Bogdan Filow

Bogdan Dimitrow Filow (bulgarisch Богдан Димитров Филов, wissenschaftliche Transliteration Bogdan Dimitrov Filov;9. April 1883 in Stara Sagora; † 2. Februar 1945 in Sofia, hingerichtet) war ein bulgarischer Archäologe, Vorsitzender der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, 28. bulgarischer Premierminister in der 57. und 58. bulgarischen Regierung vom 16. Februar 1940 bis zum 9. September 1943, Regent des minderjährigen Thronfolgers Simeon von Sachsen-Coburg und Gotha und ein einflussreicher Politiker. Er war seit 1932 mit der Volkskundlerin Ewdokia Petewa-Filowa verheiratet.

Leben

Nach dem Besuch verschiedener Schulen in Karlowo und Plowdiw, schloss Filow 1900 in Sofia das 1. Jungengymnasium ab.

Als Stipendiat des bulgarischen Kulturministeriums studierte er in Deutschland, Klassische Philologie in Würzburg (1901) und Leipzig (1902–1903), sowie Archäologie und römische Geschichte in Freiburg im Breisgau (1904–1906). Hier wurde er 1906 bei Ernst Fabricius mit einer Dissertation Die Legionen der Provinz Moesia von Augustus bis auf Diocletian promoviert. 1906 bis 1907 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Archäologischen Nationalmuseum in Sofia. 1907 bis 1909 vertiefte er seine Studien bei Reisen nach Bonn, Paris und Rom. Von 1908 bis 1909 arbeitet er in der Handschriftenabteilung des Nationalmuseums in Sofia, von 1909 bis 1910 war er der Leiter der mittelalterlichen und numismatischen Abteilungen des Museums und von 1910 bis 1920 dann Direktor des Nationalmuseums.

Er begann 1909 mit den Ausgrabungen in Hisar (Chissarja) bei Plowdiw. 1910 bis 1912 führte er Grabungen in der Sophienkirche in Sofia durch. 1921 begann er Ausgrabungen in der antiken Stadt Kabyle (bei Jambol). Während der Balkankriege unternahm er drei wissenschaftliche Reisen nach Ostthrakien, an die Ägäis und nach Mazedonien.

1914 wurde er an der Universität Sofia habilitiert. Von 1920 bis 1941 war er dort Professor für Archäologie und Kunstgeschichte. 1921 wurde er Direktor des neu gegründeten Bulgarischen Archäologischen Instituts.

1929 bis 1931 erforschte er den Grabhügel im Dorf Duwanli (bei Plowdiw).

1931 wurde er Mitglied der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und war von 1937 bis 1944 deren Präsident.

Politische Tätigkeit

1938 wurde er Minister für Volksbildung in der Regierung von Georgi Kjoseiwanow. 1940 wurde er Vorsitzender des Ministerrates. Am 1. März 1941 unterschrieb er in Wien den Beitritt Bulgariens zum Dreimächtepakt – damit schloss sich Bulgarien offiziell den Achsenmächten an. Die von ihm angeführte Regierung erklärte am 12. Dezember 1941 den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich den Krieg – der Sowjetunion wiederum nicht.

Als Vertrauter des bulgarischen Zaren Boris III. wurde er 1940 Premierminister des Königreich Bulgariens. Er löste dabei Georgi Kosseiwanow ab. Trotz der Mitgliedschaft in der Achse versuchten Filow und Zar Boris III., Bulgarien so weit wie möglich aus dem Krieg rauszuhalten. Auch die Verfolgung der bulgarischen Juden wird ihm angelastet.

Als Ministerpräsident ließ Filow 1941 den bulgarischen PEN-Club aufgrund der pazifistischen Haltung der Schriftstellervereinigung schließen – während er selbst Präsident des PEN-Clubs war.[1]

Filow blieb bis kurz nach dem Tod des Zaren Boris III. (28. August 1943) Premierminister. Sein Nachfolger als Premierminister war für 5 Tage Petar Gabrowski und danach Dobri Boschilow.

Danach wurde er Mitglied des am 9. September 1943 vom bulgarischen Parlament gebildeten Regentenrates, der eingesetzt wurde, weil der neue Zar Simeon II noch nicht volljährig war. Den Regentenrat bildete er zusammen mit Fürst Kyrill von Bulgarien (dem Bruder von Boris III.) und dem Kriegsminister Generalleutnant Nikola Michow.

Nach der Vereinbarung eines Waffenstillstandes mit der Sowjetarmee 1944 wurde der Rat aufgelöst. Die neu eingesetzte Regierung wurde von den Kommunisten dominiert, welche – unterstützt durch die sowjetischen Truppen in Bulgarien – die Forderung nach unabhängigen Wahlen ablehnten[2] und am 15. September 1946 die Volksrepublik ausriefen. In der Zwischenzeit wurden Filow und Fürst Kiril Preslawski, acht Berater des Zaren, 22 Minister des Kabinetts Filow, die Nachfolger Filows, Dobri Boschilow und Iwan Bagrjanow sowie 66 Abgeordnete von einem Volksgericht mit der Begründung, sie hätten Bulgarien in den Krieg hineingezogen, zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 hingerichtet.[3]

Wissenschaftliche Ehrungen

Ordentliches Mitglied
Ehrenmitglied
Korrespondierendes Mitglied
Doktor Honoris Causa

Schriften (Auswahl)

Siehe die Bibliographie bis 1931 in Bulletin de l’Institut Archéologique Bulgare 6, 1930–1931, S. 241–246.

Fremdsprachliche Publikationen

Bulgarischsprachige Publikationen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Irina Gigova: The Bulgarian PEN Club: A Study in Interwar Cultural Internationalism, in: East European Politics and Societies and Cultures, Jg. 34 (2020), Nr. 3, S. 685–711 (hier: S. 705), doi:10.1177/0888325419877681.
  2. Richard J. Crampton: A concise history of Bulgaria, Cambridge University Press, Cambridge, 2005, S. 183ff.
  3. Vgl.: Borislaw Gardew: 125 години от рождението на Богдан Филов (125 Jahre seit der Geburt von Bogdan Filow), [1]; Bogdan Filov auf rulers.org
  4. Bogdan Filow, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften; Forschungen und Fortschritte. Nachrichtenblatt der Deutschen Wissenschaft und Technik. Organ des Reichsforschungsrates 19, 1943, S. 252.
  5. Bogdan Filow, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
  6. Bogdan Filow, Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bayerische Akademie der Wissenschaften
VorgängerAmtNachfolger
Georgi KjosseiwanowMinisterpräsident von Bulgarien
1940–1943
Petar Gabrowski
Ljubomir MiletitschVorsitzender der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften
1937–1944
Dimitar Michaltschew