Boris Meissner bei einem Forumsgespräch zur Kieler Woche 1963

Boris Meissner (* 10. August 1915 in Pleskau, Russisches Kaiserreich; † 10. September 2003 in Köln) war ein deutsch-baltischer Rechtswissenschaftler und Volkswirt, spezialisiert auf internationales Recht und bekannt für seine Forschung in osteuropäischer Zeitgeschichte und Politik.

Leben

Meissner wurde als Sohn des deutschbaltischen Untersuchungsrichters Arthur Meissner und dessen Frau Xenia, geb. von Dombrowa, einer Pianistin, in Pleskau geboren und verbrachte seine Jugend im estnischen Pärnu.[1][2] Nach dem Besuch des Deutschen Privaten Gemeinschaftsgymnasiums in Pärnu studierte er seit 1932 Wirtschafts- und Rechtswissenschaften an der Universität Dorpat (Tartu) und war dort Mitglied des Corps Neobaltia. 1934 schloss er sein Studium mit einem Diplom in Wirtschaft ab. Danach arbeitete er als Bankangestellter und studierte ab 1939 Rechtswissenschaften, ebenfalls in Tartu. 1939 folgte er der Umsiedlung der Deutschbalten in der Folge der deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts. Anschließend arbeitete Meissner an den Universitäten in Posen und Breslau als Assistent von Erik von Sivers und Axel von Freytagh-Loringhoven.[3] Im Zweiten Weltkrieg diente Meissner von 1940 bis 1945 bei der Wehrmacht.

Nach der Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft kam er 1946 als wissenschaftlicher Assistent an die Universität Hamburg, wo er sich bei Rudolf Laun auf Internationales Recht und als Referent für das sogenannte Ostrecht (Osteuropäisches Recht) spezialisierte. Zwischen 1947 und 1953 arbeitete er an der Forschungsstelle für Völkerrecht und ausländisches öffentliches Recht der Universität und wurde 1954 mit einer rechtswissenschaftlichen Studie über Dieœ sowjetische Intervention im Baltikum und die völkerrechtliche Problematik der baltischen Frage promoviert. Er war am Wiederaufbau der deutschen Osteuropaforschung nach dem Zweiten Weltkrieg wesentlich beteiligt. Seine Geschichte der sowjetischen Deutschlandpolitik ab 1943 fand internationale Beachtung.

Von 1953 bis 1959 stand Meissner in Diensten des Auswärtigen Amts. Als Leiter des Referats Sowjetunion gehörte er den Beobachter-Delegationen der Bundesregierung bei den Konferenzen von Berlin im Februar 1954 und Genf im Juli und November 1955 an und begleitete als mehrsprachiger Diplomat Konrad Adenauer 1955 bei seinen Verhandlungen mit Chruschtschow über die Rückkehr der deutschen Kriegsgefangenen. Im Frühjahr 1956 wurde er Gesandtschaftsrat an der deutschen Botschaft in Moskau.

Von 1959 und 1964 lehrte Meissner an der Universität Kiel und richtete das Seminar für Politik, Gesellschaft und Recht Osteuropas ein. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Auswärtigen Dienst war er weiterhin als Regierungsberater tätig. Von 1965 bis 1984 war er Professor an der Universität zu Köln, wo er das Institut für Ostrecht aufbaute, dessen Leiter er bis zu seiner Emeritierung blieb. Einer seiner wissenschaftlichen Assistenten war Ottfried Hennig.

Meissner begann 1947, Bücher und Zeitschriftenartikel zu veröffentlichen. 1954 erschien seine Dissertation Die sowjetische Intervention im Baltikum und die völkerrechtliche Problematik der baltischen Frage, die nichts von ihrer Bedeutung verloren hat und 1956 in Buchform unter dem Titel: Die Sowjetunion, die baltischen Staaten und das Völkerrecht verlegt wurde. Dieses Werk gilt als juristischer Nachweis, dass die Besetzung und Angliederung der Baltischen Staaten durch die Sowjetunion ungerechtfertigt war und einen Bruch des Völkerrechts darstellte.

Boris Meissner war Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (Berlin) und Mitglied in zahlreichen weiteren nationalen und internationalen wissenschaftlichen Organisationen.

Boris Meissner war seit 1949 mit Irene Sieger verheiratet. Seine Ehefrau verstarb am 11. Dezember 2017.

Ehrungen

Schriften

Literatur

Einzelnachweise

  1. Who's Who in Germany, 4th Edition, M-Z, Ottobrunn bei München 1972, S. 972.
  2. BBLD: Meissner, Boris (1915-2003). Abgerufen am 19. März 2024.
  3. Meissner, Sowjetunion und Deutschland, S. 206f.