Schmale, anspruchsvolle Geländehindernisse prägen heute internationale Vielseitigkeiten – hier 2009 bei einem CCI 4* (neu: CCI 5*-L)

Der Concours Complet International (CCI) ist eine vom Weltpferdesportverband FEI definierte Bewertungen für Prüfungen in der Disziplin Vielseitigkeitsreiten.

Arten von Prüfungen

Bei internationalen Vielseitigkeitsprüfungen werden zwei unterschiedliche Arten von Prüfungen unterschieden: Langprüfungen und Kurzprüfungen. Bis zum Jahresende 2018 wurden Kurzprüfungen als Concours International Combiné (CIC) bezeichnet, seitdem tragen sie gemäß der englischen Bezeichnung Short Format die Abkürzung CCI-S. Unter einem Concours Complet International (CCI) hingegen verstand man bis zum Jahresende 2018 ausschließlich Langprüfungen. Diese werden nun gemäß ihrer englischen Bezeichnung Long Format als CCI-L abgekürzt.

Die ursprüngliche Unterschied zwischen beiden Formaten bestand darin, dass Langprüfungen im Gelände die vier Phasen A, B, C und D umfassten, die Kurzprüfungen nur die Phase D (A = Kurze Wegstrecke, B = Hindernisrennen, C = Lange Wegstrecke, D = Geländeritt). Seit 2004 umfassen beide Formate nur noch die D-Phase. Unterschiede bestehen darin, dass das CCI-L-Format mehr Hindernisse aufweist als das CCI-S-Format und darin, dass bei Langprüfungen die Springprüfung zwingend die letzte Teilprüfung sein muss. In beiden Formaten muss die Dressurprüfung am Anfang der Prüfung stehen.

Alle von der FEI anerkannten Wettbewerbe sind je nach Schwierigkeit mit einer unterschiedlichen Anzahl an Sternen bewertet. Für Langprüfungen stellen fünf Sterne (CCI 5*-L) die höchste Stufe dar, bei Kurzprüfungen sind vier Sterne (CCI 4*-S) das Maximum. Im Zuge der Umstellung auf das neue System zum 1. Januar 2019 wurde eine neue internationale Einsteiger-Prüfungsklasse eingeführt, die als CCI1*-Intro bezeichnet wird und bei der nicht zwischen Kurz- und Langprüfung unterschieden wird. Die übrigen Prüfungsniveaus wurden in der Bezeichnung jeweils um den Faktor eins erhöht. Beispiele:

Bezeichnung bis 2018 Bezeichnung ab 2019
CCI 1* CCI 2*-L
CIC 3* CCI 4*-S
CCI 4* CCI 5*-L

Zusätzlich gibt es zahlreiche Wettbewerbe auf nationaler Ebene. Diese sind nicht von der FEI anerkannt, es gelten üblicherweise die Regeln eines nationalen Verbandes. In Deutschland sind diese je nach Schwierigkeit in die Klassen E, A, L (entspricht etwa einer internationalen 2*-Prüfung), M (entspricht etwa einer internationalen 3*-Prüfung) und S (entspricht etwa einer internationalen 4*-Prüfung) eingeteilt.

FEI-Kategorien für Reiter

Frank Ostholt mit Mr. Medicott, CHIO Aachen 2010

Zum 1. Januar 2013 führte die FEI ein neues Kategoriesystem für Vielseitigkeitsreiter ein, welches die bisherigen Teilnahmeanforderung für internationalen Vielseitigkeitsprüfungen ablöste. Aus Sicherheitsgründen wurde der Fokus mehr auf die Erfahrung der Reiters gelegt. Damit erhielten auf höchsten Niveau erfahrene Reiter mit neuen Pferden leichter Zugang zu anspruchsvolleren Prüfungen, Reiter mit weniger Erfahrung hingegen müssen mehr Erfolge gemeinsam mit einem Pferd vorweisen, bevor sie in schwereren Prüfungen starten dürfen.[1]

Das System sieht folgende Athletes Categories vor:

Kategorie Anforderungen
A MER 15 Mal bei 4*-Prüfungen (oder höher) erfüllt, davon fünf bei 5*-Prüfungen
B MER 15 Mal bei 4*-Prüfungen (oder höher) erfüllt oder MER fünf Mal erfüllt bei 5*-Prüfungen
C MER 15 Mal bei 3*-Prüfungen (oder höher) erfüllt oder MER fünf Mal erfüllt bei 4*-Prüfungen (oder höher)
D MER 15 Mal bei 2*-Prüfungen (oder höher) erfüllt oder MER fünf Mal erfüllt bei 3*-Prüfungen (oder höher)
unkategorisiert Reiter, die nicht die Anforderungen der Kategorie D erfüllen

Ein MER (Minimum Eligibility Requirement, deutsch: Mindestanforderung an die Teilnahmeberechtigung) ist dann erfüllt, wenn folgende Bedingungen vorlagen:

Langprüfungen (CCI-L)

Langprüfungen werden gemäß dem Reglement der FEI für Vielseitigkeitsreiten abgehalten, inklusive tierärztliche Bestimmungen. Sie dauern jeweils drei Tage (bei Aufteilung der Dressur auf zwei Tage: vier Tage).

CCI 5*-L

Die höchste Stufe ist für Pferde und Reiter vorgesehen, die über viel Erfahrung verfügen und international erfolgreich waren. Fünf-Stern-Wettbewerbe sind ausschließlich die folgenden sechs jährlich stattfindende Prüfungen: Badminton Horse Trials (Großbritannien), Burghley Horse Trials (Großbritannien), Kentucky Three-Day Event (USA), Australian International Three Day Event (Australien), die Luhmühlener Vielseitigkeit (Deutschland) und die Étoiles de Pau (Frankreich). Für den Oktober 2023 ist erstmals eine siebte CCI 5*-L ausgeschrieben worden, in Elkton, Maryland, USA.[3]

Internationale Championate

Bis zu den Olympischen Spielen 2016 wurden die Olympischen Vielseitigkeiten und die Weltmeisterschaften als Wettbewerb der höchsten Kategorie (alt: CCI 4*) ausgetragen. Da bei vielen Nationen keine Reiter die erforderlichen Qualifikationen für dieses diesem allerhöchste Prüfungsniveau erfüllten, wurden die Anforderungen im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2020 im Jahr 2017 abgesenkt.[4][5] Unter der Prämisse „more flags“ (mehr teilnehmende Nationen) sind nur noch folgende Anforderungen zu erfüllen:

CCI 4*-L

Fortgeschrittene Stufe für Pferde mit internationaler Erfahrung

CCI 3*-L

Durchschnittstufe für Pferde und Reiter mit etwas Erfahrung bei dreitägigen Vielseitigkeitswettbewerben, aber wenig Erfahrung bei internationalen Anlässen

CCI 2*-L

Anfängerstufe, als Einführung in internationale Dreitageswettbewerbe gedacht

CCIO-L

Ein CCIO (Concours Complet International Officiel) ist eine CCI-Langprüfung, bei der es neben der individuellen Wertung der einzelnen Teilnehmer auch noch eine Mannschaftswertung der teilnehmenden Nationen geben muss. Deren Schwierigkeit wird identisch wie bei einem CCI-L mit zwei bis fünf Sternen bewertet, tatsächlich werden jedoch keine CCIO 5*-L-Turniere durchgeführt. Jedes Land darf nur einen CCIO (CCIO-L oder CCIO-S) austragen. Die meisten CCIO-Turniere sind Teil der seit 2012 durchgeführten Nationenpreisserie der FEI.

Ebenfalls als CCIO werden die internationalen und kontinentalen Championate im Vielseitigkeitsreiten ausgetragen. So handelt es sich bei den Europameisterschaften um CCIO 4*-L.[6]

Kurzprüfungen (CCI-S)

Die Kurzprüfungen können an einem, zwei oder drei Tagen stattfinden und sind international nach dem Reglement der FEI ausgeschrieben.

CCI 4*-S

Kurzprüfung, Fortgeschrittene Stufe für Reiter und Pferde mit internationaler Erfahrung

CCI 3*-S

Kurzprüfung, Durchschnittstufe für Pferde und Reiter mit etwas Erfahrung bei dreitägigen Vielseitigkeitswettbewerben, aber wenig Erfahrung bei internationalen Anlässen

CCI 2*-S

Kurzprüfung, Anfängerstufe, die als Einführung in internationale Dreitageswettbewerbe gedacht ist

CCIO-S

Ein CCIO-S (bis 2018: Concours International Complet Officiel, kurz CICO) ist eine CCI-Kurzprüfung, bei der es neben der individuellen Wertung der einzelnen Teilnehmer auch noch eine Mannschaftswertung der teilnehmenden Nationen geben muss. Deren Schwierigkeit wird mit zwei bis vier Sternen bewertet. Da es bei CCIO-S-Nationenpreisen, wie bei allen Kurzprüfungen, möglich ist die Geländeprüfung als letzte Teilprüfung durchzuführen, kommt diese Ausschreibungsform auch bei CHIO Aachen zum Einsatz.

Introductory Level (CCI 1*-Intro)

Internationale Prüfungen auf dem sogenannten Introductory Level wurden zum Jahresbeginn 2018 eingeführt. Im Jahr 2018 wurden sie als „CCI Introductory“ bezeichnet, seit Januar 2019 werden sie unter dem Kürzel CCI 1*-Intro geführt.[7] Sie sollen den Einstieg in den internationalen Vielseitigkeitssport erleichtern. Von ihren Anforderungen her entsprechen diese einer Vielseitigkeit der Klasse A nach dem nationalen deutschen System.[8]

Beim Introductory Level wird nicht zwischen Lang- und Kurzprüfung unterschieden. Folgende Anforderungen werden bei einem CCI 1*-Intro gestellt:

Indoor-Vielseitigkeiten (CIX-Arena)

Indoor Cross Country beim CHI Genf 2014: Überwinden einer Bürste

Als national ausgeschriebene Prüfungen haben Hallen-Vielseitigkeiten bereits eine gewisse Tradition, so etwa seit 2002 bei den Stuttgart German Masters. Dabei handelt es sich vom Reglement her um Springprüfungen über Geländehindernisse im Rahmen von Hallenreitturnieren.

Zum Jahresbeginn 2017 wurde von der FEI auch die Möglichkeit geschaffen, Hallen-Vielseitigkeiten international auszuschreiben.[5] Die internationalen Prüfungen orientieren sich im Reglement an den nationalen Hallen-Vielseitigkeiten: Auch hier gibt es keine Dressur- und keine Spring-Teilprüfung, die Geländehindernisse sind den besonderen Bedingungen eines Wettbewerbs auf eine begrenzte Reitarenenfläche angepasst. Folgende Anforderungen werden bei diesen Indoor-Vielseitigkeiten gestellt:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Neues FEI-Qualifikationsverfahren: Reiter werden nach Erfolgen in Kategorien eingeteilt, Pressemitteilung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung aus dem Jahr 2013.
  2. Eventing Rules, 25th Edition, effective 1st January 2019, Chapter 5 – Technical Requirements for Participation
  3. Aussreibung, FEI
  4. Moment mal! Zu den neuen FEI-Regeln in der Vielseitigkeit, Gabriele Pochhammer, St. Georg, 4. Dezember 2018.
  5. a b 2017 FEI Eventing rule changes, an-eventful-life.com.au, Dezember 2016.
  6. Europameisterschaften im Vielseitigkeitsreiten Luhmühlen 2019 im Turnierkalender der FEI
  7. More Proposed FEI Rule Changes for 2019 You Need to Know, Jenni Autry / eventingnation.com, 13. Juli 2018.
  8. Ab 2019: Fünf Sterne im "Busch" (Memento des Originals vom 16. August 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pferd-aktuell.de, Uta Helkenberg / Deutsche Reiterliche Vereinigung, 6. September 2018.
  9. Eventing Rules, 25th Edition, effective 1st January 2019, Annex A bis Annex C
  10. Eventing Rules, 25th Edition, effective 1st January 2019, Annex I – Indoor / Arena Cross Country Rules