Friedrich von Raumer
Friedrich von Raumer

Friedrich Ludwig Georg von Raumer (* 14. Mai 1781 in Wörlitz; † 13. Juni 1873 in Berlin) war ein deutscher Verwaltungsjurist, Historiker und Politiker.

Leben

Raumer wurde im Haus Amtsgasse 38 in Wörlitz geboren. Er war Sohn des Kammerdirektors und Domänenpächters Georg Friedrich von Raumer (1755–1822) und seiner Frau Charlotte geb. de Marées aus Raguhn (1761–1811) sowie Bruder des Geologen und Geographen Karl Georg von Raumer. Er besuchte das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin. Nach dem Abitur studierte er ab 1798 Rechts-, Kameral- und Staatswissenschaften sowie Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen und der Friedrichs-Universität Halle.

Innere Verwaltung

Nachdem er 1801 das Studium abgeschlossen hatte, war er Referendar und Regierungsassessor (1804) bei der kurmärkischen Kammer. Von August 1806 bis Mai 1809 war er Leiter eines Departements der Domänenkammer zu Königs Wusterhausen.[1] 1809 wechselte er als Regierungsrat nach Potsdam. Schließlich wurde Raumer im Jahre 1810 auf Veranlassung des Staatsministers Karl vom Stein zum Altenstein in das Preußische Finanzministerium berufen, aber wenige Monate später in das Kabinett des Staatskanzlers Karl August von Hardenberg versetzt, den er auf mehreren Auslandsreisen begleitete. Durch seine liberal-reformorientierte Haltung geriet Raumer immer wieder in Konflikt mit den Obrigkeiten. Er entschloss sich daher, einen anderen Lebensweg einzuschlagen.

Breslau

Nachdem er 1811 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg zum Dr. phil. promoviert wurde, wurde er von der neuen Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau auf den Lehrstuhl für Staatswissenschaften und Geschichte berufen. 1818/19 war er ihr Rektor.[2] Zwischenzeitlich unternahm er in den Jahren 1815 bis 1817 mehrere Studienreisen durch Deutschland, in die Schweiz und nach Italien.

Berlin

Im Jahr 1819 folgte er dem Ruf der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Für die Amtsjahre 1822/23 und 1842/43 wurde er zum Rektor gewählt.[2] Viermal war er Dekan der Philosophischen Fakultät. In diese Zeit fallen ebenfalls noch einige größere Studienreisen, wie beispielsweise die nach Frankreich (1830), England (1835), Italien (1839) und die USA (1844), deren Resultate er in besonderen Werken niederlegte. Ebenso war er eine Zeitlang Mitglied im preußischen Oberzensurkollegium, eine Aufgabe, die er jedoch im Jahr 1831 beendete. Raumer lehrte in Berlin bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1859,[3] hielt aber anschließend noch bis kurz vor seinem Tod Vorlesungen.

Trotz seiner Lehrtätigkeit politisch und gesellschaftlich ambitioniert, machte Raumer immer wieder mit provokanten Reden oder Aufsätzen auf sich aufmerksam. So durfte beispielsweise eine von ihm gehaltene Rede zum 25-jährigen Regierungsjubiläum Friedrich Wilhelms III. im Jahre 1822, in der er sich für eine konstitutionelle Monarchie einsetzte, nicht gedruckt werden. Ebenso belegte man ihn 1828 mit einer Geldstrafe für seine Kritik an der preußischen Ständeordnung, versagte ihm 1832 auf Grund seines Aufsatzes „Polens Untergang“ ein erneutes Rektorat. Als er in einer Rede das Toleranzedikt Friedrichs des Großen zum Anlass einer Kritik am anwesenden König Friedrich Wilhelm IV. nahm, erregte dies heftiges Ärgernis, worauf Raumer aus der Preußischen Akademie der Wissenschaften austrat, der er seit 1827 als ständiger Sekretär der historisch-philosophischen Klasse angehört hatte.

Darüber hinaus engagierte sich Raumer seit 1823 in der renommierten Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin und war überdies von 1801 bis zu seinem Tode als Förderer eng mit der Sing-Akademie zu Berlin verbunden. Auch die Einrichtung öffentlicher Bibliotheken geht auf Impulse Raumers zurück.[4]

Politik

In den Jahren 1847/48 gehörte Raumer der Berliner Stadtverordnetenversammlung an. Als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung[5] war er 1848 Gesandter der Provisorischen Zentralgewalt in Frankreich sowie 1849 Mitglied des Gothaer Nachparlaments. Anschließend wurde er noch für einige Jahre in das Preußische Herrenhaus berufen.

Ehrungen

Familie

Grab von Friedrich und Louise von Raumer

Friedrich von Raumer, Angehöriger der Adelsfamilie von Raumer, war verheiratet mit Louise geb. von Görschen (1785–1867), Tochter des anhaltischen Amtsherrn und Oberforstmeisters Otto Heinrich von Görschen aus der auf Auligk ansässigen sächsischen Linie der Familie von Görschen und der Sophie Louise Ackermann. Mit seiner Frau hatte er zwei Kinder, den späteren Geheimen Regierungsrat Hermann von Raumer (1812–1891), verheiratet mit Hertha von Zerboni di Sposetti, sowie die Tochter Agnes von Raumer (1814–1897).

Friedrich von Raumer ist ein Vetter von Ernst Ludwig von Gerlach und seinen Brüdern. Ihm ist ein Ehrengrab der Stadt Berlin auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II in Berlin-Kreuzberg gewidmet. Die Grabstätte befindet sich im Feld H1, G2.

Werke

Literatur

Einzelnachweise

  1. Lebenserinnerungen von Friedrich von Raumer, S. 95
  2. a b Rektoratsreden (HKM)
  3. 1859 als Jahr der Emeritierung nach NDB/ADB, Pierer und Meyers (6. Auflage) vermerken für seine Emeritierung das Jahr 1853.
  4. Ausstellung zu Raumer und Öffentliche Bibliotheken. (Memento vom 20. März 2012 im Internet Archive; PDF; 1,1 MB) zlb.de, 2004.
  5. Fraktionen und Abgeordnete. In: Die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche 1848. Deutsches Historisches Museum, abgerufen am 30. November 2023.
  6. Hans Körner: Der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und seine Mitglieder. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, 1984, Band 47, S. 299–398. digitale-sammlungen.de