Eunice Ribeiro Durham (* 3. Juli 1932 in Limeira, São Paulo; † 19. Juli 2022 in São Paulo[1]) war eine brasilianische Anthropologin, Politikwissenschaftlerin und Bildungssachverständige.

Leben

Eunice Ribeiro Durham graduierte 1954 in Sozialwissenschaften an der Universidade de São Paulo. Sie erhielt an der gleichen Universität 1964 ihren Magister-Abschluss in Sozialanthropologie mit der Arbeit Mobilidade e assimilação. A história do imigrante italiano num município paulista, die die neben der deutschen Einwanderung bedeutende italienische Einwanderung nach São Paulo behandelt. Sie wurde dort 1967 in Sozialanthropologie mit der Dissertation Migração, Trabalho e Família. Aspectos do processo de integração do trabalhador de origem rural à sociedade urbano-industrial promoviert, Magister- und Doktorarbeit waren von Egon Schaden als Doktorvater betreut worden. Ihre Lehrbefähigung erhielt sie 1973 mit einer Arbeit über das ethnographische Werk Bronisław Malinowskis. An der Universität von São Paulo wurde sie Titularprofessorin für Anthropologie an der Faculdade de Filosofia, Letras e Ciências Humanas (Fakultät für Philosophie, Literatur und Humanwissenschaften). 2002 wurde sie dort emeritiert.[2]

In ihrer beruflichen Laufbahn leistete sie verschiedene universitäre und bundesstaatliche Gremien- und Beraterarbeiten. Hierzu gehörten Tätigkeiten als Koordinatorin des von ihr mitgegründeten Núcleo de Pesquisas sobre Ensino Superior (NUPES, Forschungszentrum für Höhere Bildung) von 1989 bis 2005, dem sich ab 2005 Forschung im und als Beiratsmitglied des Núcleo de Pesquisas de Políticas Públicas (NUPPS) anschloss. Von 1990 bis 1991 war sie Präsidentin der Coordenação de Aperfeiçoamento de Pessoal de Nível Superior (CAPES, auch Capes), einer Bundesagentur des brasilianischen Bildungsministeriums, die Standards für Hochschulen festlegt. 1992 wurde sie in der Regierung von Fernando Collor im Bildungsministerium Staatssekretärin für Höhere Bildung, ebendort von 1995 bis 1997 Staatssekretärin für Bildungspolitik in der Regierung von Fernando Cardoso, von 1997 bis 2001 war sie Mitglied im Nationalen Bildungsrat, um später von 2008 bis 2012 im Bundesstaat São Paulo Mitglied des Conselho Estadual de Educação de São Paulo (CEESP) zu werden, der das gesamte Bildungswesen dieses Bundesstaates umfasst. Zeitweise war sie Vizepräsidentin der Sociedade Brasileira para o Progresso da Ciência (SBPC, Brasilianische Gesellschaft für Fortschritte der Wissenschaft).[3]

Ab etwa 1957 begann eine umfangreiche publizistische Tätigkeit als Autorin, Beiträgerin und Herausgeberin. Ein Schwerpunkt ist die Höhere Bildung. Die Zeit der Militärdiktatur (1964–1985) hatte Einschränkungen der Hochschulautonomie gebracht, zu Beginn der Sechsten Republik standen ab 1985 Reformen an. Hierfür lieferte sie analytische und programmatische Beiträge. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Urbane Anthropologie, wobei Durham ländliche und städtische Migration, städtische soziale Bewegungen und Familienorganisation behandelt.

Auszeichnungen

Schriften

Monografien

Beiträge (Auswahl):

In das Deutsche ist bisher keines ihrer Werke übersetzt worden.

Einzelnachweise

  1. Antropóloga Eunice Durham, ex-secretária do MEC e professora emérita da USP, morre aos 90 anos em São Paulo. In: g1.globo.com, 20. Juli 2022, abgerufen am 21. Juli 2022 (portugiesisch).
  2. Curriculum Eunice Ribeiro Durham, CNPq. Abgerufen am 19. Februar 2017 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. Eunice Ribeiro Durham (Memento vom 26. November 2015 im Internet Archive), NUPPs. Abgerufen am 19. Februar 2017 (brasilianisches Portugiesisch).
  4. Rezension: Léa Freitas Perez: „A dinâmica da cultura: ensaios de antropologia“ (Memento vom 21. Mai 2017 im Internet Archive). Abgerufen am 19. Februar 2017 (portugiesisch).