Eugen Oswald. Fotografie von Arthur Edward Praill, London 1909[1]

Eugen Oswald (auch Eugene Oswald) (geboren 16. Oktober 1826 in Heidelberg; gestorben 16. Oktober 1912[2] in London) war ein Journalist, Übersetzer und Lehrer. Er war aktiver Teilnehmer der Deutschen Revolution 1848/1849.

Leben

Eugen Oswald war der Sohn des Universitätsverlegers Carl August Oswald,[3] und von der aus einer Hugenottenfamilie stammenden Carolina Augusta Brédé.[4] Oswald war das jüngste von fünf Kindern.[5] Er besuchte das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium, nach bestandem Abitur studierte er Rechtswissenschaft an der Universität Heidelberg.[6] Er war als Notariatspraktikant in Mannheim und als Teilungskommissär im Amtsbezirk Boxberg tätig. Während der Revolution 1848/49 war er als Journalist für die „Mannheimer Abendzeitung“ tätig. In der Badischen Revolution war er Adjutant von Adolph Trützschler in der Reichsverfassungskampagne aktiv. Nach der Niederlage der badischen Erhebung wählte er als Exil Paris. Zusammen mit Edgar Quinet schrieb er für die Monats Revue „La Liberté de penser“. Nachdem Napoleon III. mit dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 an die Macht gelangte, wurde er in dem Gefängnis von Mazas inhaftiert und verfasste dort seine Schrift „Gefängnisbetrachtungen über Frankreich“.[7] Der Verleger und Redakteur der „Mannheimer Abendzeitung“ Jean Pierre Grohe und Oswald wurden in Abwesenheit wegen Hochverrats am 24. August 1850 vom Hofgericht Mannheim zu vier Jahren Zuchthaus oder zwei Jahren und acht Monaten Einzelhaft verurteilt.[8] Er wurde aus Frankreich ausgewiesen und ging wie viele andere deutsche Revolutionsteilnehmer nach London.[9] Seine erste Anstellung in London erhielt er an der „University College School“.[10] In England nannte er sich ab 1868 „Eugene Oswald“.[11] Seine wesentliche Mitarbeit an der Übersetzung des Buches „Ideen zu einem Versuch die Gränzen der Wirksamkeit eines Staats zu bestimmen“[12] (The Sphere and Duties of Government) beeinflusste John Stuart Mill in dessen Buch „On Liberty“.[13] 1857 wurde er am „Royal Naval College,“ in Greenwich als Instrukteur angestellt.[14] Oswald lehrte Fremdsprachen am „Working Men’s College“ und war Präsident und Mitgründer der „Carlyle Society“.[15] 1870/71 half er Marx und Engels bei der öffentlichen Verteidigung der Pariser Kommune während des Deutsch-Französischen Kriegs.[16] 1874 promovierte er in Abwesenheit zum Dr. phil. an der Göttinger Universität.[17][18] Eugen Oswald war auch langjähriger Korrespondent der portugiesischen Tageszeitung „O commércio do Porto“.[19] Oswald war Ritter und Komtur des portugiesischen Christusordens.[20] Seit 1884 war er einer der Mitarbeiter bei Meyers Konversations-Lexikon.[21] 1892 unterrichtete er Prinz Albert, den späteren König George VI, in Deutscher Sprache.[22] 1907 war er an er Übersetzung der Briefe von Queen Victoria beteiligt.[23] Er starb am 16. Oktober 1912 in London.

Oswald war einer der Gründer der „English Goethe Society“[24] und ein langjähriger Freund und Korrespondenzpartner[25] von Karl Marx[26] und Friedrich Engels.[27][28][29]

Eugen Oswald heiratete 1860 Caroline Goodwin.[30] Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Zwei Söhne, der jüngere Sohn war der Geologe Felix Oswald[31] und zwei Töchter. Die jüngste war Ella Oswald (geb. 1871 oder 1872) und die ältere warLina Oswald (geb. 1863).[32] Beide Töchter waren auch publizistisch tätig.

Veröffentlichungen

Eugene Oswald. Austria in 1868. Reprinted from the „English Leader“. Trübner & Co., London 1868.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Frontispiz in Reminiscences of a busy life.
  2. Joseph McCabe, Sp. 571.
  3. Bildnis in Reminiscences of a busy life, vor S. 5.
  4. Bildnis in Reminiscences of a busy life, vor S. 10.
  5. Reminiscences of a busy life, S. 3 ff.
  6. Karl Bartsch (Hrsg.): Ruperto Carola. 1386-1886. Illustrirte Fest-Chronik der V. Säcular-Feier der Universität Heidelberg. Petters, Heidelberg 1886, S. 200.
  7. Reminiscences of a busy life, Kapitel A Political Prisoner at Mazas, S. 231 ff.
  8. Bayerisches Volksblatt. Nr. 235 vom 7. September 1850, S. 939. Digitalisat
  9. Meyer’s Konversations-Lexikon. Eine Encyklopädie des Allgemeinen Wissens. 4. gänzlich umgearb. Aufl. Siebzehnter Band. Ergänzungen und Nachträge. Register. Leipzig 1890, S. ?.
  10. „Assistant master at University College School, London“. Siehe die Titelseite in A German reading book, with notes. George Routledge, London 1857.
  11. In jeder englischsprachigen Veröffentlichung benutzte er diese Schreibung seines Vornamens.
  12. Ausgabe Breslau 1851 Digitalisat
  13. Franz Bornmüller.
  14. Biographisches Schriftsteller-Lexikon der Gegenwart.
  15. Meyer’s Konversations-Lexikon. 1890.
  16. Reminiscences of a busy life. Kapitel War of 1870–1871, S. 383 ff.
  17. „Eugen Oswald, z. Dr. phil. prom. 655.“ In: Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der G. A. Universität zu Göttingen . Dieterichsche Buchhandlung, Göttingen 1875, S. 28.
  18. „28) 2. Dezember. Eugen Oswald aus Heidelberg. (Auf Grund literaturgesch. Druckschr.) Abs.“ In: Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der G.A. Universität zu Göttingen . Dieterichsche Buchhandlung, Göttingen 1875, S. 655.
  19. Reminiscences of a busy life, Kapitel The Commerçio do Port, S. 493 ff.
  20. Wer ist wer. 5. Ausgabe. 1911, S. ?.
  21. Verzeichnis der Mitarbeiter an der vierten Auflage von Meyers Konversations = Lexikon. […] Dr. E. Oswald in London: Englische Litteratur (Zeitgenossen). Erster Band, Leipzig 1884, p. 1021.
  22. Reminiscences of a busy life, Kapitel Queen Victoria, King Edward's Grandsons. S. 625 ff.; Sarah Bradford: George VI. The Dutiful King. Penguin UK, London 2013, S. ?.
  23. The Letters of Queen Victoria. A Selection From Her Majesty's Correspondence Between the Years 1837 and 1861. John Murray, London 1908. Digitalisat.
  24. Reminiscences of a busy life, S. 557.
  25. Es sind je 28 Briefe von Oswald an Marx und Engels überliefert sowie 12 Briefe von Marx und 4 Briefe von Engels an Oswald vorhanden.
  26. Oswald erhielt z. B. die erste Heftlieferung von „Le Capital“, Paris 1872. (Rolf Hecker, Larisa Mis'kevič: Das Kapital mit Widmungen von Marx und Engels. In: MEGA-Studien 1994/1. Hrsg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung, Dietz Verlag, Berlin 1994. ISBN 3-320-01826-4, S. 123.)
  27. „Zeitweise fand sich neben ihnen der Sprachlehrer Eugen Oswald ein, ein alter Achtundvierziger, der am Badener Aufstand 1849 teilgenommen, Emigrant, der sich in London eine geachtete wissenschaftliche Stellung erworben hatte. Er war es, der mir den Zugang zum Lesesaal des Britischen Museums eröffnete […]. Er war kein Sozialdemokrat, aber ein sehr zuverlässiger Demokrat, eine Sorte, die in der Bourgeoisie nie sehr zahlreich war und damals schon anfing, Seltenheitswert zu gewinnen. Er war bei Marx und Engels gern gesehen.“ (S. 18) „Von den anderen Deutschen, die in London lebten, war von 1885 bis 1889 am häufigsten der schon erwähnte Dr. Oswald bei Engels zu sehen.“ Friedrich Engels' Briefwechsel mit Karl Kautsky. Hrsg. von Benedikt Kautsky. Danubia-Verlag, Wilhelm Braumüller & Sohn, Wien, 1955, S. 168.
  28. „Der Bekannte war Dr. Eugen Oswald, ein Deutscher, der in jungen Jahren, nach etlichem Aufenthalt in Frankreich, in London als Flüchtling sich heimisch gemacht und dort eine Stellung als Lehrer in Greenwich gefunden hatte. Obwohl er kein Sozialist im Marxschen Sinne war, sondern sich mit einem demokratischen Republikanismus begnügte, war er doch mit Marx und Engels befreundet und zu meiner Zeit wiederholt Teilnehmer an den Abenden bei Engels. […] Oswald war so ziemlich der einzige in England lebende deutsche Nichtsozialdemokrat, der bei Engels verkehrte.“ (Eduard Bernstein: Aus den Jahren meines Exils. Völker zu Hause. Erinnerungen eines Sozialisten. Berlin 1918 zitiert nach Hans Magnus Enzensberger (Hrsg.): Gespräche mit Marx und Engels. 2. Band. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1973, S. 628.)
  29. „Nachtrag zu Engel's Testament“ vom 26. Juli 1895: „Ich bestimme, daß alle Geldzahlungen, die ich ohne Gegenleistung an […] Eugen Oswald […] oder an irgendeinen von ihnen gemacht habe, als Geschenke an die Betreffenden betrachtet werden, und dementsprechend vermache ich sie ihnen.“ (Marx-Engels-Werke. Band 39, S. 509.)
  30. Reminiscences of a busy life. Kapitel New Relations, Charles Grant, Marriage, S. 333 ff. hier 336.
  31. „I went with my second son Felix to Hamburg“Reminiscences of a busy life, S. 547.
  32. Frederick Locker: London Lyrics. Chiswickpress, London 1881, S. 96 f. Digitalisat
  33. Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Mikhail Aleksandrovich Bakunin. Ausgewählte Schriften. Band 3. Karin Kramer, Berlin 1996, S. 32.
  34. „Still, I have spent no pains to discover the author’s sense in all cases, and to give it in simple and unmistakable words; and I would here mention, with grateful acknowledgment, the valuable assistance I have received in this endeavour from my accomplished German friend, Mr. Eugen Oswald: those who are best acquainted with the peculiarities of thought and style which characterize the writer, will be best able to appreciate the importance of such assistance.“ S. V.
  35. An das französische Volk! An das deutsche Volk! In: Der Volksstaat. Leipzig Nr. 70 von 31. August 1870. S. 2.
  36. Neu gedruckt in: Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung I. Werke · Artikel · Entwürfe. September 1867 bis März 1871. (Internationale Arbeiterassoziation, Geschichte Irlands, Deutsch-Französischer Krieg u. a.). Akademie Verlag, Berlin 2009. ISBN 978-3-05-004588-7, S. 1052–1055.
  37. Giuliano Campioni: Nietzsches persönliche Bibliothek. Walter de Gruyter, Berlin 2003, S. 337.
  38. Mit einer handschriftlichen Widmung von Eugen Oswald an Friedrich Engels „Friedrich Engels in alter hochachtungsvoller, warmer Freundschaft, von Eug. Oswald. London, 17 September 87“. (Bibliothek von Friedrich Engels). SPD Signatur „31120“. Siehe Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung IV. Band 32. Akademioe Verlag, Berlin 1999, S. 496 Nr. 981.
  39. Rezension von Theodor Fontane in Vossische Zeitung Nr. 531 vom 13. November 1881.
  40. Erstmals gedruckt in Auf der Höhe. Internationale Revue. Hrsg. von Leopold von Sacher-Masoch. Greßner & Schramm, Leipzig 1884, S. 35–52.
  41. Oswald an Engels 1./2. Mai 1871, S. 208–209; Oswald an Marx 28. Mai 1871, S. 255–259.
  42. Wilhelm Liebknecht an Oswald. 14. September 1870.