Stammwappen derer von Dietrichstein
Stammwappen derer von Dietrichstein

Dietrichstein war ein uraltes, aus Kärnten stammendes Geschlecht, das Grafen und Fürsten hervorbrachte. Seinen Ursprung leitet es vermutlich von den Grafen von Zeltschach ab, die mit den Herzogen von Kärnten verwandt waren. Dietrich von Zeltschach soll im 9. Jahrhundert eine Burg namens „Dietrichs Stein“ besessen haben und diesen Namen auf seine Nachkommen übertragen haben. Das kärntnerische Erbmundschenkenamt kam an Pankraz († 1508), dem es von Kaiser Maximilian I erblich verliehen wurde. Seine Söhne Franz und Sigmund sind die Stammväter der zwei Hauptlinien: der von Franz gegründeten Weichselstätt-Rabensteinischen und der von Sigmund gestifteten Hollenburg-Finkensteinischen Linie, die sich später noch einmal teilten.[1] Der Name wurde urkundlich erstmals 1002 erwähnt, die Familie erlosch 1864 im Mannesstamm.

Geschichte

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Nach den Forschungen von Helmuth Grössing ist zwischen dem ersten Haus Dietrichstein aus der Familie der Hochfreien von Projern-Leonstein, das zu Beginn des 14. Jahrhunderts erloschen ist, und dem zweiten Haus Dietrichstein zu unterscheiden. Letzteres stammt aus der Familie derer von Nussberg, die 1250 mit Mathias von Nussberg (bei Sankt Veit an der Glan) in Kärnten auftritt und aus der Nikolaus I. von Nussberg und St. Veit, cl. 1290–1304 mit einer Erbtochter des Rudolf von Dietrichstein verheiratet war. Von seinen Söhnen nannte sich Nikolaus „von Dietrichstein“ und wurde Stammvater des jüngeren Hauses Dietrichstein, während sich sein Bruder Ortolf weiterhin „von Nussberg und St. Veit“ nannte. Von 1517 bis 1586 waren die Dietrichsteiner u. a. Besitzer der Freyherrschaft Paternion.

Die Familie spaltete sich später in zwei Hauptlinien auf: In die Weichselstätt-Rabensteinische, die 1861 mit dem Grafen Johann Duclas von Dietrichstein ausstarb, und die Hollenburg-Finkensteinische aus der zwei Äste entstanden: Der ältere („hollenburgsche“ oder österreichische) Zweig und der jüngere („nikolsburgische“ oder fürstliche) Zweig, der 1514 in den Reichsfreiherrnstand, 1600 bzw. 1612 in den Reichsgrafenstand und schließlich 1624 in den Reichsfürstenstand für die Primogenitur erhoben wurde. Angehörige dieser Linie waren seit 1575 Inhaber der bedeutenden Herrschaft Nikolsburg (Mikulov) in Mähren und bekamen später noch weitere Titel: der 3. Reichsfürst erwarb 1684 den Titel eines gefürsteten Grafen zu Tarasp, der 6. Reichsfürst erwarb 1769 als Erbe seines mütterlichen Großvaters den Titel eines Grafen von Proskau, der 7. Reichsfürst erwarb 1802 als Erbe des letzten Grafen Leslie of Balquhaine auch den Titel eines Grafen von Leslie. Der nikolsburgische oder fürstliche Zweig des Hauses Dietrichstein ist 1864 mit dem Tod des 10. Reichsfürsten von Dietrichstein in männlicher Linie erloschen.

Die Burg Boskovice kam 1687 durch Susanna von Zástřizl an deren Witwer Walther Franz Xaver Anton von Dietrichstein († 1738). 1819–26 errichtete Franz Joseph von Dietrichstein an der Stelle eines Dominikanerinnenklosters, das im Rahmen der Josephinischen Reformen aufgehoben worden war, das Schloss Boskovice, welches 1854 mit Nikolsburg an die Grafen Mensdorff-Pouilly fiel, die es seit 1991 wieder besitzen.

1678 trat Kaiser Leopold I. die Herrschaft Tarasp zunächst pfandweise an den Reichsfürsten Ferdinand Joseph von Dietrichstein ab, ehe sie 1684 in Anerkennung seiner Verdienste als gefürstete Reichsgrafschaft ganz in dessen Besitz überging. Mit dem Erwerb dieses reichsunmittelbaren Territoriums war auch die Voraussetzung der Zulassung zur Fürstenbank des Reichstages erfüllt, an dem der Fürst erstmals am 4. Oktober 1686 teilnahm und dort den Platz zwischen den Fürsten von Salm und Nassau-Hadamar erhielt. Durch § 29 des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 fiel die bisherige österreichische Enklave an die Helvetische Republik bzw. die Schweiz. Für diesen Verlust wurde Fürst Johann Baptist Karl Walther von Dietrichstein in § 11 mit der Herrschaft Neuravensburg aus dem Besitz des Klosters St. Gallen entschädigt. 1806 wurde die Herrschaft durch die Rheinbundakte an das Königreich Württemberg mediatisiert.

Vier Jahre nach dem Tod des 10. und letzten Reichsfürsten 1864 wurde der österreichische Staatsmann und Außenminister Alexander Graf von Mensdorff-Pouilly (1813–1871), der seit 1857 mit einer Tochter des 9. Reichsfürsten von Dietrichstein verheiratet war, durch Kaiser Franz Joseph unter dem Namen Fürst von Dietrichstein zu Nikolsburg in den österreichischen Fürstenstand (für die Primogenitur) erhoben, die übrige Nachkommenschaft sollte den Namen Mensdorff-Pouilly-Dietrichstein führen. Jedoch ist auch diese Fortsetzung der Dietrichstein in weiblicher Linie 1964 in männlicher Linie erloschen. Nachkommen des ursprünglichen Fürstenhauses in weiblicher Linie finden sich jedoch in vielen österreichischen und ausländischen Adelsfamilien.

Viele Grabstätten der Dietrichstein befinden sich in der Schottenkirche (Wien); die Grablege der Fürsten von Dietrichstein zu Nikolsburg befindet sich in der Gruftkirche auf dem Stadtplatz von Nikolsburg.

Familienmitglieder

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Frühe Vertreter

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Die Fürsten von Dietrichstein

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Reichsfürsten aus dem Haus Dietrichstein

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Österreichische Fürsten von Dietrichstein aus dem Haus Mensdorff-Pouilly

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Mit dem Sohn dieser Tochter besteht der Name Dietrichstein-Mensdorff-Pouilly noch heute in der Form Leloir von Dietrichstein-Mensdorff-Pouilly.

Weitere Familienmitglieder

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Gundacker von Dietrichstein (1623–1690)

Wappen

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Stammwappen und Fürstenwappen

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Blasonierung: Das Stammwappen derer von Dietrichstein zeigt im von Gold und Rot schrägrechts geteilten Schild zwei silberne Winzermesser mit goldenen Griffen; auf dem Helm mit rot-goldenen Decken drei schwarze Straußenfedern, belegt mit dem Schildbild.[4]

Blasonierung: Das Wappen der Fürsten von Dietrichstein zu Nikolsburg aus dem Haus Mensdorff-Pouilly zeigt einen geviertelten Schild; Felder 1 und 4 in Silber ein rot bewehrter blauer Löwe (Mensdorff-Pouilly), Felder 2 und 3 in von Gold und Rot schrägrechts geteiltem Felde zwei blanke Winzermesser mit goldenen Griffen (Dietrichstein); auf dem Schild der Fürstenhut.[4]

Spuren der Wappen in Gemeindewappen

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Gemeindewappen in Tschechien zeigen noch Spuren des Stammwappens derer von Dietrichstein. Das Stadtwappen von Mikulov zeigt das darin einbezogene Familienwappen der Dietrichsteiner, ebenso das Stadtwappen der Gemeinden Kroměříž und Olešenka.

Literatur

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Commons: Dietrichstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Dritter Theil (Coremans-Eger). Typogr.-literar.-artist. Anstalt., Wien 1858, S. 295 ff.
  2. Arno Kerschbaumer: Nobilitierungen unter der Regentschaft Kaiser Karl I. / IV. Károly király (1916–1921). Graz 2016, ISBN 978-3-9504153-1-5, S. 54.
  3. Altzinger`sche Forstverwaltung: Geschichtliches, abgerufen am 18. Juni 2018
  4. a b Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon Band II, Gesamtreihe Band 58, C. A. Starke Verlag Limburg/L. 1974, S. 485.