Gammaastronomie oder Gammastrahlen-Astronomie ist die Erforschung des Weltraums mittels Gammateleskopen. Aufgrund des viel höheren Energiebereichs der Gammaquanten (> 500 keV) im Vergleich zu sichtbarem Licht (~ 1 eV) und damit einhergehend auch der z. T. völlig unterschiedlichen Ursachen, erlaubt die Gammaastronomie Einblicke in neue Phänomene im Universum, insbesondere gewaltige Explosionen und Kollisionen von Sternen und anderen Himmelskörpern. Die Gammaastronomie öffnete somit ein Fenster in ganz andere Bereiche der Astronomie.

Grundlagen

Weltraumgestützte Gammaastronomie

Dieser Zweig der Astronomie ist noch relativ jung, da es auf der Erde nicht möglich ist, Gammastrahlen aus dem Weltraum aufzufangen, da diese von der Erdatmosphäre absorbiert werden. Wissenschaftler, die Gammastrahlenquellen im Weltraum untersuchen wollen, müssen sich deshalb auf entsprechende Observatorien verlassen, die auf Satelliten die Erde umkreisen. Es ist jedoch auch außerhalb der Erdatmosphäre nicht möglich, Gammastrahlenquellen wie im sichtbaren Licht mittels eines Linsen- oder Spiegelteleskops zu beobachten, da diese hochenergetischen Strahlen nicht von Linsen gebrochen und nicht von Spiegeln reflektiert werden. Man verwendet daher sandwichartig übereinander gelagerte Szintillationszähler bei denen beim Durchgang eines Gammaphotons durch ein bestimmtes Material Lichtblitze erzeugt werden: Die Lichtblitze werden durch Halbleiter-Photomultiplier gemessen, wobei ihre Spur durch den Detektorstapel eine grobe Richtungsabschätzung des einfallenden Gammaphotons auf ein paar Grad genau ermöglicht.

Gammaastronomie am Erdboden

MAGIC, Tscherenkow-Teleskop auf La Palma; Bild: MAGIC-Kollaboration

Mit bildgebenden Tscherenkow-Teleskopen ist es seit Anfang der 2000er Jahre möglich, Gammastrahlen indirekt vom Erdboden aus zu beobachten, indem man die Wechselwirkung der kosmischen Gammastrahlung mit der Erdatmosphäre beobachtet. Hierbei entstehen beim Zusammenprall der Gammaphotonen mit den Molekülen der Hochatmosphäre Sekundärteilchenschauer, welche wiederum beim Flug durch die Atmosphäre Tscherenkow-Licht aussenden. Der dadurch in Flugrichtung der Teilchen entstehende (d. h. auf den Erdboden) gerichtete kegelförmige Lichtblitz kann mit Tscherenkow-Teleskopen gemessen werden.

Geschichte

Anfänge

Auch wenn schon in den 1940er und 1950er Jahren vermutet wurde, dass es Gammastrahlen im Weltraum geben könnte, so konnte doch erst der Satellit Explorer 11 (gestartet am 27. April 1961), der nur für diesen Zweck gebaut wurde, Gammastrahlen entdecken. Während seiner 4 Monate langen Mission entdeckte er 22 Gammastrahlenereignisse.

Gammasatelliten

Explorer 11 war der erste einer Reihe von Satelliten, die von nun an regelmäßig im Orbit Gammastrahlen beobachten:

Gammateleskope am Erdboden

Zwei Teleskope des HESS-Teleskop-Arrays

Bei der erdgebundenen Beobachtung von Gammastrahlen sind, nach einer Reihe von kleineren Versuchsprojekten, zwei wegweisende Projekte zu nennen, die sich im Betrieb befinden:

Forschungsobjekte der Gammaastronomie

Aufgrund der bereits erwähnten hohen Energie der Gammastrahlung (über 105 eV im Vergleich zu Licht mit ~1,5…3 eV) müssen auch die Entstehungsmechanismen dieser Strahlung ganz andere als die des Lichts sein. In der Mehrzahl sind dies dramatische Explosionen und Kollisionen im Weltall:

Die höchste bisher beobachte Photonenenergie von 16 TeV, beobachtet mit dem HEGRA-Teleskop, hatte ihre Quelle im Blazar Markarjan 501.

Durch H.E.S.S. gefundene Gammastrahlungsquellen (Montage)

Siehe auch

Astronomie, Satellit, Teleskop, Gammastrahlung, Tscherenkow-Strahlung, Röntgenastronomie

Literatur