Gaetano Andreozzi

Gaetano Andreozzi (* 22. Mai 1755 in Aversa; † 21. oder 24. Dezember 1826 in Paris) war ein italienischer Opernkomponist. Er wurde nach seinem Onkel mütterlicherseits, Niccolò Jommelli, auch Jommellino genannt.

Leben

Gaetano Andreozzi studierte in Neapel am Conservatorio di Santa Maria di Loreto Gesang, Harmonielehre und Kontrapunkt bei Pietro Antonio Gallo, Fedele Fenaroli und seinem Onkel Niccolò Jommelli.[1][2]

Am 28. Februar 1779 wurde in Rom mit dem Oratorium Giefte sein erstes Werk aufgeführt. Anschließend schrieb er eine Reihe von Opere buffe für Florenz und Venedig. Seine erste Opera seria komponierte er 1778 für Venedig. 1784 reiste er für eine Aufführung seiner Didone abbandonata nach Sankt Petersburg, wo er möglicherweise auch Giasone e Medea schrieb. Bereits 1785 war er wieder in Neapel. Im Frühjahr 1786 heiratete er in Florenz seine Schülerin, die Sopranistin Anna de Santi (1772–1802). Andreozzi wirkte vorwiegend in Norditalien, arbeitete aber auch häufig in Neapel sowie ab 1790 in Rom. Von Mai bis Dezember 1791 begleitete er höchstwahrscheinlich seine Frau auf ihrer Reise nach Madrid, wo im Teatro de los Caños del Peral seine Opern Angelica e Medoro und Didone abbandonata aufgeführt wurden. Während der Zeit der Napoleonischen Kriege ließ die Nachfrage nach seinen Werken deutlich nach. 1801 trennte er sich von seiner Frau, die 1801/02 eine Primadonna Stellung in der Dresdner Oper annahm und kurz darauf bei einem Kutschenunfall ums Leben kam. Er kehrte unterdessen nach Neapel zurück, wo er weitere Opern schrieb und bis 1806 als Impresario des Teatro San Carlo wirkte. Außerdem machte er sich einen Ruf als Gesangslehrer. 1825, als sich seine finanziellen Verhältnisse verschlechterten, zog er nach Paris, wo er von seiner ehemaligen Schülerin Maria Karolina, einer Tochter König Franz I. von Neapel, unterstützt wurde. Seine Familie blieb in Neapel zurück. Andreozzi starb im Dezember 1826 verarmt in Paris.[1]

Andreozzi schrieb sowohl komische als auch ernste Opern, wobei das ernste Genre spätestens ab 1790 deutlich überwiegt. Er verwendete Texte nahezu aller wichtigen Librettisten seiner Zeit. Seine Werke wurden in allen wichtigen Häusern aufgeführt und des Öfteren überarbeitet. Besonders erfolgreich waren seine Opern Catone in Utica, dessen erste Version er 1786 schrieb, und Agesilao von 1788, mit dem er seinen Ruf als Komponist ernster Opern begründete. Wegen der damals allgemeinen Vorliebe für tragische Stoffe überarbeitete er 1792 seine Oper Angelica e Medoro für eine Aufführung in Florenz, indem er den dritten Akt mit dem ursprünglichen glücklichen Ende strich. Seine für die Fastenzeit 1794 für Neapel geschriebene Oper Saulle wurde bis 1811 immer wieder auch in anderen Städten wie Lissabon, Ferrara, Verona und Florenz gespielt.[1]

Stil

Andreozzis Musik steht in der Tradition der Neapolitanischen Schule, was sich nicht nur in den Opern, sondern auch in seinen geistlichen Werken bemerkbar macht.[3] In seinen ernsten Opern zeigt sich die zeitgenössische Vorliebe für Ensemblesätze und Chöre. Bei einigen dieser Ensembles handelt es sich um erweiterte Arien mit Einschüben anderer Charaktere. Vorwiegend handelt es sich durchkomponierte dreiteilige Arien. Es gibt aber auch Menuette, Rondo- und Dal-Segno-Arien. Die Ensemblesätze beginnen meist langsam und beschleunigen dann im Tempo, um die Dramatik der Handlung zu verstärken. In den Ensembles und Chören verwendete Andreozzi gerne kontrapunktische Techniken. Die Sinfonias bestehen aus einem einzigen Satz mit zwei Themen, einer kurzen Durchführung und einer verkürzten Reprise. Nur die Hauptfiguren haben längere Rezitative, die aber nicht handlungstragend sind. In seinen späteren Opern verwendete Andreozzi kaum noch die dreiteilige Arienform. Die Cavatinen, Chöre und Ensemblesätze nehmen an Zahl und Komplexität weiter zu und enthalten auch rezitativische Abschnitte. Innerhalb einer Szene wechselt die Tonart in der Regel nicht. Die Buffa-Opern haben die übliche Einleitung und mehrteilige handlungstragende Finalsätze. Zusätzlich gibt es in der Mitte jeden Aktes ein weiteres Ensemble, das ab Mitte der 1790er Jahre ebenfalls handlungstragend wird.[1]

In seinen Werken arbeitete Andreozzi häufig mit dem Gegensatz von Bläser- und Streicherstimmen. Ebenso kontrastieren einfache Streicherbegleitungen mit Tutti-Passagen. Er nutzte Soloinstrumente wie Oboen, Klarinetten, Fagotte oder Hörner für unterschiedliche Zwecke als Gegenstimme zur Gesangslinie, aber auch innerhalb von Rezitativen. In den Nebenstimmen erscheinen oftmals arpeggierte oder oszillierende Figuren sowie Tonrepetitionen. Häufig finden sich Dialoge von Gesangsstimme und Orchester. Der Einfluss seines Onkels und Lehrers Niccolò Jommelli ist besonders in der Vorliebe für Bläserstimmen, Crescendi, chromatische Tonfolgen, und der Wahl der Tonarten bemerkbar.[1]

Werke

Opern

Agesilao – Titelblatt des Librettos, Venedig 1787
Catone in Utica – Titelblatt des Librettos, Florenz 1787
Saulle – Titelblatt des Librettos, Florenz 1799

Geistliche Werke

Sonstige Vokalwerke

Instrumentalwerke

Digitalisate

  1. L’equivoco. Libretto (italienisch), Florenz 1781. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  2. Arbace. Libretto (italienisch), Florenz 1785. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  3. I pazzi per disimpegno. Libretto (italienisch), Venedig 1782. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  4. Quello che può accadere. Libretto (italienisch), Venedig 1784. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  5. Giasone e Medea. Libretto (italienisch), Neapel 1793. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  6. Le tre fanatiche. Libretto (italienisch), Neapel 1785. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  7. Catone in Utica. Libretto (italienisch), Florenz 1787. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  8. La caduta dei Decemviri. Libretto (italienisch), Florenz 1788. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  9. Agesilao, re di Sparta. Libretto (italienisch), Venedig 1787. Digitalisat im Corago-Informationssystem der Universität Bologna.
  10. Arminio. Libretto (italienisch), Venedig 1788. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  11. Teodelinda. Libretto (italienisch), Turin 1789. Digitalisat im Internet Archive.
  12. Giovanna d’Arco, ossia La pulzella d’Orleans. Libretto (italienisch), Venedig 1797. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  13. La morte di Giulio Cesare. Libretto (italienisch), Florenz 1790. Digitalisat im Internet Archive.
  14. Amleto. Libretto (italienisch), Padua 1792. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  15. Gli amanti in Tempe. Libretto (italienisch), Florenz 1792. Digitalisat im Internet Archive.
  16. Le nozze inaspettate. Libretto (italienisch), Neapel 1793. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  17. Sofronia ed Olindo. Libretto (italienisch), Neapel 1793. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  18. Ines de Castro. Libretto (italienisch), Florenz 1793. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  19. Saulle. Libretto (italienisch), Florenz 1799. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  20. La principessa filosofa, ossia Il contravveleno. Libretto (italienisch), Venedig 1794. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  21. Il disprezzo vinto dal disprezzo. Libretto (italienisch), Neapel 1795. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  22. Arsinoe. Libretto (italienisch), Neapel 1795. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  23. Il trionfo di Arsace. Libretto (italienisch), Rom 1795. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  24. Argea. Libretto (italienisch), Turin 1798. Digitalisat bei Google Books.
  25. Pamela nubile. Libretto (italienisch), Parma 1800. Digitalisat im Corago-Informationssystem der Universität Bologna.
  26. Sesostri. Libretto (italienisch), Neapel 1802. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  27. Armida e Rinaldo. Libretto (italienisch), Neapel 1802. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  28. Piramo e Tisbe. Libretto (italienisch), Neapel 1803. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  29. Il trionfo di Claudia. Libretto (italienisch), Florenz 1803. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  30. Sedesclavo. Libretto (italienisch), Rom 1805. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  31. Il trionfo di Tomiri. Libretto (italienisch), Neapel 1807. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  32. Il trionfo di Alessandro Magno il Macedone. Libretto (italienisch), Rom 1815. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  33. La morte di Saulle. Libretto (italienisch), Lissabon 1804. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  34. Il ritorno de’ numi. Libretto (italienisch), Neapel 1801. Digitalisat im Corago-Informationssystem der Universität Bologna.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Marita P. McClymonds: Andreozzi, Gaetano. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich)..
  2. a b Renzo Bonvicini: Andreozzi, Gaetano, detto Jommellino. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 3: Ammirato–Arcoleo. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1961.
  3. Werner Bollert: Andreozzi, Gaetano. In: Friedrich Blume (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). Erste Ausgabe, Band 1 (Aachen – Blumner). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1949, DNB 550439609, Sp. 465–466 (= Digitale Bibliothek Band 60, S. 2523–2526).
  4. Il trionfo d’Israele, o sia La disfatta di Seon (Gaetano Andreozzi) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna. Abgerufen am 20. August 2015.
  5. Il trionfo d’Israele, o sia La disfatta di Seon. Bibliotheksdatensatz im Servizio Bibliotecario Nazionale. Abgerufen am 26. August 2015.