Christian Heinrich Rinck

Johann Christian Heinrich Rinck (* 18. Februar 1770 in Elgersburg bei Ilmenau (Thüringen); † 7. August 1846 in Darmstadt) war ein deutscher Komponist der Romantik.

Vita

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Rinckdenkmal in Elgersburg (Foto 2007)

Johann Christian Heinrich Rinck stammte aus einer thüringischen Lehrerfamilie. Von 1784 bis 1786 lebte er in Geraberg im Hause des heutigen Thermometermuseums und wurde danach Schüler von Johann Christian Kittel, der noch Schüler von Johann Sebastian Bach gewesen war. Rinck verzichtete auf ein weiterführendes Studium und trat stattdessen ab 1790 eine zunächst gering besoldete Stelle als Stadtorganist in Gießen an. Im Jahre 1803 avancierte er dort zum Universitätsmusikdirektor. Rinck war in Gießen vom deutschen Musikleben abgeschnitten (vgl. seine Autobiographie) und versuchte daher schon vor der Jahrhundertwende, die Stadt zu verlassen. 1805 folgte er einem Ruf nach Darmstadt; dort wurde er Kantor und Organist der Stadtkirche, später Hoforganist und Kammermusiker von Großherzog Ludwig I. Zudem wirkte Rinck als Musiklehrer am Paedagogium, dem späteren Ludwig-Georgs-Gymnasium, und als einflussreicher Musikkritiker. Rinck wurde auf dem Alten Friedhof (Darmstadt) von Darmstadt bestattet (Grabstelle: I B 11).

Christian Heinrich Rinck galt schon früh als einer der besten Organisten seiner Zeit, wurde als Orgelsachverständiger konsultiert und unternahm mehrfach Konzertreisen. Bedeutendes Ansehen erlangte Rinck als Komponist von Orgelmusik, besonders als Verfasser der bis zur Inflation 1923 (dem wirtschaftlichen Ende der Rinck-Stiftung) weltweit stark verbreiteten sechsbändigen Praktischen Orgelschule op. 55. Der Schott-Verlag machte sich Rincks Popularität zu eigen, indem er ihn mit der Herstellung des ersten Klavierauszugs von Ludwig van Beethovens Missa solemnis beauftragte. 1840 folgte die Ernennung zum Ehrendoktor der Universität Gießen. Zu seinen Schülern gehörte unter anderen Adolf Friedrich Hesse und Wilhelm Reuling.

Als Zeitgenosse von Mozart, Beethoven und Schubert war Rinck ein fruchtbarer Komponist, der Elemente der barocken Polyphonie, der Klassik und der Frühromantik in seinem Personalstil vereinte. Unter seinen 129 mit Opuszahlen versehenen Werken überwiegen die Orgelwerke. Gerade mit der Orgelmusik und seinen Orgellehrwerken gilt Rinck als herausragende Persönlichkeit der Kirchenmusikgeschichte des 19. Jahrhunderts. Rinck war bis weit über seinen Tod hinaus weltberühmt. Sein Ruhm verblasste erst durch die Bach-Renaissance der 1920er Jahre, die das 19. Jahrhundert als „dunkel“ und im Vergleich zur barocken Kirchenmusik als minderwertig einstufte. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts – im Zuge der Wiederbeschäftigung mit der Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts – wird auch das Schaffen von Johann Christian Heinrich Rinck zunehmend wieder höher und seiner einstigen Bedeutung gerecht werdend eingestuft. Für die Wiederbelebung seines Schaffens setzt sich die Christian-Heinrich-Rinck-Gesellschaft Darmstadt e. V. ein. Wichtige Verlage für Rincksche Werke in der Gegenwart sind der Verlag Dohr in Köln und die Edition Musica Rinata in Berlin.

Kompositionen

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Rinck erhielt 1833 die Gelegenheit, seine Autobiographie zu verfassen und drucken zu lassen. Die Selbstbiographie Rincks enthält ein von ihm selbst verfasstes Werkverzeichnis, zudem einige Hinweise zu weiteren, ungedruckten Werken. Rinck teilt sein Schaffen in drei Kategorien: (I) Orgelwerke; (II) Klavier- und Kammermusik; (III) Vokalwerke. Durch seine Berufung nach Darmstadt gewannen die Orgelwerke gegenüber den Klavier- und Kammermusikwerken, die Rinck selbst als „Kompositionen für meine Schüler“ abtat, an Bedeutung. Erst mit dem Aufkeimen des katholischen Cäcilianismus begann der mit Hans Georg Nägeli befreundete Rinck, sich verstärkt auch der Komposition von Vokalmusik, hier vor allem der geistlichen Chormusik, zu widmen.

Unter den Orgelwerken haben seine Orgelschulen (Praktische Orgelschule op. 55) und sein im Schott-Verlag mit sechs Jahrgängen und zwei Supplementen erschienener Choralfreund herausragende Bedeutung erlangt. Der Choralfreund ist eine Anthologie aller in deutschen Landen gebräuchlichen protestantischen Choralmelodien als im Abonnement erscheinende Sammlung von Choralbearbeitungen, die auch regionale Melodieflexionen berücksichtigte. Rinck, im Bachschen Geiste agierend, kann hier durchaus als derjenige angesehen werden, der das protestantische Kirchenmusikleben für das 19. Jahrhundert geprägt hat.

Stil

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Rinck war Stilpluralist. Er verband die Einflüsse der barocken Kontrapunktik mit den neuen Klangvorstellungen von Klassik und Romantik. Gerade in seiner Klaviermusik finden sich auch deutliche Anklänge an das musikalische Biedermeier. In seiner Praktischen Orgelschule op. 55 sollte die Pluralität der Stile trotz Rincks alleiniger Autorschaft eine möglichst umfassende Ausbildung sicherstellen. Durch Veröffentlichung zahlreicher Orgelkompositionen (ca. 1000 Einzelstücke, von Rinck stets in Sammlungen für die Veröffentlichung zusammengestellt) leistete er einen wichtigen Beitrag zur Erneuerung und Verbesserung der protestantischen Orgelmusik am Anfang des 19. Jahrhunderts.

Rezeption

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Weit über seinen Tod hinaus blieb Rinck berühmt, nicht zuletzt auch durch seine Vertonung des von Hoffmann von Fallersleben geschriebenen Gedichtes Abend wird es wieder. Dafür sorgte u. a. das Wirken der Rinck-Stiftung, die sich besonders für die Verbreitung der Praktischen Orgelschule op. 55 einsetzte. Infolge der Kapitalvernichtung im Zuge der Inflation ging die Rinck-Stiftung 1923 ein.

Für die Wiederbelebung seines Schaffens setzt sich seit 1996 die Christian-Heinrich-Rinck-Gesellschaft Darmstadt e. V. in Zusammenarbeit mit dem Verlag Dohr Köln ein. Ein wichtiger Impuls hierbei war die Auszeichnung des Rinck-Festes Köln 2003 mit dem vom Deutschen Musikverleger-Verband verliehenen Sonderpreis des Deutschen Musikeditionspreis Best Edition 2004 für außergewöhnliche verlegerische Leistungen an den Verlag Dohr. 2006 fanden Rinck-Tage in Darmstadt statt.

Rinck-Sammlung

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Rincks Bibliothek, die 473 Musiktitel umfasste, meist handschriftliche Partituren anderer Komponisten und einige Stücke der Bach-Familie, wurde 1853 versteigert. Lowell Mason, ein amerikanischer Sammler, erwarb sie damals. Nach seinem Tode kam die Rinck Collection als Teil von Masons über 1000 Partituren umfassender Sammlung an die Yale University, wo sie sich bis heute befindet.

Werke

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Konzerte
Klavierwerke
Kammermusik
Orgelwerke
Vokalwerke

Tonträger (Auswahl)

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Literatur

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Commons: Christian Heinrich Rinck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten
NAME Rinck, Christian Heinrich
ALTERNATIVNAMEN Rinck, Johann Christian Heinrich (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist des Biedermeier
GEBURTSDATUM 18. Februar 1770
GEBURTSORT Elgersburg (Thüringen)
STERBEDATUM 7. August 1846
STERBEORT Darmstadt