Die Nackten und die Toten (Original: The Naked and the Dead) ist ein Roman von Norman Mailer aus dem Jahr 1948. Er handelt vom Alltag, Kampf und Tod einer US-amerikanischen Kompanie, die während des Zweiten Weltkrieges auf einer Insel im Pazifik gegen die japanischen Truppen kämpft.

Zum Autor

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Mailer meldete sich 1944 freiwillig zur Armee und war Infanteriesoldat im Pazifik. Er schreibt im Roman über Selbsterlebtes, von jungen Menschen seines Alters, und er urteilt über ältere Menschen, über vorgesetzte Offiziere, über deren Moral, aber auch über die Moral seiner Generation.

Rahmenhandlung

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Der Roman handelt von der Eroberung der fiktiven Pazifikinsel Anopopei durch amerikanische Truppen während des Zweiten Weltkriegs.

Die meisten der näher beschriebenen Figuren gehören einem circa 12-köpfigen Aufklärungszug an. Bei der an sich problemlosen Landung der US-Truppen auf der Insel wird der Soldat Hennessey beim allerersten Gefecht mit den Japanern noch am Strand tödlich verwundet. Hennesseys Tod wird von den anderen aber gelassen hingenommen, da dieser noch neu im Zug war.

Die Männer werden danach wochenlang mit strapaziösen Straßenbauarbeiten beschäftigt. Bei einem japanischen Gegenangriff verteidigt die nun an der Kampffront eingesetzte Gruppe erfolgreich ein Flussufer.

Dann gerät der Vormarsch der amerikanischen Truppen an einer gut ausgebauten Verteidigungsstellung im Hinterland der Insel ins Stocken. Nach zahlreichen Streitereien überträgt General Cummings seinem bisherigen Adjutanten Leutnant Hearn das Kommando über den Aufklärungszug. Die Einheit wird daraufhin zu einem riskanten Erkundungsunternehmen hinter die japanischen Linien entsandt. Nach einem beschwerlichen Marsch quer durch den Dschungel des Hinterlandes von Anopopei gerät die Gruppe an einem Bergpass in einen japanischen Hinterhalt. Dabei wird der Soldat Wilson schwer verwundet.

Daraufhin trennt sich die Gruppe. Ein Teil des Zuges trägt den verwundeten Wilson in einem tagelangen Gewaltmarsch quer durch den Dschungel Richtung Küste. Der Verwundete stirbt aber trotz der Strapazen kurz vor Erreichen der Küste an der erlittenen Bauchverletzung. Auch der Versuch der verbliebenen Träger, wenigstens den Leichnam zu bergen, scheitert, als der tote Körper an einer Stromschnelle verloren geht und unauffindbar in ein Sumpfgebiet abgetrieben wird.

Der andere Teil des Zuges setzt die Aufklärungspatrouille fort. Der Unteroffizier Martinez – bekannt als der fähigste Soldat der Gruppe – schleicht nachts zurück zum Bergpass, um zu erkunden, ob sich die Japaner von dieser Stelle zurückgezogen haben. Er findet zahlreiche japanische Soldaten in einem Lager und ersticht eine japanische Wache.

Sergeant Croft sorgt dafür, dass der den Zug leitende Leutnant Hearn vom Vorhandensein der Japaner auf dem Bergpass keinerlei Kenntnis erhält. Als die Gruppe am nächsten Tag den Bergpass ersteigt, wird der den Zug anführende und völlig ahnungslose Leutnant Hearn von den Japanern erschossen. Der Aufklärungszug zieht sich daraufhin vom Pass zurück.

Gegen den Willen aller anderen setzt der nun wieder den Zug leitende Sergeant Croft durch, dass die Übersteigung des Mount Anaka versucht wird. Bei dieser hochalpinen und nahezu unmöglichen Bergtour scheitert der Soldat Roth beim Versuch einen Felsspalt zu überspringen und fällt in den Tod. Als Croft dann in ein Hornissennest tritt, verursachen die angreifenden Hornissen Panik in der Gruppe. Die Soldaten beginnen in wilder Flucht mit dem Abstieg, so dass der Ersteigungsversuch des Berges endgültig abgebrochen werden muss.

Ohne Wissen des Aufklärungszuges war die Eroberung der Insel aber schon kurz nach Entsendung der Aufklärungspatrouille so gut wie abgeschlossen. Die erlittenen Qualen und der Tod von drei Protagonisten waren damit militärisch nutzlos.

Über weite Strecken widmet sich der Text aber – neben den ausführlichen Rückblenden in das Leben einzelner Protagonisten – dem Alltagsleben und täglichen Konflikten der Soldaten.

Komposition, Stil und Deutung

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Der Roman enthält zwar einige Kampfszenen, doch nicht die Kampfhandlungen werden vornehmlich geschildert, sondern das psychologische Porträt der Soldaten und ihrer militärischen Vorgesetzten. Sehr häufig setzen die Protagonisten dabei das unmittelbar Erlebte in Bezug zu ihrem zivilen Leben und privaten Ansichten.

Die Offiziere um General Cummings führen ein zunächst fast sorgenfreies Leben und werden – im Unterschied zur Truppe – auch gut verpflegt und vertreiben sich angenehm ihre Zeit. Exemplarisch wird der Müßiggang und die Langeweile der Offiziere anhand eines Strandtages mit Tontaubenschießen und ähnlichen Vergnügungen geschildert. Die Darstellung des Offizierscorps ist durchweg negativ, die Mehrzahl der Offiziere wird als intellektuell und politisch wenig interessiert beschrieben.

Die einfachen Soldaten und Unteroffiziere zeigt Mailer hingegen als zwar ruppige, aber eigentlich ordentliche, anständige Kerle, die good Americans sind. In die Streitkräfte und schließlich auf diese „gottverdammte Insel“ (Zitat) wurden sie schicksalhafterweise verschlagen. Vereinzelte Bekanntschaften mit Japanern ergeben, dass es auch hier nicht anders ist. Aber die Abgründe der menschlichen Natur werden ungeschont offenbart. Ein kriegsgefangener japanischer Infanterist wird, nachdem man mit ihm eine Zigarette geraucht hat, kaltblütig von dem sadistischen Sergeant Croft erschossen.

Es wird anschaulich gezeigt, dass der Mensch verderbt und hilflos dem Krieg ausgeliefert ist, dass es aber auch Grenzen gibt, über die er nicht gestoßen werden kann, wie der Autor bemerkt. Der lange Aufenthalt auf der Insel, der militärische Drill, die Hilflosigkeit vor dem lauernden Tod demoralisiert die Männer. Was die Männer wirklich interessiert, bringt der Chor, ähnlich wie im epischen Theater, verdichtet, zum Ausdruck: Essen, Frauen, der Heimatschuss, die Ablösung und das Leben nach dem Krieg.

Gebrochen durch wechselnde Erzähltechnik und an H. G. WellsDie Zeitmaschine erinnernde Rückblicke vermittelt der Roman die Vision einer ihrer Freiheit beraubten Menschheit und geht damit über die Sentimentalität üblicher Kriegsliteratur hinaus.[1]

Historische Bezüge

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Die Schauplätze und Figuren des Romans sind weitgehend fiktiv. Lediglich General Douglas MacArthur wird gegen Ende des Buches kurz erwähnt. Es spricht jedoch einiges dafür, dass Mailer in seinem Buch auf die Kämpfe bei Guadalcanal (August 1942 bis Februar 1943) anspielte. Die Kämpfe (relativ ungefährdete Landung, japanische Gegenangriffe über einen Fluss, langes „Säubern“ der Insel) verlaufen ähnlich, und die Insel Anopopei des Buchs verfügt über geografisch vergleichbare Eigenschaften (was auch eine Karte in einigen Varianten aufzeigt). Anders als in dem Buch The Thin Red Line (dt. Titel: Insel der Verdammten) von James Jones, das sich eindeutig auf Guadalcanal bezieht, gibt es bei Die Nackten und die Toten auch Widersprüche: die Kämpfe spielen sich erst 1943 ab, die Männer gehören einer Heeres- und nicht einer Marine-Division an und haben zuvor schon eine andere Insel namens „Motome“ erobert.

Hauptfiguren des Romans

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Der dauernde Konfliktstoff des Romans ergibt sich zwangsläufig aus dem Verhalten der jungen Soldaten zu den Offizieren. Untereinander wird provoziert, kommandiert und diskriminiert. Folgende Charaktere können als Hauptcharaktere gelten, denn bei ihnen schildert Mailer in Kapiteln als Rückblenden Szenen aus deren Leben vor dem Krieg:

Während die Offiziere vom Major bis zum Divisionsgeneral ständig ihre Karriere im Auge haben, vegetieren die Soldaten ohne Zeit dahin, nur darauf bedacht, nicht zu verrecken, ihre körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen und die Armee möglichst bald zu verlassen. Mailer stellt in den Romankapiteln einzelne Männer heraus und beschreibt ihren Werdegang, die Kindheit, das Elternhaus, die erste Liebe, den Job. Die jungen Männer sind die Hauptpersonen des Romans, allesamt normale Amerikaner aus den verschiedenen Landesteilen. Er beschreibt in jedem Fall das Aussehen des Typs genau, so den

Zitate

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Publikationen

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Die deutsche Übersetzung von Walter Kahnert erschien 1950 bei F. A. Herbig. In der DDR erschien die gleiche Übersetzung 1967 im Verlag Volk und Welt Berlin.

Die Neuübersetzung von Peter Torberg und Jürgen Bürger erschien 2018 im Langen Müller Verlag.

Verfilmung

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Der Roman wurde 1958 unter der Regie von Raoul Walsh verfilmt.

Hörspiel

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1950 wurde auf Grundlage des Romans ein Hörspiel unter der Regie von Rudolf Noelte bei RIAS Berlin produziert. Es sprachen Hans Wiegner, Max Grothusen, Klaus Herm, Dietrich Frauboes, Peter Mosbacher, Ingrid Rentsch, Heinz Palm, Hans Hessling, Karl Heinz Oppel, Hans Hemes und Paul Edwin Roth.[2]

Einzelnachweise

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  1. Ihab Habib Hassan: Die moderne amerikanische Literatur. Eine Einführung (= Kröners Taschenausgabe. Band 444). Kröner, Stuttgart 1974, ISBN 3-520-44401-1, S. 50.
  2. ARD-Hörspieldatenbank. ARD, abgerufen am 24. Juni 2020.

Quellen

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