Christian Fiala (* 11. Mai 1959 in Stuttgart)[1] ist ein österreichischer Gynäkologe, der durch sein Auftreten für die soziale Bewegung Pro-Choice bekannt ist. Aufmerksamkeit erregte er unter anderem durch das Bestreiten wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse der Virologie zu AIDS und COVID-19, während dessen Pandemie er als Quarantänekritiker und Masken- sowie Impfgegner auftrat.

Leben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fiala wurde als Sohn österreichischer Eltern in Stuttgart geboren[2]. Nach dem Abitur 1978 in Stuttgart absolvierte Fiala von 1978 bis 1987 das Studium der Medizin an der Universität Innsbruck. Im Februar 1987 schloss er sein Studium an der Universität Innsbruck mit dem Dr. med. univ. ab, der in Österreich damals keine Dissertation beinhaltete. Von Mai 1987 bis 2001 wurde er zum Arzt für Allgemeinmedizin und Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe ausgebildet. Seit April 1993 hat er das Ius practicandi.[1] Einer seiner beruflichen Schwerpunkte ist der Schwangerschaftsabbruch,[3] so betreibt er eine Website zum Auffinden von Abtreibungärzten für Frauen mit ungewollter Schwangerschaft.[4] Seit 2003 leitet Fiala das Gynmed Ambulatorium Wien.[3] Ebenfalls 2003 gründete er in Wien das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch.[5] 2005 promovierte er mit Dissertation und ist seitdem auch am Landeskrankenhaus Salzburg tätig.[6][1]

Fiala ist Parteiobmann-Stellvertreter der impfgegnerischen Kleinpartei MFG, die als Teil der Querdenker-Bewegung gilt.[7] 2022 wurde er als Teil der „MFG – Liste Christian Fiala“, die sechs von 90 Mandaten erhielt, in die Ärztekammer Wien gewählt.[8]

Positionen und Rezeption

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fiala ist in Österreich für seine Meinung zum Schwangerschaftsabbruch als Praktizierender bekannt. Er sieht in der Möglichkeit von sicheren Abbrüchen die Bekämpfung von Müttersterblichkeit. Er vertritt die Position, „[m]it jedem Schwangerschaftsabbruch […] das Leben einer Frau“ zu retten.[9] So erregte er beispielsweise als Mitorganisator eines Konzertes im Advent, dessen Erlöse für die Finanzierung von Schwangerschaftsabbrüchen eingesetzt werden sollte, Aufmerksamkeit.[10][11] Zudem setzt sich Fiala für die Möglichkeit der anonymen Geburt und mit dem Österreichischer Verhütungsreport für Information über Verhütung ein.[12]

Fiala hielt auch Vorträge zum Schwangerschaftsabbruch.[13] So wurde seine Vorstellung seines Museums für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch 2011 vom Publikum der Konferenz The Best in Heritage, einer Konferenz von im Vorjahr ausgezeichneten Museen, von den Anwesenden zur besten formalen Präsentation gewählt.[14] Fiala engagiert sich auch als Mitglied des Beirats der „Österreichischen Gesellschaft für ein humanes Lebensende (ÖGHL)“ in einem Verein aus dem Bereich der Sterbehilfe.[15]

Fiala trat während der COVID-19-Pandemie als Mitorganisator von Protesten gegen Schutzmaßnahmen gegen diese auf und behauptete beispielsweise im Widerspruch zur vorherrschenden Expertenmeinung bestimmte Schäden durch das Tragen von Masken.[16] In der demgegenüber vorgebrachten Kritik wurde darauf verwiesen, dass er „ab den 1990er Jahren auch viele der von der Forschung erbrachten Erkenntnisse zur Epidemiologie, Diagnose und Therapie von Aids“ bestritten hatte.[2][17]

In der Augsburger Allgemeinen wurde 2021 kritisiert, manche seiner Äußerungen zu COVID-19 seien pseudowissenschaftlich und an Zynismus grenzend. Dabei bezog sich der Kommentar auf Äußerungen wie die Impfung sei eine „Autoimmunzerstörung der Zellen“ und Sterben sei „ein Problem des Lebens auf dieser Welt“.[18]

Veröffentlichende Tätigkeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fiala veröffentlichte ab 1985 zusammen mit anderen Autorinnen drei Bücher über Verhütung und Abtreibung.[19] Seit er im Jahr 2005 an der Karolinska Universitätsklinik in Stockholm über Improving medical abortion: Using mifepristone in combination with a prostaglandin analogue promoviert hat,[20] ist er Mitglied der dortigen Forschergruppe[3] und publiziert mit einem h-Index von 27 (Stand 2022) im gynäkologischen Bereich.[21]

Er veröffentlichte 1997 ein Buch über AIDS.[19] Daraufhin erschienen 2001 zahlreiche Beiträge von ihm im Presidental AIDS Advisory Panel Report des AIDS-Leugners und damaligen Präsidenten von Südafrika Thabo Mbeki, von dem er zu dem einberufenen Beratungsgremium eingeladen war.[22]

Gemeinsam mit dem AIDS-Leugner Peter Duesberg und anderen reichte Fiala 2009 einen Artikel in der wissenschaftlichen Zeitschrift Medical Hypotheses ein, der ohne Peer-Review-Verfahren zur Publikation akzeptiert worden war. Nachdem gegenüber den Herausgebern der Zeitschrift ernsthafte Bedenken bezüglich der Qualität dieses Artikels angemeldet worden waren, beauftragten sie ein externes Expertengremium, die Umstände zu untersuchen, unter denen der Artikel online veröffentlicht wurde. Das Gremium empfahl, den Artikel einem externen Peer-Review-Verfahren zu unterziehen, das durch die Redaktion der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet geleitet wurde. Da alle fünf externen Gutachter eine Ablehnung empfahlen, wurde der Artikel gemäß der Elsevier-Richtlinie zurückgezogen.[23] Diese Richtlinie sieht eine Entfernung unter anderem für Artikel vor, deren Inhalt ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellen könnte.[24]

Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Christian Fiala: Lebenslauf. In: muvs.at. 5. Februar 2008, abgerufen am 29. September 2021.
  2. a b Irene Brickner: Christian Fiala: Ein Arzt läuft gegen den Lockdown Sturm. In: Der Standard. 27. April 2020, abgerufen am 22. August 2021.
  3. a b c DDr. Christian Fiala. Abgerufen am 29. August 2021.
  4. In der Tabuzone: Medizinstudenten üben Abtreibungen an Papayas. In: dw.com. 14. Mai 2018, abgerufen am 29. August 2021.
  5. Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch. In: ORF online. 14. September 2020, abgerufen am 28. August 2021.
  6. MUVS – Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch. Abgerufen am 3. September 2021 (englisch).
  7. Vorstand. In: mfg-oe.at. abgerufen am 14. Oktober 2021.
  8. Kundmachung des Ergebnisses der Wahl in die Ärztekammer für Wien 2022. In: aekwien.at. 21. März 2022, abgerufen am 24. März 2022.
  9. Dr. Christian Fiala. In: gynmed.at. abgerufen am 25. September 2021.
  10. Porträt der Woche: Christian Fiala. In: die-tagespost.de. 2. Mai 2020, abgerufen am 25. September 2021.
  11. Eine Abtreibung zu Weihnachten? Spendenaktion für Schwangerschaftsabbrüche. In: wienerin.de. 13. Dezember 2019, abgerufen am 13. Oktober 2021.
  12. [1]
  13. Schwangerschaftsabbruch – Menschenrecht und Tabu. In: profamilia.de. abgerufen am 9. Januar 2022.
  14. Museum of Contraception and Abortion. In: thebestinheritage.com. abgerufen am 29. Dezember 2021.
  15. Kathpress: Warnungen vor Lockerung nicht nur aus Kirche. In: katholisch.at. 29. September 2020, abgerufen am 27. September 2020.
  16. Corona – Eine große Verschwörung? In: ORF2. ab 2:45, Christian Fiala bei IMDb.
  17. Umstrittene Meinung: Aids-Kritiker behauptet: "HIV ist harmlos", derstandard.at, 15. Juli 2010: „Christian Fiala, Gynäkologe in Wien, sieht unter anderem seine Arbeit in Uganda als Beweis, dass HIV und Aids nichts mit einander zu tun haben.“
  18. Werner Reisinger: Querdenker ziehen in Oberösterreich in den Landtag ein www.augsburger-allgemeine.de, 1. Oktober 2021
  19. a b DNB 115856900
  20. 7. Oktober 2005, hdl:10616/43458.
  21. Fiala, Christian. In: scopus.com. abgerufen am 22. April 2022.
  22. Presidental AIDS Advisory Panel Report. A synthesis report of the deliberations by the panel of experts invited by the President of the Republic of South Africa, the Honourable Mr Thabo Mbeki. März 2001 (englisch, gov.za [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 28. August 2021]).
  23. Peter H. Duesberg, Joshua M. Nicholson, David Rasnick, Christian Fiala, Henry H. Bauer: WITHDRAWN: HIV-AIDS hypothesis out of touch with South African AIDS – A new perspective. In: Medical Hypotheses. Juli 2009, S. S0306987709004472, doi:10.1016/j.mehy.2009.06.024: „This Article-in-Press has been permanently withdrawn.“
  24. Elsevier (Hrsg.): Article withdrawal. Elsevier's policy. (englisch, elsevier.com [abgerufen am 28. August 2021]): “In an extremely limited number of cases, it may be necessary to remove an article from the online database. This will only occur where the article is clearly defamatory, or infringes others’ legal rights, or where the article is, or we have good reason to expect it will be, the subject of a court order, or where the article, if acted upon, might pose a serious health risk. In these circumstances, while the metadata (Title and Authors) will be retained, the text will be replaced with a screen indicating the article has been removed for legal reasons.”
Personendaten
NAME Fiala, Christian
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Gynäkologe und Bestreiter virologischer Erkenntnisse
GEBURTSDATUM 11. Mai 1959
GEBURTSORT Stuttgart