Grundrisse von Galeriegräbern am Beispiel der Nekropole von Warburg
Schema einer Galerie am Beispiel Pierre-aux-Fées
Galeriegrab von Etteln
Verbreitung verschiedener Megalithgrabtypen in Europa. Gelb: Galeriegräber

Die Bezeichnung Galeriegrab für deutsche Megalithanlagen einer bestimmten Bauart (abgeleitet von italienisch: galleria „langer Säulengang“) ist eine Übertragung aus dem Französischen (Allée couverte, auch Galérie couverte) und entstand aufgrund der Ähnlichkeit der deutschen mit ostfranzösischen Anlagen[1].

Deutsche Galeriegräber sind wie französische in der Regel eingetieft[2] und aus Orthostaten und Decksteinen oder Holzdecken erstellt. Vom Pariser Becken bis nach Belgien finden sich auch nichtmegalithische Anlagen mit vergleichbar rechteckigem Bauplan, die der Seine-Oise-Marne-Kultur (SOM-Kultur) zuzurechnen sind.

Verbreitung in Deutschland

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Das eingehauste Galeriegrab Züschen

Die von der Westfälischen Bucht bis in die Gegend von Züschen, südwestlich von Kassel, vorkommenden etwa 30 deutschen Anlagen heißen auch „hessisch-westfälische Steinkisten“. Die seltenen, östlich des westdeutschen Steinkistengebietes, in Niedersachsen bzw. an Lahn und Mosel liegenden etwa zehn Anlagen, die beinahe an das Verbreitungsgebiet in Westeuropa anschließen, sind zum Teil sehr klein (Liebenburg, Niederzeuzheim, Schankweiler). Sie heißen im Osten Mitteldeutsche Kammer oder Kammergräber.

Der Trichterbecherkultur (TBK) zuzuordnen sind die Galerien nördlich des Haarstrangs (Gebirge) und im nördlichen Niedersachsen (Galeriegrab von Sorsum). Die östlich der Westfälischen Bucht (bei Warburg) und südlich des Haarstrangs gelegenen gehören hingegen mehrheitlich zur Wartberg-Kultur.

Die „hessisch-westfälischen Steinkisten“ sind Kollektivgräber und werden in zwei Typen unterschieden.

2010 wurden in Erwitte-Schmerlecke die 20 und 25 m langen Galeriegräber von Schmerlecke entdeckt und ausgegraben.[3]

Verbreitung der hessisch-westfälischen Megalithik: Beckum I–II, Lippborg, Ostönnen, Hiddingsen, Schmerlecke I–III, Völlinghausen, Uelde, Brenken, Wünnenberg, Wewelsburg I–II, Atteln I–II, Henglarn I–II, Etteln, Kirchborchen I–II, Paderborn-Dahl, Neuhaus, Paderborn-Neuenbeken, Rimbeck, Hohenwepel, Borgentreich-Großeneder, Warburg I–II, Calden I + II, Altendorf, Züschen I, II, IV, Lohne-Wehrengrund/Züschen III, Gleichen, Gudensberg, Lohra, Ebsdorf, Gießen-Kleinlinden, Muschenheim, Niederzeuzheim, Oberzeuzheim, Oberzeuzheim-Heidenhäuschen, Niedertiefenbach, Schadeck, Mensfelden, Dauborn.

Frankreich

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Die Allée couverte (deutsch „gedeckter Gang“) ist ein insbesondere in Frankreich verbreiteter Dolmentyp, dessen Grundriss dem eines Ganges entspricht, während die Breite und die Höhe niedrig sind. Das deutsche Äquivalent wird als Galeriegrab bezeichnet. Die frühen Allées couvertes, denen die Deckplatten ganz oder teilweise fehlen, werden als Allées sepulcrales bezeichnet. Die teilweise oder ganz eingetieften als Allées enterrées oder semi-enterrées. Jean Arnal (1907–1987) teilte die Allées couvertes in primäre und sekundäre ein.

Der primäre Typ

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Die einfache Allée couverte ist eine rechteckige von Seitenplatten begrenzte und von Deckplatten bedeckte Kammer. Das Innere ist in Nischen unterteilt, deren Trennwände nicht durchgehend sind, um die vollständige Begehung zu erlauben. Die Allée couverte wird im Allgemeinen in zwei Teile gleicher Höhe aber ungleicher Länge getrennt, die Kammer (französisch cella) und die Vorkammer (französisch antecella). Die Seitenwände sind aus Orthostaten (deutsch „Tragsteinen“). Abhängig von der Länge wird die Allée couverte horizontal von einem oder mehreren Decksteinen bedeckt. Der Zugang befindet sich fast immer auf der Längsachse. Bei den Allées couvertes angevin (auch Typ Loire genannt) war ursprünglich ein Trilith als Portal angegliedert. Spielarten des Typ angevin sind im Boden eingetiefte Kammern, mit einer durch ein Seelenloch mit der Hauptkammer verbundenen Endkammer. Die größte Allée couverte Frankreichs ist die fast 20 m lange Anlage La Roche-aux-Fées in Essé. Sie ist ein Dolmen angevin.

Der sekundäre Typ

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Im Languedoc wurden einige lange Dolmen mit einem über 15 Meter langen Gang (Dolmen Lo Morrel dos Fados, Saint-Eugène) früher als Allées couvertes klassifiziert. Jean Guilaine hat gezeigt, dass es sich hierbei nicht um echte Allées couvertes handelt, weil ihre Architektur nicht der allgemein akzeptierten Definition entspricht:

Im Falle der Allées couvertes im Aude und im Roussillon ist es daher angebracht, von Dolmen mit breiten Gängen zu sprechen.

Seine-Oise-Marne-Kultur

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In der Seine-Oise-Marne-Kultur in Frankreich und Belgien sind Galeriegräber oder Allées Couvertes/sepultures couvertes in den Details sehr unterschiedlich gestaltet, einige wurden sogar in den Fels gehauen. Alleen, deren Länge zwischen 10 m und 20 m variiert, sind auch hier die Mehrheit. Die Kammer ist mitunter durch Schwellen-, Seiten- oder Lochsteine (La Pierre Turquaise – Département Val d’Oise) unterteilt. Die kürzeren Galerien sind im Ganzen etwas niedriger. Einige haben am Kopfende durch seitliche Strebepfeiler abgetrennte laterale Kammern.

Haupttyp

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Die einfache Allée couverte hat eine stets rechteckige Kammer, die von mehreren Seitenplatten gefasst und von Deckenplatten bedeckt ist. Das Innere ist durch eine oder mehrere Zwischenwände unterteilt, die nicht von Wand zu Wand durchgehen oder mit einem Seelenloch versehen sind. Hinzugefügt ist ab und zu ein Trilith vor dem Zugang. Es gibt Spielarten des primären Typs.

Irland

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Die irischen wedge shaped gallery graves oder Wedge tombs werden von einigen Forschern von den bretonischen Allées couvertes abgeleitet. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass Kammer und Zugang baulich nicht abgesetzt sind und die gleiche Breite haben. Es kann jedoch ein Schwellenstein oder eine axiale Nebenkammer vorhanden sein. Diese Anlagen sind alle oberirdisch angelegt und kürzer als die kontinentalen Anlagen.

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Galeriegräber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Reinhard Meier: Die jungneolithischen Steinkisten oder Galeriegräber im südlichen Niedersachsen. In: H. Schirnig (Hrsg.): Großsteingräber in Niedersachsen 1979. S. 91–110 ISBN 3-7848-1224-4 S. 91
  2. Eingetiefte Anlagen bringen jene stabilisierenden Elemente weitgehend mit, die oberirdische errichtete Anlagen durch Steinpackungen und dergleichen im Hügel erhalten. Sie brauchen auch keine einwärts geneigten Tragsteine, haben sie gelegentlich aus anderen Gründen aber trotzdem
  3. 5000 Jahre alte Großsteingräber in Erwitte-Schmerlecke
  4. Der Dolmen angevin, ist eine Allée couverte vom Typ Loire, mit (eingezogenem) Trilithenportal als Zugang