Dirk Hartmann (* 27. Dezember 1964 in Erlenbach am Main) ist Psychologe und Philosoph. Seit 2004 lehrt er am Campus Essen als Ordinarius am Philosophischen Institut der Fakultät Geisteswissenschaften der Universität Duisburg-Essen, und seit 2010 amtiert er als Dekan der Fakultät für Geisteswissenschaften.

Laufbahn

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Nach Besuch der Volksschule in Mömlingen und des Gymnasiums in Aschaffenburg (mit dem Abschluss Abitur im Jahre 1984) studierte Dirk Hartmann Philosophie, Psychologie und Politikwissenschaften an der Philipps-Universität Marburg, zwischenzeitlich auch an der Universität Wien. 1992 promovierte er bei Peter Janich mit einer grundlagentheoretischen Analyse naturwissenschaftlich betriebener Psychologie in Philosophie. Bei ihm arbeitete er anschließend auch am Philosophischen Institut als wissenschaftlicher Assistent und habilitierte sich 1997 über Protopsychologie. Kulturalismus, Leib-Seele-Problem und die Grundbegriffe der Psychologie.

Nach einer C3-Vertretungsprofessur an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und nach einem einjährigen Aufenthalt als Visiting Scholar am Philosophischen Department der University of California, Berkeley nahm er schließlich im Februar 2004 eine C4-Professur an der Universität Duisburg-Essen, Campus Essen an. Seit 2010 amtiert er dort als Dekan der Fakultät für Geisteswissenschaften, die mit über 9000 Studierenden und über 13 Fachbereichen zu den größten Fakultäten der Universität Duisburg-Essen gehört.

Werk

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Hartmann steht in der Tradition der Konstruktiven Wissenschaftstheorie, die von Wilhelm Kamlah und Paul Lorenzen begründet wurde. Er teilt deren Verständnis von Wissenschaft als methodisch geordnetem Handeln. Ausgehend davon hat er mit Peter Janich die Perspektive methodischer Reflexion konsequent auf das gesamte kulturbestimmende menschliche Handeln ausgeweitet, eine Entwicklung, die durch die Bezeichnung „kulturalistische Wende“ gekennzeichnet wurde (Methodischer Kulturalismus).

Es ist das besondere Verdienst Hartmanns, dass er in diesem Zusammenhang die begrifflichen, also terminologischen Grundlagen der Psychologie als einer Forschungsdisziplin an der Grenze zwischen Natur und Kultur – eine Gegenüberstellung, in der sich auf wissenschaftlicher Ebene die bekanntere von Leib und Seele oder Körper und Geist widerspiegelt – einer eingehenden wissenschaftstheoretischen Analyse und konstruktiven Kritik unterzogen hat. Seine Arbeiten stellen deswegen auch Beiträge zur Philosophie des Geistes dar, so etwa seine Erörterung des Leib-Seele-Problems in der Analytischen Philosophie[1] oder die Artikel zum Thema Willensfreiheit.[2]

Mit dem Titel „On Inferring. An Enquiry into Relevance and Validity“ hat Hartmann eine philosophisch begründete Semantik für die Relevanzlogik entwickelt und deren formale Umsetzung in Kalkülen des natürlichen Schließens dargelegt.

Seit 2007 arbeitet Hartmann an einem neuen „System der philosophischen Wissenschaften“. Auf der Grundlage erweiterter methodischer Mittel der „kulturalistischen Wende“[3] und nach dem Vorbild von G.W.F. Hegels Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundriss sollen philosophische Probleme in ihrem systematischen Gesamtzusammenhang bearbeitet werden. Unter philosophischen Problemen werden dabei sowohl die traditionellen Problemstellungen der theoretischen und praktischen Philosophie im engeren Sinne verstanden als auch die erkenntnis- bzw. wissenschaftstheoretischen Grundlagen der Einzelwissenschaften Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Neurowissenschaften, Psychologie und Geisteswissenschaften sowie der Naturgeschichte. Die Monographie wird sieben Bände umfassen; die Veröffentlichung begann 2020 mit „Band I: Erkenntnistheorie“, inzwischen sind auch die Bände II – V erschienen.

Veröffentlichungen (Auswahl)

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Monographien

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Herausgeberschaften

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Artikel und Buchbeiträge (Auswahl)

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Quellen

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  1. in: Philosophische Grundlagen der Psychologie. Teil III S. 257–328
  2. Nach Hartmann (Physis und Psyche – Das Leib-Seele-Problem als Resultat der Hypostasierung theoretischer Konstrukte. In: Dieter Sturma (Hrsg.): Philosophie und Neurowissenschaften. Suhrkamp, Frankfurt (stw 1770)) leidet sie an gleich drei verschiedenen naturalistischen Fehlschlüssen, die er auch in dem Abschnitt Das Leib-Seele-Problem als Folge naturalistischer Fehlschlüsse (Kap. 3 seiner Publikation Physis und Psyche (2006) S. 105–111) darstellt.
  3. Hartmann, Dirk: Transzendentale Konstitution Und Methodische Rekonstruktion. In: Peter Janich (Hrsg.): Wechselwirkungen: Zum Verhältnis von Kulturalismus, Phänomenologie und Methode. Königshausen & Neumann, 1999, S. 125–142.
  4. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. Dezember 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uibk.ac.at
  5. Seit 2002 geänderter Titel des Publikationsorgans zu: Erwägen, Wissen, Ethik (Memento vom 8. Juli 2007 im Internet Archive)
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Personendaten
NAME Hartmann, Dirk
KURZBESCHREIBUNG deutscher Psychologe und Philosoph
GEBURTSDATUM 27. Dezember 1964
GEBURTSORT Erlenbach am Main