Diaspore oder auch Propagule[1] ist der botanische Sammelbegriff für alle ausbreitungsfördernden Einheiten wie Samen, Teilfrüchte, Früchte, Fruchtstände, Sporen, Brutknospen (Bulbillen) oder sonstige vegetative Brutkörper, die der Ausbreitung von Pflanzen oder Pilzen dienen.

Die im allgemeinen Sprachgebrauch verwendete Bezeichnung „Samen“ ist botanisch, aus morphologischen Gründen nicht immer zutreffend. Der eigentliche Samen der Doldenblütler beispielsweise bleibt bis zur Keimung von der Fruchtwand eingeschlossen; die Verbindung von Samen und Fruchtwand ist so fest, dass der Samen nicht ohne Verletzung von dieser befreit werden kann. Diasporen können auch weitere pflanzliche Teile umfassen, etwa bei der Linde, wo das Vorblatt mit dem Stiel des Fruchtstandes verwachsen ist und als Flügel zur Windausbreitung dient.

Man unterscheidet zwischen vegetativen und generativen Diasporen. Vegetative Diasporen, z. B. Ableger oder Brutzwiebeln, Knollen oder Rhizome, werden auf ungeschlechtlichem Wege erzeugt, unterscheiden sich also genetisch nicht von der Mutterpflanze. Generative Diasporen sind Samen, Sporen und Früchte, Fruchtstände.

Als Diasporenbank wird die Gesamtheit aller an einem Standort vorhandenen keimungsfähigen pflanzlichen Ausbreitungseinheiten (Diasporen) bezeichnet.

Unterscheidung

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Nach der Ausbreitungsweise:

Bei der Matrispermie sind erweiterte Strukturen der Diasporen zur Mutterpflanze vorhanden.

Bei der Synaptospermie werden mehrere Diasporen in einem Verband zusammengefasst.

Weiter kann unterteilt werden in:

Bei der Heterodiasporie bringt eine Art mehrere Diasporentypen hervor (Heteromorphie). Man kann weiter unterteilen in:[3]

Tachysporie ist die Bezeichnung für das schnelle Freisetzen und Bradychorie, Bradysporie (Phytophorie) für das langsame, verzögerte Freisetzen von Diasporen. Bei der Bradysporie werden zwei Typen unterschieden erstens Wintersteher (Hiemophoren) und Sommersteher (Aestatiophoren). Möglich ist zudem eine Makrobiokarpie, hier bleiben die Früchte eine unbegrenzte Zahl von Jahren an der Mutterpflanze, selbst nachdem die vollkommene Reife der darin eingeschlossenen Samen weit fortgeschritten ist.[4][5]

Auch gibt es die Samenrückhaltung (Serotinie); die Samen werden nur nach Exposition gegenüber bestimmten Bedingungen freigesetzt. Es können folgende Bedingungen dafür in Frage kommen:[3]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Theodor C. H. Cole: Wörterbuch der Biologie. 4. Auflage, Springer, 2015, ISBN 978-3-642-55327-1, S. 22.
  2. Marie Lhotská: Beitrag zur Termiologie der Diasporologie. In: Folia Geobotanica et Phytotaxonomica. Volume 10, Issue 1, 1975, S. 105–108, doi:10.1007/BF02855106.
  3. a b Carol C. Baskin, Jerry M. Baskin: Seeds. Second Edition, Academic Press, 2014, ISBN 978-0-12-416677-6, S. 192, 341.
  4. K. van Rheede van Oudtshoorn, Margaretha W. van Rooyen: Dispersal Biology of Desert Plants. Springer, 1999, ISBN 3-540-64886-0, S. 143.
  5. Wolfgang Frey, Rainer Lösch: Geobotanik. 3. Auflage, Springer, 2010, 2014, ISBN 978-3-662-45280-6, S. 351.