Else Buschheuer posiert auf einer abfotografierten Automatenaufnahme

Else Buschheuer, geboren als Sabine Knoll (* 12. Dezember 1965 in Eilenburg), ist eine nonbinäre schriftstellerisch tätige Person.

Leben

Else Buschheuer wuchs in der DDR als Kind des Geophysikers Peter Knoll und einer Kosmetikerin auf.[1] 1986 ließ sie ihren Vornamen von Sabine in Else ändern, in Anlehnung an Else Lasker-Schüler.[2][3] Buschheuer war viermal verheiratet,[4] unter anderem mit den Journalisten Hans-Peter Buschheuer und Udo Reiter. Sie ist Mutter einer Tochter.[5]

2019 outete sich Buschheuer in der WDR-Talkshow Kölner Treff als lesbisch.[6] In einem Interview in der Sendereihe Im Gespräch im Deutschlandfunk Kultur im Jahr 2021 machte Buschheuer die geschlechtliche Identität als nicht-binär bekannt und erzählte u. a. von der Leidenschaft, Queeren Tango zu tanzen und dadurch starre Geschlechterrollen zu überwinden. Darin wird Buschheuer zusammenfassend zitiert: „Ein Gefühl dafür gibt das queere Tango Tanzen. Wo man mal führt, mal sich führen lässt, die Rollenverteilung von Mann und Frau aufgehoben ist.“[3][7]

Wirken

Nach der Wende schrieb Buschheuer für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, u. a. für Tagesspiegel, taz, Der Spiegel,[8] Stern und Die Weltwoche. Sie arbeitete für die Fernsehsendungen Spiegel TV Magazin auf RTL und Akte – Reporter decken auf auf Sat.1. Sie moderierte u. a. den Wetterbericht bei n-tv, ProSieben und war Moderatorin u. a. beim Kulturweltspiegel im Ersten.[9] Für MDR Figaro schrieb und sprach sie von 2008 bis 2012 die wöchentliche Kolumne Gladiatorin des Alltags.[10]

Von 2001 bis 2005 lebte Else Buschheuer in New York. Von 2000 bis 2009 betrieb sie ein Internet-Tagebuch, das als einer der ersten Blogs im deutschsprachigen Raum gilt, wenngleich zu dieser Zeit der Begriff Blog noch keine Verbreitung fand. Sie berichtete live über die Terroranschläge am 11. September 2001 in ihrem Internet-Tagebuch; ihre ersten Einträge verfasste sie bereits um 9:34 Ortszeit, 30 Minuten vor dem Einschlag des zweiten Flugzeuges und vor den Einstürzen des World Trade Centers. Buschheuer lieferte damit einen persönlichen und vielbeachteten Bericht der Ereignisse, die von deutschsprachigen Medien rezipiert wurden. Der Bericht gilt der als erste deutschsprachige Reaktion auf die Geschehnisse der Terroranschläge. Dass sie „den 11.9.2001 überlebt“ hat, betrachtete sie rückwirkend als Teil ihres „Heldenzettels“.[11]

Später wurden die Blogeinträge, die aktuelle Ereignisse aus Buschheuers Leben zeigten, thematisch zugeordnet und in insgesamt acht Buchpublikationen zwischen 2002 und 2009 veröffentlicht.[12]

Buschheuers Werke Ruf! Mich! An! (2000) und Masserberg (2001) lassen sich der Popliteratur zuordnen. Der Roman Masserberg wurde 2010 mit Anna Fischer in der Hauptrolle verfilmt. Fast vier Millionen Zuschauer sahen den Film im Fernsehen.

Auszeichnungen

Publikationen (Auswahl)

Romane
Non-Fiction
Essays (Auswahl)

Verfilmungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Else Buschheuer Internationales Biographisches Archiv 02/2014. Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 19/2019, im Munzinger-Archiv, abgerufen am 31. März 2023 (Artikelanfang frei abrufbar).
  2. Markus Maier: »Masserberg«-Autorin: »Anna erscheint mir wie meine Tochter«. (Memento vom 17. Oktober 2014 im Internet Archive). Anna Fischer und Else Buschheuer im Interview. In: Superillu.de, Mai 2010. (Interview geführt anlässlich der Erstausstrahlung des Fernsehfilms Masserberg am 19. Mai 2010 im Ersten.)
  3. a b Schriftsteller*in Else Buschheuer. Das Leben als Patchwork. Deutschlandfunk Kultur: Sendung in der Reihe Im Gespräch, Moderation: Katrin Heise; gesendet am 21. April 2021, Länge 33:22 Minuten. (Begleittext und Sendung als mp3 zum Download bereitgestellt auf der Website von Deutschlandfunk Kultur, abgerufen am 31. März 2023.)
  4. Kölner Treff. ARD, 11. August 2019, abgerufen am 2. April 2023.
  5. a b c Else Buschheuer: Kriegerin. Rubrik Frauen. In: SZ Magazin, Heft 20/2019, 20. Mai 2019, abgerufen am 31. März 2023.
  6. L-MAG-Autorin Sonya Winterberg über das extrovertierte Multi-Talent: Ein Wirbelwind durch und durch. Die Journalistin und Fernsehmoderatorin Else Buschheuer hat ein bewegtes Leben. In: L.MAG – Das Magazin für Lesben. Ausgabe September/Oktober 2019, S. 50–51 (Artikel online (PDF; 10,4 MB) auf der Website von L.MAG, abgerufen am 31. März 2023).
  7. Vgl. auch: Else Buschheuer: Hier noch wer zu retten? Über die Liebe, den Tod und das Helfen. Heyne, München 2019, ISBN 978-3-453-20288-7, Kapitel Voilà Madame! »Lassen Sie die Lawine rollen!« (eingeschränkte Buchvorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Zum Beispiel: Else Buschheuer: Opfor oder Dädor? Ein Beitrag zur Phänomenologie des Ossis. Essay. In: Spiegel Kultur. 15. August 2009, abgerufen am 31. März 2023.
  9. ARD-„Kulturweltspiegel“. Aus für Else. In: Spiegel Kultur. 21. November 2001, abgerufen am 31. März 2023.
  10. Else Buschheuer: Bloggen: Ich bin auf Entzug. In: Tagesspiegel Online. 5. Mai 2009, abgerufen am 31. März 2023: „Else Buschheuer gibt das Bloggen auf und erklärt, warum sie nicht länger eine ‚gläserne Frau‘ sein will.“
  11. Else Buschheuer: Von New York nach Leipzig: Schluss mit „How Are You Today Honey“. In: Süddeutsche Zeitung. 17. März 2011, abgerufen am 31. März 2023.
  12. Juliane Blank: Katastrophe und Kontingenz in der Literatur. Zufall als Problem der Sinngebung im Diskurs über Lissabon, die Shoah und 9/11. Hochschulschrift. De Gruyter, Berlin 2021, ISBN 978-3-11-071220-9 (als Online-Ausgabe ISBN 978-3-11-071257-5), Kapitel 2.1 Bloggen aus der Unsicherheitszone: Else Buschheuers New York –Tagebuch, S. 426.
  13. Erster Reporterpreis nach Relotius: Reportage über digitale Diktatur in China und Enthüllung der Ibiza-Affäre prämiert. In: Meedia. 3. Dezember 2019, abgerufen am 31. März 2023: „Freie Reporterin: […] **Essay: ‚**Kriegerin‘ von Else Buschheuer, ‚SZ Magazin‘“
  14. Else Buschheuer: Teresa hat mich reingelegt. In: taz am Wochenende, Ausgabe 7607, 5. März 2005, abgerufen am 31. März 2023.
  15. Else Buschheuer: Sterbebegleitung: Ich bin da, Heinz. In: Süddeutsche Zeitung, 7. Oktober 2011, abgerufen am 31. März 2023.
  16. Else Buschheuer: Schmerzdame. Rubrik Sex. In: SZ Magazin, Heft 33/2014, 19. August 2014, abgerufen am 31. März 2023.
  17. Else Buschheuer: Meine Beiden. Rubrik Leben und Gesellschaft. In: SZ Magazin, Heft 25/2017, 27. Juni 2017, abgerufen am 31. März 2023.
  18. Else Buschheuer: Die dressierte Frau. Rubrik Leben und Gesellschaft. In: SZ Magazin, Heft 8/2018, 13. April 2018, abgerufen am 31. März 2023.
  19. Else Buschheuer: Asche zu Asche. Rubrik Leben und Gesellschaft. In: SZ Magazin, Heft 10/2018, 13. April 2018, abgerufen am 31. März 2023.