Die Bezeichnung deutsche Schrift wird entweder als Sammelbegriff für einige gebrochene Schriften verwendet, mit denen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert deutsche Texte bevorzugt geschrieben und gedruckt wurden, oder dient als Name einer dieser Schriften. In Bezug auf Schreibschrift wird auch die Bezeichnung deutsche Schreibschrift, je nach Zusammenhang sowohl als Sammelbegriff als auch als Einzelname verwendet.
Um ihre offizielle Verwendung in deutschen Behörden und Schullehrplänen wurde ein jahrzehntelanger Antiqua-Fraktur-Streit geführt, in dem die Antiqua (auch eingedeutscht Altschrift) die gewohnte deutsche Schrift (unter anderem die häufig gedruckte Fraktur) schließlich durch den Normalschrifterlass 1941 ablöste. Um deutlich zu machen, dass die Schriftformen nicht ausschließlich in Deutschland in Gebrauch waren, wurde in der paläografischen Diskussion auch der Begriff neugotische Schrift vorgeschlagen. Alltagssprachlich werden manche dieser Schriftarten heute auch als alte deutsche Schrift oder altdeutsche Schrift bezeichnet.
Mit deutscher Schrift sind je nach Zusammenhang meist eine oder mehrere dieser Schriftarten gemeint:
Schwabacher − Im 15. und frühen 16. Jahrhundert die vorherrschende Druckschrift im deutschsprachigen Raum.
Fraktur − Mitte des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts die meistbenutzte Druckschrift im deutschsprachigen Raum. Sie war mehrmals offizielle Amtsschrift für Drucksachen im Deutschen Reich. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde bis 1940/41 von offizieller Seite darauf gedrungen, die Schrift als „Ausdrucksform bewußt deutschen Denkens“ zu verwenden.[1]
Deutsche Verkehrsschrift oder Deutsche Volksschrift − Variante der Sütterlinschrift als Schulausgangsschrift von 1935 bis 1941
Deutsche Normalschrift − Weiterentwicklung der Sütterlinschrift als Schulausgangsschrift von 1941 bis 1953
Offenbacher Schrift − wurde nach 1945 bis Anfang der 1960er Jahre an einigen deutschen Schulen als zweite Schreibschrift gelehrt.
Deutsche Schrift ist zudem der Name einiger Schriftarten aus den Jahren 1890 bis 1940, wie etwa Rudolf Kochs 1906 erschienene „Deutsche Schrift“ (sogenannte „Koch-Fraktur“).
Ausgangsschrift (Deutsche Normalschrift) – Lateinische Schulausgangsschrift ab 1941; keine gebrochene Schrift!
Textura, zwischen dem 12. Jahrhundert und dem 15. Jahrhundert in ganz Europa wichtigste Schrift für Bücher und Inschriften, modernere Varianten seit dem 19. Jahrhundert auch in Deutschland
Deutsches Alphabet – 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets plus Umlaute und ß
Lateinische Paläografie – Geschichte der lateinischen Schriften, einschließlich der gebrochenen Schriften
Runen – Germanische Schriftzeichen; nachweisbar für das 2. bis 12. Jahrhundert, sind keine deutschen Schriften
Die Blaue Fibel. Leitfaden für die Sütterlin- und die Deutsche Schreibschrift. Brune-Mettker Druck- und Verlagsgesellschaft, Wilhelmshaven (ohne Jahr, ca. 2001), ISBN 3-930510-13-8.