Dr. Owlglass (englisch; „Eulenspiegel“) bzw. Dr. Owlglaß; eigentlich Hans Erich Blaich (* 19. Januar 1873 in Leutkirch im Allgäu; † 29. Oktober 1945 in Fürstenfeldbruck), war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Lyriker. Sein Pseudonym Ratatöskr benutzte er für politische Lyrik.

Leben

Hans Erich Blaich wuchs als Sohn des Bürgermeisters Jakob Blaich in Leutkirch im Allgäu auf. Er studierte Medizin und Philosophie an den Universitäten Tübingen, München und Heidelberg. 1906 wurde er bei Franz Knauff in Heidelberg promoviert. Nach der Ausbildung zum Lungenfacharzt praktizierte er ab 1905 in Stuttgart, ab 1908 bei München. Er schrieb für die Zeitschriften Die Gesellschaft, Der wahre Jacob, Die Jugend, März und vor allem für den Simplicissimus (von 1897 bis 1944) Gedichte, Rezensionen und kleine Prosa, die er später gesammelt als Bücher herausgab. Während des Ersten Weltkrieges stand Blaich in freundschaftlichem Briefkontakt zu Kurt Tucholsky.[1] Von 1912 bis 1924 war er Redakteur beim Simplicissimus und wirkte später bei der Gleichschaltung der Zeitschrift unter den Nationalsozialisten mit. Auf Drängen des Zeichners Karl Arnold übernahm er vorübergehend die Chefredaktion der Zeitschrift (1933–1935), blieb aber persönlich und literarisch ein Gegner des Nationalsozialismus. Gleichwohl wurde er 1938 als zu dem anlässlich des 50. Geburtstags des württembergischen Gauleiters und Reichsstatthalters Wilhelm Murr gegründeten und unter dessen Schirmherrschaft stehenden nationalsozialistischen Schwäbischen Dichterkreis „gehörend“ betrachtet.[2] In der gleichgeschalteten Presse des Dritten Reichs wurde Owlglass mit großem Wohlwollen behandelt. An seinem 70. Geburtstag am 19. Januar 1943 veröffentlichte etwa der Völkische Beobachter unter dem Titel Nach uns die Sintflut! eine „kleine besinnliche Jugenderinnerung“ des Dichters.[3] Neun dicke Tagebuchbände (1. Juli 1911 bis 22. Oktober 1945), die im Blaich-Nachlass im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar liegen, sind eine noch unausgewertete Quelle für die Geschichte des Simplicissimus.

Hans Erich Blaich war auch als Übersetzer und Herausgeber tätig. Zusammen mit Engelbert Hegaur übersetzte er Gargantua und Pantagruel von François Rabelais. Als Wiederentdecker des Werkes Sebastian Sailers besorgte er die Neuedition dessen Komödien.

Werke (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Helmut Herbst: Verprofiliert. Zur Marbacher Tucholsky-Ausstellung. In: Karl H. Pressler (Hrsg.): Aus dem Antiquariat. Band 8, 1990 (= Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel – Frankfurter Ausgabe. Nr. 70, 31. August 1990), S. A 334 – A 340, hier: S. A 335.
  2. Gründung eines „Schwäbischen Dichterkreises“. In: Neue Mannheimer Zeitung. Jg. 149. Nr. 585 vom 19. Dezember 1938, S. 11 (online bei Marchivum)
  3. Dr. Owlglaß: Nach uns die Sintflut!. In: Völkischer Beobachter. Kampfblatt der nationalsozialistischen Bewegung Großdeutschlands. Wiener Ausgabe, 19. Jänner 1943, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vob