Detlev Glanert (* 6. September 1960 in Hamburg) ist ein deutscher Komponist.

Biographisches

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Glanert studierte u. a. bei Diether de la Motte, Hans Werner Henze sowie Oliver Knussen. Einem breiten Publikum bekannt wurde er durch seine Opern Der Spiegel des großen Kaisers (UA Mannheim 1995), die mit dem Rolf-Liebermann-Opernpreis ausgezeichnet wurde, Joseph Süß (UA Bremen 1999) und Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung (Bayerischen Theaterpreis 2001, Uraufführung in Halle).

In Halle wurde auch seine (Kinder-)Oper Die drei Rätsel (2003) uraufgeführt. Drei frühe Kammeropern nach Texten von Thornton Wilder fasste Glanert als Triptychon Drei Wasserspiele zusammen (UA Bremen 1995). 2006 wurde in Frankfurt am Main – in einer Koproduktion mit der Oper Köln – seine Oper Caligula unter der Leitung von Markus Stenz uraufgeführt. Das Libretto stammt von Hans-Ulrich Treichel nach dem gleichnamigen Drama Albert Camus’. 2008 wurde am Theater Aachen die Kammeroper Nijinskys Tagebuch für zwei Sänger, zwei Schauspieler, zwei Tänzer und Instrumente uraufgeführt, das Libretto dazu verfasste Carolyn Sittig. 2010 fand die Uraufführung seiner Oper Das Holzschiff (Libretto von Christoph Klimke) nach dem gleichnamigen Roman von Hans Henny Jahnn im Nürnberger Staatstheater statt. Die Oper Solaris, auf ein Libretto von Reinhard Palm nach Stanisław Lems in der Zukunft spielendem philosophischen Roman, kam als Auftragswerk der Bregenzer Festspiele 2012 zur Uraufführung. Für die Oper Oceane arbeitete der Komponist erneut mit Hans-Ulrich Treichel zusammen. Die Premiere der zweiaktigen Oper frei nach dem Novellenfragment Oceane von Parceval von Theodor Fontane fand am 28. April 2019 in der Deutschen Oper Berlin statt, Regie führte Robert Carsen, die musikalische Leitung hatte Donald Runnicles. Glanerts vorerst letztes Bühnenwerk Die Jüdin von Toledo wurde im Februar 2024 an der Dresdner Semperoper uraufgeführt.

Glanert schrieb bisher drei Sinfonien sowie zahlreiche Kammermusik- und Orchesterwerke. Die Sinfonie Nr. 3 (1996) des Komponisten war ein Auftragswerk für die BBC Proms. Die Uraufführung des Orchesterwerks Fluss ohne Ufer mit dem WDR Sinfonieorchester unter Semyon Bychkov erfolgte 2009 in der Kölner Philharmonie. Weitere orchestrale Werke wie Nocturne (2012) erklangen zum ersten Mal im Großen Saal des Konzerthauses Berlin (Konzerthausorchester Berlin / Iván Fischer) oder wie Frenesia im Concertgebouw, Amsterdam (Royal Concertgebouw Orchestra / Xian Zhang). Das für Solisten, Sprecher, zwei Chöre und großes Orchester mit Orgel vielschichtig angelegte Requiem für Hieronymus Bosch (2015–16) wurde zum Anlass des 500. Todestages des niederländischen Malers am 4. November 2016 in der Sint Janskathedraal, ’s-Hertogenbosch, uraufgeführt. Das Royal Concertgebouw Orchestra sowie das Netherlands Radio Choir wurden dabei von Markus Stenz dirigiert. Mit Andris Nelsons als Dirigenten erfolgte im Jahr 2019 die Uraufführung von Glanerts Konzert für Trompete und Orchester (2018) in Tanglewood durch das Boston Symphony Orchestra; Tom Rolfs übernahm dabei die Solo-Partie.

Glanert unterrichtete u. a. in Genua, Aspen, Montepulciano, Melbourne, Jakarta. Von 2009 bis 2011 hatte er für drei Spielzeiten die künstlerische Leitung des Cantiere Internazionale d’Arte in Montepulciano inne, wo er bereits 1989 bis 1993 als ständiger Mitarbeiter und Musikschulleiter tätig war. Als Residenz-Komponist wirkte Glanert in Mannheim, Sapporo, beim WDR Sinfonieorchester Köln sowie beim Concertgebouw Orchestra (dort Hauskomponist 2011–2017).

Detlev Glanert ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.

Stil

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Glanert wird als „selbstbewusster Traditionalist“[1] bezeichnet. Zu seinen vielfältigen Einflüssen zählen u. a. Komponisten wie Maurice Ravel und Alban Berg, Gustav Mahler und Hans Werner Henze, Richard Strauss und Wolfgang Rihm. Seine Ästhetik gründet dabei auf einer umfassenden musikalischen Geschichtskenntnis. Dementsprechend spielen in Glanerts Kompositionen traditionelle Formen und die motivische Arbeit eine große Rolle. Eine oftmals auf Romantik und Impressionismus Bezug nehmende Tonsprache beinhaltet gleichzeitig eine intensive Auseinandersetzung mit der Moderne sowie zeitgenössische Klangfarben. In vielen seiner Werke setzt sich Glanert mit dem Schaffen der großen Komponisten kreativ auseinander, so im vom Oldenburgischen Staatsorchester in Auftrag gegebenen Orchesterwerk Weites Land – Musik mit Brahms (2013) sowie in Mahler/Skizze op. 20 (1989). Neben eigenen Kompositionen stellte Glanert auch zahlreiche Bearbeitungen her. Dabei kennzeichnend ist die Mischung aus „feinfühlige[r] Orchestration“[2] und weiterführenden kompositorischen Ergänzungen. Glanert gelingt es, „Tradition und Moderne publikumsfreundlich zu versöhnen“[3] und so eine eigene, genuine Klangsprache zu etablieren.

Werke

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Musiktheater

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Orchester

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Kammerorchester

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Solokonzerte

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Gesang und Orchester

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Ensemble

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Kammermusik

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Klaviermusik

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Vokalmusik

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Chor

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Bearbeitungen

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Heinrich Isaak

Domenico Scarlatti

Franz Schubert

Michail Glinka

Johannes Brahms

Robert Schumann

Ciro Pinsuti

Ludwig van Beethoven

Gustav Mahler

Franz Schreker

Giuseppe Becce

Rekonstruktion, Orchestrierung und wesentliche kompositorische Ergänzung der Originalmusik zu Friedrich Wilhelm Murnaus Filmen in Zusammenarbeit mit der ZDF/ARTE-Spielfilmredaktion und der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Die Filme wurden mehrfach unter der Leitung des Dirigenten Frank Strobel als „Stummfilmkonzerte“ gezeigt[4]. Der letzte Mann erschien darüber hinaus auf DVD[5].

Auszeichnungen

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Zahlreiche Stipendien, u. a. der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom

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Einzelnachweise

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  1. https://www.tagesspiegel.de/kultur/oceane-an-der-deutschen-oper-die-fremde-aus-dem-meer/24269222.html
  2. Manze on Music: Brahms' "Vier ernste Gesänge" | - Orchester und Chor - NDR Radiophilharmonie. In: ndr.de. 12. März 2018, abgerufen am 12. März 2024.
  3. https://www.deutschlandfunk.de/geschichten-aus-dem-weltall.691.de.html?dram:article_id=215461
  4. http://www.murnau-stiftung.de/news/tartueff-der-komischen-oper-berlin
  5. http://www.murnau-stiftung.de/filmtheater/kinoprogramm/der-letzte-mann
Personendaten
NAME Glanert, Detlev
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist
GEBURTSDATUM 6. September 1960
GEBURTSORT Hamburg