Wilhelm Busch: Frau und Herr Knopp

Die Knopp-Trilogie ist nach Max und Moritz eines der bekanntesten Werke von Wilhelm Busch. Der Zweizeiler Vater werden ist nicht schwer / Vater sein dagegen sehr stammt aus dieser Trilogie.

Die Trilogie besteht aus drei Teilen: Abenteuer eines Junggesellen war der erste Teil, deren Fortsetzungen als Herr und Frau Knopp 1876 und Julchen 1877 erschien. Erstmals ist hier der Bürger nicht Opfer handlungsstarker Plagegeister, wie es in Max und Moritz oder Hans Huckebein, der Unglücksrabe der Fall war, sondern durchgängig die handelnde Hauptperson.[1]

Hintergrund

Einzelszene aus Julchen

Das Werk entstand in den 1870er Jahren und fällt damit in die mittlere Schaffensphase von Wilhelm Busch. Nach Ansicht seines Biographen Berndt Wessling hat Wilhelm Busch sich mit dieser Trilogie auch den eigenen Wunsch nach einer Ehe vom Leib geschrieben. Seine Versuche, mit einer Frau eine langfristige Verbindung einzugehen, waren alle zuvor gescheitert. Die von ihm verehrte Johanna Keßler war verheiratet; die Brieffreundschaft mit der holländischen Dichterin Marie Anderson endete, nachdem sich die beiden persönlich begegneten.

Wilhelm Busch lebte zu der Zeit in Lebensumständen, die in einzelnen Merkmalen denen seines Helden Tobias Knopp entsprachen. Er fand seine Haushälterin in seiner Schwester Fanny, die mit dem Pastor Hermann Nöldeke verheiratet war. In Wiedensahl hatte er zuerst im Elternhaus gewohnt und war dann zur Familie seiner Schwester gezogen. An Marie Anderson schrieb er: Ich werde nie heiraten … Bei meiner Schwester habe ich es nun auch gut.[2]

Inhalt

Tobias Knopp ist der Prototyp des wohlhabenden Spießers. Zu Beginn des ersten Teils der Trilogie lässt Wilhelm Busch seinen Helden Tobias Knopp der eigenen Vergänglichkeit gewahr werden:

Rosen, Tanten, Basen, Nelken
Sind genötigt zu verwelken;
Ach – und endlich auch durch mich
Macht man einen dicken Strich

Von der Möglichkeit, eines Tages unbetrauert sterben zu müssen, überwältigt, beschließt er, sich durch Heirat eine trauernde Hinterbliebenschaft zu sichern:

Dieses ist ja fürchterlich
Also Knopp, vermähle dich.

Um der Leere seines Daseins zu begegnen, geht Tobias Knopp im ersten Teil der Trilogie auf Brautschau und besucht seine alten Freunde, die er durchgängig in wenig beneidenswerten ehelichen Verhältnissen vorfindet:

Da ihn auch das Beispiel des einsam lebenden Eremiten nicht überzeugt, macht er nach Hause zurückgekehrt kurzerhand seiner Haushälterin Dorothea Lickefett (Dorothee, als Frau Knopp dann Doris genannt) einen Heiratsantrag, der nach Meinung von Buschs Biografen Joseph Kraus der kürzeste der deutschen Literaturgeschichte ist:[3]

Mädchen, – spricht er – sag mir ob –
Und sie lächelt: Ja, Herr Knopp!

Zum neuen Lebensinhalt wird Tochter Julchen. Und nachdem Tobias Knopp ein zufriedenes Eheleben lang von einer Mahlzeit zur anderen duselt und schließlich auch seine Tochter verheiratet hat, wird sein Leben wieder gänzlich bedeutungslos:

Knopp der hat hienieden nun
Eigentlich nichts mehr zu tun. –
Er hat seinen Zweck erfüllt. –
Runzlich wird sein Lebensbild.

Adaptionen

Günter Nehm schrieb die Knopp-Trilogie so um, dass sie komplett aus Schüttelreimen besteht.

Die Alfa-Film-Produktion Göttingen und EOS-Film aus Bad Sachsa produzierten 1949/1950 mit Tobias Knopp – Abenteuer eines Junggesellen den ersten abendfüllenden Trickfilm Nachkriegsdeutschlands.[4]

Ausgaben

Belege

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kraus, S. 94.
  2. Zitiert nach Wessing, S. 155.
  3. Kraus, S. 97.
  4. Stefan Matysiak: Fieber-Zeit - faktor-magazin, 12. September 2009.