Brigitte Tilmann (* 17. Juni 1941 in Berlin; † 4. März 2023)[1][2] war eine deutsche Juristin. Von 1998 bis 2006 war sie Präsidentin des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main. Sie übernahm dieses Amt als erste Frau in der Geschichte des Gerichts.
Tilmann wuchs in Lissabon auf und zog 1950 nach Berlin, wo sie nach dem Abitur zunächst Sprachen, dann von 1961 bis 1965 Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin und der Ludwig-Maximilians-Universität München studierte. Nach dem Referendariat in Berlin und Lyon übersiedelte sie 1968 nach Darmstadt und legte 1969 im Bereich der hessischen Justiz die zweite juristische Staatsprüfung ab.
1970 wurde sie zur Richterin am Landgericht Darmstadt ernannt. Schwerpunkt ihrer richterlichen Tätigkeit war das Strafrecht. Dort war sie, teils mit Dienstermäßigung wegen der Betreuung ihrer zwei Kinder, als Strafrichterin tätig.
1989 wurde sie zur Erprobung an das Oberlandesgericht Frankfurt am Main (OLG) abgeordnet. Wurde sie an das Hessische Ministerium für Justiz abgeordnet, wo sie 1989 bis 1993 als Referatsleiterin und ab 1990 als Fortbildungsreferentin tätig war.[1]
Im November 1993 wurde Tilmann zur Vizepräsidentin des Landgerichts Wiesbaden ernannt,[1] wo sie Vorsitzende einer Strafkammer wurde.
Im Oktober 1995 erfolgte die Berufung zur Präsidentin des Landgerichts Limburg an der Lahn[1], ebenfalls mit dem Vorsitz einer Strafkammer verbunden.
Nachdem die OLG-Spitze durch die Gutachteraffäre des Präsidenten Horst Henrichs über ein Jahr unbesetzt war, berief sie Justizminister Rupert von Plottnitz (Bündnis 90/Die Grünen) ab Juni 1998 zur Präsidentin des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main. Sie war damit in Frankfurt die erste Frau auf dieser Position seit Gründung des Gerichts im Jahr 1866.[1] Sie übernahm gleichzeitig den Vorsitz des 6. Senats (Urheberrecht). In ihre Dienstzeit fielen im April 1999 der Umzug des gesamten Gerichts in das zu diesem Zweck angemietete Gebäude der ehemaligen Bundesbahn-Direktion in der Friedrich-Ebert-Anlage sowie nach den Anschlägen vom 11. September 2001 die Entscheidungen zur Rasterfahndung und der sogenannte Al-Qaida-Prozess vor dem Staatsschutzsenat. Im Juni 2002 zog das Gericht unter ihrer Leitung wieder in das inzwischen sanierte und modernisierte Stammhaus auf der Zeil.
1998 bis 2006 war sie kraft Amtes Mitglied des hessischen Wahlprüfungsgerichts. Deshalb wurde ihr vom CDU-Landtagsfraktionschef Norbert Kartmann Befangenheit vorgeworfen, da sie während ihrer Amtszeit einen Wahlaufruf für den SPD-Oberbürgermeisterkandidaten in Darmstadt unterschrieben hatte.[3] Das Wahlprüfungsgericht beschloss daraufhin mit einer 3 zu 2 Stimmen-Entscheidung am 3. März 2000, das Wahlprüfungsverfahren zur Landtagswahl in Hessen 1999 wieder aufzunehmen. Dieser Beschluss des Wahlprüfungsgerichtes wurden vom Bundesverfassungsgericht[4] und dem Staatsgerichtshof des Landes Hessen wieder aufgehoben.
2006 wurde sie in den Ruhestand versetzt, ihr Nachfolger wurde Thomas Aumüller.[5]
Während ihrer Amtszeit am Oberlandesgericht Frankfurt am Main nahm Brigitte Tilmann folgende Nebentätigkeiten wahr (Auswahl):
Brigitte Tilmann war – vor allem im Ruhestand – vielfältig ehrenamtlich tätig:[1]
Personendaten | |
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NAME | Tilmann, Brigitte |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Juristin, Präsidentin des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main |
GEBURTSDATUM | 17. Juni 1941 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 4. März 2023 |