war er als Erster Referent an der Abteilung Rom des Deutschen Archäologischen Instituts tätig. Von 1959 bis 1962 war er Assistent bei Ernst Langlotz am Archäologischen Institut der Universität Bonn. Am 12. Mai 1962 habilitierte er sich mit Studien zur römischen Grabkunst an der Universität Bonn und war anschließend bis 1965 als Dozent dort tätig.

Im Jahre 1965 wurde Andreae ordentlicher Professor an der neu gegründeten Ruhr-Universität Bochum. Dort begründete er die archäologische Abteilung der Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, die er durch den Erwerb einiger hochkarätiger Antiken zu einer der wichtigsten archäologischen Universitätssammlungen in Deutschland machte: Zu nennen sind unter anderem Marmorporträts der römischen Kaiserin Livia Drusilla und des Kaisers Mark Aurel sowie ein Bronzekopf des Kaisers Severus Alexander, der die Spuren des Vollzugs der Damnatio memoriae zeigt. Zur Sammlung gehören außerdem eine reiche Kollektion antiker, griechischer wie etruskischer, Vasen und eine andere antiker Münzen. Zum Sommersemester 1978 wechselte er an die Universität Marburg und übernahm hier zugleich die Herausgabe des Corpus Die antiken Sarkophagreliefs. Von 1984 bis zu seinem Ruhestand 1995 war Andreae Erster Direktor der Abteilung Rom des Deutschen Archäologischen Instituts.

Andreae befasst sich schwerpunktmäßig mit der Interpretation und Rekonstruktion antiker Kunst. Bahnbrechend waren seine Forschungen zu den Funden von Sperlonga. Er veröffentlichte ein monumentales Werk über die Römische Kunst in der Reihe Ars Antiqua – Große Epochen der Weltkunst. Die Darstellung erlebte mehrere Auflagen und wurde auch ins Englische, Französische und Italienische übersetzt.

Für seine Forschungen wurden ihm zahlreiche wissenschaftliche Ehrungen und Mitgliedschaften zugesprochen. Ihm wurde der Gran Ufficiale des Verdienstordens der Republik Italien (1973) und der Orden Pour le Mérite (1991)[1] verliehen. Andreae erhielt 1993 den Premio Daria Borghese, einen römischen Literaturpreis. Im Jahre 1994 erhielt er das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich[2] und die Winckelmann-Medaille der Stadt Stendal. Er wurde 1998 Ehrenbürger der Stadt Sperlonga. Im Jahr 2008 wurde er mit dem großen Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Andreae ist ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz (seit 1980)[3], ordentliches Mitglied der Pontificia Accademia Romana di Archeologia in Rom (seit 1975), korrespondierendes Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt (seit 1993) und korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien (seit 1989).[4]

Im Jahr 1961 heiratete er. Aus der Ehe gingen zwei Töchter und zwei Söhne hervor.[5]

Schriften

Monographien

Herausgeberschaften

Literatur

Anmerkungen

  1. Mitgliederseite beim Orden Pour le Mérite.
  2. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952.
  3. Mitgliedseite von Bernard Andreae bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, abgerufen am 25. April 2019.
  4. Mitgliedsseite Österreichische Akademie der Wissenschaften
  5. Wer ist wer? Das deutsche Who’s Who. XXIII. Ausgabe 1984, S. 20.