Rosenfenster in der Kathedrale von Chartres

Als Fensterrose[1] (auch einfach: Rose), Rosenfenster[2][3] oder Fensterrosette (die Vereinfachung zu Rosette ist missverständlich, wegen der Häufigkeit von Rosetten[4] als Wanddekor) wird in der Architektur ein kreisrundes verglastes Fenster mit Maßwerkfüllung bezeichnet. Fensterrosen sind vor allem an gotischen Kirchen zu finden. Die in der Romanik und Frühgotik vorkommende Vor- oder Frühform, das Radfenster, wird in den meisten Sprachen begrifflich nicht vom Rosenfenster (engl. rose window, franz. rosace, it. rosone, span. rosetón) unterschieden.

Abgrenzung

Wenn auf der Rosette wie bei einem Speichenrad Säulchen oder Profile um einen zentralen Punkt oder Ring angeordnet sind, wird sie Radfenster oder Katharinenrad (nach der Heiligen Katharina) genannt. Radfenster sind bereits in der Romanik bekannt wie die „Glücksräder“ am Basler Münster oder an der Kirche St-Étienne in Beauvais, welche die Wechsel- oder Launenhaftigkeit des irdischen Glücks symbolisieren. Eine kreisrunde oder ovale Fensteröffnung ohne jede Füllung heißt dagegen „Ochsenauge“ oder „Oculus“. Viele gotische Rosenfenster orientieren sich deutlich und noch lange Zeit an den Grundprinzipien der Radfenster, von denen sie sich erst in den Flamboyant-Rosen der Spätgotik eindeutig lösen.

Platzierung

Maßwerkrosen mit zum Teil sehr großen Abmessungen von über 13 m Durchmesser entstanden in der Gotik. Sie sind in der Regel mittig über dem Hauptportal auf der Westseite oder in den Querhausfassaden eingebaut und können sogar die gesamte Fassadenbreite einnehmen, wie zum Beispiel an den Querhäusern der Kathedrale Notre-Dame de Paris oder der Kathedrale von Chartres.

Symbolik

Die zentrierte Lage der Fensterrose hat eine starke, suggestive und meditative Wirkung. Sie wirkt überaus prächtig (besonders, wenn farbiges Glas eingesetzt wird), machtvoll, schön, beruhigend und harmonisch. Sie regt auf Grund ihrer idealen Kreisform immer wieder zu symbolischen Deutungen an. Sie kann die Vollkommenheit der sich nach allen Seiten verbreitenden Liebe des Göttlichen verkörpern. Die kunstvolle architektonische Struktur der Rose spielt häufig mit Elementen der Zahlen- und Kreissymbolik, um die Allgegenwart Gottes in der Welt oder den Lebenszyklus visuell erfahrbar zu machen. Die radiale Ausstrahlung der Maßwerkbahnen erinnert an die Sonne und veranlasst auch hier zu weitergehenden Interpretationen. Diese Anordnung gab dem französischen Stilbegriff für die Hochgotik, „rayonnant“ (d. h. strahlend, franz. rayon = Strahl) den Namen.

Bilder

– Die Zeitangaben mit Bindestrich sind hier als „zwischen … und …“ zu verstehen, nicht als derartig lange Herstellungszeiten –

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Begriff erster Wahl in Wilfried Koch: Baustilkunde. 33. Auflage. 2016, ISBN 978-3-7913-4997-8, S. 446.
  2. Günther Binding: Maßwerk. 1989, ISBN 3-534-01582-7, S. 23.
  3. Christian Kayser: Die Baukonstruktion gotischer Fenstermaßwerke. 2012, ISBN 978-3-86568-758-6, S. 18 (als Abschnittstitel und im Text)
  4. Wilfried Koch: Baustilkunde. 33. Auflage. 2016, ISBN 978-3-7913-4997-8, S. 479, Stichwort 644
  5. Llanera: Los expedientes de reconstrucción de iglesias tras la Guerra Civil: San Miguel de Villardeveyo
  6. Base Mérimée: Eglise Saint-Etienne; Hauts-de-France ; Oise (60) ; Beauvais