Logo der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

Die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen ist ein deutsches Filmarchiv mit Sitz in Berlin, das wesentlich zu Erhalt und Vermittlung des deutschen und internationalen Filmerbes beiträgt.

Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Deutsche Kinemathek, im Februar 2014

Offiziell eröffnet wurde die Deutsche Kinemathek am 1. Februar 1963, die als eingetragener Verein am 6. April 1962 gegründet worden war. Den Grundstein bildeten zwei vom Berliner Senat angekaufte Sammlungen, die das Land Berlin dem neu eingetragenen Verein zur Verwaltung und Aufbewahrung anvertraute. Zum einen die umfangreiche Sammlung des Regisseurs Gerhard Lamprecht, die einen großen Bestand an Filmen, Dokumenten, Materialien und filmtechnischen Apparaturen umfasste sowie die Sammlung Albert Fidelius, der in der Nachkommenschaft eines Filmverleihers seit 1933 unter anderem kurze Spielfilme, Wochenschauen und Voranzeigen gesammelt hatte. Erster Direktor des Vereins wurde Gerhard Lamprecht. Schon damals gab man die Errichtung eines Filmmuseums, mit finanziellem Zuschuss des Bundes und des Landes Berlin, als Vereinsziel aus.[1]

Nach provisorischer Unterbringung an wechselnden Standorten in Berlin und Umtragung des Vereins in eine Stiftungen des Privatrechts[2] zum 1. Februar 1971, wechselte die Deutsche Kinemathek 1971 ins Deutschlandhaus an der Pommernallee 1, wo seit 1966 auch die Deutsche Film- und Fernsehakademie angesiedelt war.[3]

Durch Ankauf, Tausch und Schenkungen brachte es die Stiftung zu einer der bedeutsamsten filmhistorischen Sammlungen Europas. Als solche beteiligt sie sich am nationalen wie internationalen Austausch von Filmkopien und Fachwissen, was sich bereits mit dem Beitritt in die Archivgemeinschaft Fédération Internationale des Archives du Film (kurz FIAF) 1965 ankündigte und was mit der Mitgliedschaft im Deutschen Kinemathekenverbund ab 1979, einem vertraglich geregelten Zusammenschluss deutscher Filmarchive, als Richtung Bestätigung fand.

Zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 fand in alten Hotel Esplanade eine Ausstellung der Deutschen Kinemathek statt. Damals war ursprünglich geplant, ein Filmmuseum im Esplanade einzurichten.[4]

Mit dem Einzug ins Filmhaus am Potsdamer Platz eröffnete die Deutsche Kinemathek im September 2000 das Filmmuseum Berlin, dem 2006 die Ausstellung Fernsehen angegliedert wurde. Es erfolgte die Umbenennung in Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen. Teile des Archivbestandes sind seither in der ständigen Ausstellung Film und Fernsehen sowie in wechselnden Sonderausstellungen im Museum für Film und Fernsehen der Deutschen Kinemathek ausgestellt.

Im Januar 2025 bezieht die Kinemathek das E-Werk, das ehemalige Umspannwerk in Berlin-Mitte, als neuen, temporären Standort.[5]

Aufgaben und Organisation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stiftung Deutsche Kinemathek hat sich zur Aufgabe gesetzt, die Geschichte des Films und Fernsehens zu dokumentieren, aufzuarbeiten und die wissenschaftliche und pädagogische Auseinandersetzung damit zu fördern. Sie widmet sich dem Sammeln und dem Erhalt wertvollen Filmmaterials wie filmhistorisch bedeutsamer Materialien und fördert mit eigenen Ausstellungen, einem Bildungsangebot sowie Filmreihen und anderen Veranstaltungen die Vermittlung des audiovisuellen Erbes. Die Filme aus den Archivbeständen der Deutschen Kinemathek werden für nichtgewerbliche Zwecke verliehen. Als Verleih betreut die Kinemathek darüber hinaus auch die Produktionen der Deutschen Film- und Fernseh-Akademie Berlin (DFFB). Seit 1977 betreut die Kinemathek auch die filmhistorischen Retrospektiven im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin.

Die Stiftung Deutsche Kinemathek beschäftigt heute rund 60 Mitarbeiter. Nach dem Tod des langjährigen Direktors Heinz Rathsack übernahm 1990 der Filmhistoriker Hans Helmut Prinzler die Leitung der Kinemathek. 2006 wurde Rainer Rother zum Künstlerischen Direktor berufen. Bis März 2012 stand ihm als Verwaltungsdirektor Paul Klimpel zur Seite, ihm folgte 2012 bis 2017 Maximilian Müllner. Seit August 2017 ist Florian Bolenius Verwaltungsdirektor und bildet gemeinsam mit Rainer Rother den Vorstand der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen.

Publikationen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Deutsche Kinemathek gibt auch Literatur – vor allem zum deutschen Film und seiner Geschichte – heraus, darunter die Fachzeitschriften Recherche Film und Fernsehen und FilmExil (eingestellt). Daneben gibt sie die Publikationsreihe FilmHefte heraus sowie gemeinsam mit CineGraph den Film-Kurier-Index, die Buchreihe FILMtext und die Broschüren FilmMaterialien. 2010 erschien das Buch Fritz Langs Metropolis mit über 600 Abbildungen.

Filmarchiv

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Archivierung, Rekonstruktion und Restaurierung filmhistorisch bedeutsamer Filme gehören zu den zentralen Aufgaben der Deutschen Kinemathek. Das Filmarchiv umfasst mit etwa 26.000 Titeln einen umfangreichen Bestand an deutschen und internationalen Stumm- und Tonfilmen der unterschiedlichsten Formate, Genres und Stile. Etliche Filme werden zur Sichtung bereitgestellt. Ein Teil des Filmbestandes fokussiert sich auf Experimental- und Dokumentarfilm. Daneben befinden sich im Filmarchiv Filme aus dem Kreis der Unterzeichner des Oberhausener Manifests von 1962, sowie das gesamte Filmschaffen der DFFB, zu dem die ausgesprochen politischen Filme der ersten Generation ebenso wie die Filme der sogenannten Berliner Schule zu rechnen sind.

Sammlungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filme hinterlassen im Verlauf ihrer Produktionsgeschichte Materialien der unterschiedlichsten Art wie dreidimensionale Plastiken und Modelle, Textilien, filmtechnische Apparaturen, Tondokumente, Fotografien darunter Szenen-, Portrait- und Werkfotos, aber auch schriftliche Aufzeichnungen wie Entwurfsskizzen, Vertragswerk, Plakate, Filmprogramme, Zulassungskarten, Zensurunterlagen, filmografische und biografische Materialien, Werbehinweise, Eintrittskarten und Kritiken. In ihren Sammlungen beherbergt die Deutsche Kinemathek etwa eine Million solcher filmhistorisch relevanter Materialien. Einen Schwerpunkt der Sammlungen bilden die Dokumente zum deutschen Film-Exil, die das Wirken deutscher Filmschaffender in der Emigration nachzeichnen und als international umfangreichste Sammlung dieser Ausrichtung gilt. Sammlungen aus dem Nachlass einflussreicher Filmlegenden wie F.W. Murnau, G.W. Pabst, Marlene Dietrich, Ken Adam oder Bernd Eichinger bieten daneben umfangreiche Einsicht in individuelle Biografien, Kultur-, Zeit- und Produktionsgeschichte. Ein besonderer Schwerpunkt der Sammlung stellen Materialien zur Filmarchitektur dar. Datenbanken erleichtern die gezielte Materialsuche. Einige Sammlungen, darunter das Archiv des einflussreichen Setdesigners Ken Adam, sowie das Archiv der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) sind mittlerweile online zugänglich. Mit der Online-Darstellung des filmkulturellen Erbes zeigt die Deutsche Kinemathek neue Wege der Nutzbarmachung audiovisuellen Kulturguts auf und macht die dort präsentierten Inhalte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Bibliothek

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teil der Kinemathek ist außerdem eine der größten wissenschaftlichen Spezialbibliotheken zu den Themen Film und Fernsehen in Deutschland.[6] Die Sammlung umfasst Film- und Fernsehgeschichte inklusive der Vor- und Frühgeschichte, Film- und Fernsehtheorie, Literatur zu einzelnen Personen und Filmen sowie zu Film- und Fernsehwirtschaft und Film- und Fernsehtechnik. Zur Verfügung stehen knapp 48.000 Bücher und rund 3800 Zeitschriftentitel, 180 davon laufend abonniert. Filmographische und bibliographische Datenbanken sowie 1500 DVDs können vor Ort benutzt werden. Hinzu kommen umfangreiche Sondersammlungen, unter anderem Festivalmaterialien, Filmtheaterprogramme und Verleihkataloge.

Sonderausstellungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Deutsche Kinemathek – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Rolf Aurich: Mosaikarbeit. Gerhard Lamprecht und die Welt der Filmarchive. edition text+kritik, München 2013, ISBN 978-3-86916-226-3.
  2. Satzung. In: Deutsche Kinemathek. Abgerufen am 21. April 2023.
  3. Rolf Aurich: Mosaikarbeit. Gerhard Lamprecht und die Welt der Filmarchive. edition text+kritik, München 2013, ISBN 978-3-86916-226-3.
  4. Die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen. Abgerufen am 4. April 2024.
  5. Umzug Deutsche Kinemathek : Ab 2025 ist das E-Werk der temporäre Standort. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 23. Januar 2024]).
  6. Bibliothek. In: Deutsche Kinemathek. Abgerufen am 30. November 2022.
  7. Fokus Fernsehen Thomas Schadt. In: Deutsche Kinemathek (deutsche-kinemathek.de). Abgerufen am 4. Februar 2024.
  8. Roger Willemsen. In: Deutsche Kinemathek. Abgerufen am 4. Februar 2024.
  9. Werner Herzog. In: Deutsche Kinemathek. Abgerufen am 30. November 2022.
  10. Wo das weiße Blut der Leinwand fließt. In: FAZ. 23. Januar 2014, S. 29.