Erich Kern, um 1942

Erich Kern, eigentlich Erich Knud Kernmayr (* 27. Februar 1906 in Graz, Österreich-Ungarn; † 13. September 1991 in Kammer am Attersee) war ein österreichischer nationalsozialistischer Funktionär und rechtsextremer Publizist, dessen Schriften u. a. beim Verlag der Deutschen National-Zeitung verlegt wurden.

Leben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sohn eines Angestellten besuchte zunächst fünf Jahre die Volksschule und dann fünf Jahre das Gymnasium, das er mit der Mittleren Reife verließ. Er arbeitete als Schriftleiter und wurde Mitglied der österreichischen kommunistischen Partei (KPÖ). Er wurde wegen „kommunistischer Umtriebe“, aber auch wegen Diebstahls und Betrugs insgesamt elfmal bestraft und noch 1934 wegen kommunistischer Betätigung inhaftiert. Im März 1938 wurde er Mitglied der SA, er beantragte am 1. Juni 1938 die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 6.220.362).[1][2] Am 15. Mai 1941 wurde er unter anderem wegen seiner Vorstrafen aus der SA entlassen.[3]

1936 wurde Kern stellvertretender Chefredakteur der Wiener Redaktion der Nationalzeitung (Essen). 1938 trat er als Chef vom Dienst in die Redaktion der Zeitung Deutscher Telegraf[4] ein. 1939 fungierte er als Gaupresseamtsleiter in der Gauleitung Wien der NSDAP. 1940 wurde er Leiter der Pressestelle des saarländischen Gauleiters Josef Bürckel. Januar 1941 trat er als Kriegsberichterstatter in eine Propagandakompanie der Waffen-SS ein.[5] 1945 hatte er den Dienstgrad eines SS-Untersturmführers erreicht.[3] 1945/46 befand sich Kern in amerikanischer Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden seine Schriften Spanien in Flammen! (1936),[6] Genosse, Du hast das Wort …! (1937),[7] Der Tag unseres Lebens. Roman eines Österreichischen Arbeiters (1938),[8] Fahne im Sturm (1940)[9] und Lothringen (1942)[10] in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[11]

Kern gehörte zu den Gründungsmitgliedern des sogenannten Gmundner Kreises,[12] eines Sammelbeckens ehemals führender SS- und NSDAP-Mitglieder,[3] der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik und des Verbandes der Unabhängigen. Er war Redakteur und von 1955 bis 1958 Chefredakteur der Deutschen Soldaten-Zeitung. Er gab mehrere Zeitungen der äußersten Rechten heraus, darunter ab 1955 das Verbandsblatt der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS (HIAG). Auch bei mehreren rechtsextremen Parteien (SRP, NPD, DVU) war Kern aktiv. 1982 wurde er mit dem Dichtersteinschild des 1999 wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verbotenen Vereins Dichterstein Offenhausen ausgezeichnet.

Wertung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kerns Publikationen sind durchzogen vom Antisemitismus völkisch-nationalistischer Propaganda, der Weißwäsche von Wehrmacht und Waffen-SS sowie anderer NS-Organisationen. Nach seiner Ansicht sind die Deutschen die eigentlichen Opfer des Zweiten Weltkrieges. Einige seiner Werke sind in zahlreichen Auflagen erschienen (und erscheinen noch immer); sie bilden auch heute noch einen festen Bezugspunkt für Rechtsextremisten.

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/19870870
  2. Uwe Baur und Karin Gradwohl-Schlacher: Literatur in Österreich 1938–1945. Band 1: Steiermark. Böhlau, Wien 2008, S. 164–69 (fedora.e-book.fwf.ac.at).
  3. a b c Rolf Düsterberg: Soldat und Kriegserlebnis. Deutsche militärische Erinnerungsliteratur (1945–1961) zum Zweiten Weltkrieg. Motive, Begriffe, Wertungen. Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 3-484-35078-4, S. 248.
  4. ZDB-ID 456725-0.
  5. Bundesarchiv R 9361-III/94002
  6. OBV.
  7. ÖNB.
  8. OBV.
  9. OBV.
  10. ÖNB.
  11. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur, Transkript Buchstabe K, Seiten 203–239,
    Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur, Transkript Buchstabe K, Seiten 76–89.
  12. Walter Schuster: Deutschnational, nationalsozialistisch, entnazifiziert. Franz Langoth – eine NS-Laufbahn. Archiv der Stadt Linz, Linz 1999, ISBN 3-900388-79-2, S. 246, 249, 278.
Personendaten
NAME Kern, Erich
ALTERNATIVNAMEN Kernmayr, Erich Knud (Geburtsname); Knud, Erich (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Publizist
GEBURTSDATUM 27. Februar 1906
GEBURTSORT Graz
STERBEDATUM 13. September 1991
STERBEORT Kammer am Attersee